Gülten Karagöz, stv. Landesinnungsmeisterin Wien | © Petra Spiola

19.12.2024

"Mein Traum ist ein Charity-Friseurstudio-Bus"

Weihnachtszeit ist Charity-Zeit. Für Gülten Karagöz, stv. Innungsmeisterin Wien, eine Selbstverständigkeit. Mit ihrem Engagement für Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern leben müssen, ist sie mit ihrem Team Vertrauensfriseurin und Glücklichmacherin.

Auf der Suche nach weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern für ihre Aktion „salon Sozial„ (►imSalon berichtete) verrät sie uns auch, was sie sich für die Friseurbranche 2025 wünscht.  

Gülten Karagöz im Gespräch mit Katja Ottiger  

"Kinder und Jugendliche scheinen oft zur Gänze vergessen."

Gülten, du bist immer wieder in Jugend-WGs unterwegs, um Kindern und Jugendlichen gratis Haare zu schneiden. Warum?
Gülten Karagöz: Für Obdachlose und auch für wohnungslose Frauen wird immer wieder einiges getan, aber Kinder und Jugendliche scheinen oft zur Gänze vergessen. Sie leben in WGs, wenn sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können. Denen schneide ich gemeinsam mit meinem Team gratis die Haare. In der Regel zum Schulstart und als Weihnachtsaktion.

Wie groß sollten die Teams sein?
GK: Die Teams können unterschiedlich groß sein, im Idealfall reicht es, wenn zwei, drei Leute in die WGs gehen. Für jeden Bezirk bräuchte es einen Friseur, eine Friseurin, die ein Team aufstellen. Für mein Team schnappe ich mir meine Lehrlinge, die sich immer gern anbieten, auch wenn es außerhalb der Arbeitszeit ist oder an einem freien Tag – sie sind dabei!

Wie organisiert sich das? Ihr braucht sicher Genehmigungen, um Kindern die Haare schneiden zu können?
GK: Ja, du kannst nicht einfach in eine WG gehen und sagen, ich bin jetzt da und schneide den Kindern die Haare ab. Bei diesem Projekt werden wir von der Volkshilfe Community Work unterstützt. Die genehmigt, dass wir hineinkommen können, dass die Kids nichts zu zahlen haben und dass wir vertrauenswürdige Menschen ohne schlechte Absichten sind.

Wie melden sich die Kinder dazu an?
GK: Das regeln die Wohnbetreuer, die bestätigen die Termine und geben die Anzahl der Personen durch.

Wie ist das praktisch: Haben die Kids dann beispielsweise gewaschene Haare?
GK: Ja, im Prinzip ist das so. Produkte bringen wir mit. Hier sponsert uns vor allem Glynt Deutschland. Stephan Conzen (Geschäftsführer Glynt, Anm.) unterstützt diese karitative Geschichte sehr gern. Er möchte weitergehend auch die „Obdach Ester“ unterstützen, in dem er Kanisterware an dieses Haus für wohnungslose Frauen schicken möchte.  

Das Projekt soll zukünftig weiterwachsen?
GK: Für das Projekt haben wir von der Stadt Wien ein Budget bekommen. Meine Traum ist ein mobiles Charity-Friseurstudio in Form von einem Bus, mit dem wir direkt zu den Kindern hinfahren und ihnen dort auch gleich die Haare waschen können. Das könnte ein ehemaliger Linien- oder Doppeldeckerbus sein, der entsprechend umgebaut werden müsste. Wir reichen das Projekt jetzt mal ein, mit dem Wissen, dass dies lang dauern kann, denn es geht um Genehmigungen, Standort, Stromanschluss und Wassertank, Logistik ect.. Aber vielleicht kann es ja klappen. 

"In der Förderung der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, sehe ich ein wichtiges Ziel."

Du bist seit vielen Jahren aktiv in der Branche und in der Landesinnung Wien tätig. Was wünschst du dir für die Friseurbetriebe 2025?
GK:
 Ich wünsche mir für die Betriebe, dass die Mehrwertsteuer auf 10 % gesenkt wird. Außerdem sehe ich in der Unterstützung und Förderung der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, ist ein weiteres wichtiges Ziel. Denn unsere Auszubildenden sind die zukünftigen Fachkräfte unserer Branche!