Credit: Robert Schlesinger

14.09.2022

Modedesigner Marcel Ostertag mag am Runway individuelle Hairstylings

Berlin Fashion Week: Seine Models am Runway sind so divers wie deren Hairstylings - von 13 bis 80 Jahren, von Locken bis Sleek. Wir trafen ihn zum Gespräch.

Im Gespräch mit Birgit Senger

Wie zufrieden bist Du mit den Hairstylist*innen, die dich heute im Team unterstützen?
Marcel Ostertag:
Ich bin sehr glücklich. Das gesamte Stylisten Team von Authentic Beauty Concept befriedigt meine Ästhetik. Was ich mir vorstelle, sehen sie ähnlich und setzen alles perfekt um. Sie haben eigene tolle Ideen, die sie mit einbringen. Dafür gebe ich ihnen auch wirklich eine große Bühne. Denn wir wollen nicht, dass jedes Modell auf dem Laufsteg gleich aussieht - so war es früher mal. Wir möchten alles viel typgerechter und anhand des Haaraufbaus entscheiden, wie wir das Äußere umsetzen.

Gibst du die Looks vor?
MO:
Ich bin tatsächlich mit jedem Model auf die Hairstylist*innen zugegangen und je nach Haarbeschaffenheit meine Idee vorgeschlagen. Wir haben uns sehr gut eingegroovt, vieles wurde von den Friseur*innen ähnlich empfunden. Die Mädels mit langen vollen Curls müssen Diana Ross mäßig mehr Volumen haben, so dass die Locken auch wirklich gesehen werden. Mädchen mit dünnerem, feinerem, kurzem Haar sehen im modernen Sleek Look so richtig sexy aus. Das alles wird von Gesicht zu Gesicht definiert damit jede Frau zum Strahlen kommt.

"Ich mag Föhnwellen, große Locken und ein bisschen Drama. Aber nie overstylt."

Welcher Look gefällt Dir persönlich am besten?
MO:
Ich bin ein Fan der Seventies. Ich mag Föhnwellen, große Locken und ein bisschen Drama. Aber immer auf natürlichem Weg, nie overstylt.

Weißt du schon von Anfang an, wie der fertige Look aussehen soll?
MO:
Ja, das beginnt schon in der frühen Collections-phase. In meiner Vorstellung weiß ich immer schon von Anfang an, wen ich für was buche. Weil ich weiß, welche Farbe und Größe besser an ihr aussieht, wähle ich diese für den Look entsprechend aus. 

Wir haben nicht nur Profis auf dem Laufsteg, sondern auch Musen, Kundinnen oder Freundinnen. Ich lege viel Wert auf Diversity. Unser ältestes Model der Runway Show wird bald achtzig, das jüngste dreizehn. Da ist es schon toll zu sehen, wie die Hairstyles den Typ nochmal ein Stück weit verändern, etwas Neues rauskitzeln, ohne sie zu verkleiden.

Was ist für dich beim Look wichtiger Schuhe oder Haare?
MO:
Ähm…Haare. Sie sind ein Ausdruck von Persönlichkeit. Ich bin kein Fan von krassen Farben, außer es ist ein ganz besonderer Typ zu dem es wirklich passt. Ich mag natürliche Strukturen und natürliche Haarfarben, die auch zu meinen Kollektionen besser passen.

„Bei mir wird es nie eine Hochsteckfrisur geben.“

Gibt es ein No Go Hairstyling?
MO:
Bei mir wird es nie eine Hochsteckfrisur geben. Damit sehen Frauen immer zehn Jahre älter aus. Viele verstehen das leider nicht. Schade, dass man immernoch oft denkt, man müsste sich auf einer Abendveranstaltung die Haare hochstecken.

Du entscheidest also nicht zu dem Muster oder zu der voluminösen Bluse passt die Frisur, sondern im Mittelpunkt steht der Look, der die Trägerin zum Strahlen bringt?
MO:
Bei mir geht es um die Personen und die Frauen, die für mich über den Catwalk laufen. Eine Show ist für mich eine Huldigung an alle Menschen, die mich unterstützen. Ich möchte nach außen transportieren, dass aufregende Mode an ALLEN gut aussehen kann. Man muss den Spagat schaffen zwischen Aufregung erzeugen, um Presse zu generieren, und einer Collection, die jeder auf der Straße anziehen kann. Ich möchte das deutsche Publikum an die Hand nehmen und zeigen, dass es keine Altersgrenze gibt und Glamour jedem gutsteht.

Vielen Dank, ich freue mich sehr, dass du dir vor der Show Zeit für den interessanten Austausch genommen hast.