06.05.2012

Markus Decker: Die Welt im Gepäck

Nach 10 Jahren im Beruf mit Stationen bei Sturmayr, Haartistic und Goldwell ist der gebürtige Salzburger mit Kollegen Andreas Hinteregger zu einer 2-jährigen Reise aufgebrochen, um auf verschiedenen Kontinenten von den Kollegen zu lernen und ihre Impressionen in Fotokollektionen festzuhalten. Seit 2011 wieder zurück in Salzburg macht er sich mit "Director´s Cut" selbstständig und feilt an neuen Kollektionen. - [i]Wichtigste Lehrstationen: [/i]Munich Hair Academy, Goldwell-Akteur - diverse Modenschauen, Kollektionen - freiberuflich tätig für KMS - [i]Preise: [/i] Color Zoom Challenge 2010 und 2011 div. Nominierungen für den AHDA 2010 und 2011

Hinter dir liegt eine „bewegte“ Zeit. Zwei Jahre lang hast du gemeinsam mit Andreas Hinteregger als „Styletrotter“ von Salzburg aus die Welt bereist und u.a. in Thailand, Amerika und Australien Halt gemacht. Wieder zu Hause hast du dich 2011 mit „Director´s Cut“ selbstständig gemacht. Wie waren eure Erfahrungen?
Wir haben viele verschiedene Eindrücke gesammelt und 3 wichtige große Fotoshootings gemacht. Die Fotografen hierfür haben wir vor Ort gefunden bzw. übers Internet. Wir sind herumgereist und haben gedacht, eh, der Salon schaut cool aus, da gehen wir rein und schauen uns das an, fragen, ob wir hier arbeiten können. Das war nicht ganz so einfach, wie wir geglaubt haben. Einmal konnte ich in einem Salon auf Ko Samui mitarbeiten. Das aber auch nur, weil ich einer Bekannten die Haare dort geschnitten habe und danach der Chefin und ihrer Familie. In Australien haben wir, z.B. in Newcastle Haare geschnitten für ein Zimmer in der Nacht und wir waren auf der Messe in Sydney und haben Friseure interviewt.

Was war die Idee hinter eurer „Weltenbummlerei“?
Die Grundidee war eigentlich herauszufinden, wie arbeiten Friseure international, wo liegen die Unterschiede und wir hatten vor, eine World-Wide-Collection zu machen. Unser Plan war einfach: 2 Wochen in Salons vor Ort mitarbeiten, etwas Geld verdienen, Eindrücke sammeln und dann weiter ziehen. Und es war auch eine bisschen eine Auszeit, die wir gebraucht haben.

Und ist der Berufsstand im Ausland besser angesehen?
Teils schon, teils nicht. In Europa und in Amerika sind die Leute Trendbewusst und wollen einen guten Schnitt. In Thailand gibt es ein paar wenige Friseure, die sind gut angesehen und die anderen schneiden für wenig Geld Haare.

Auf eurer Reise entstanden sind 3 verschieden inspirierte Kollektionen, die man online auf einer eigens errichteten Plattform verfolgen konnte. Wie groß war das Interesse an euren Erlebnissen?
Das Interesse war bei Kunden, Freunden und Bekannten natürlich sehr groß. Inwiefern das von Friseuren verfolgt wurde, können wir nicht sagen. Wir haben die Klicks nachvollziehen können, aber nicht, woher diese im Einzelnen kamen.

Wie habt ihr eure Reise letztendlich finanziert?
Aus der allgemeinen Tasche. Geplant hatten wir eigentlich, dass wir arbeiten, Berichte schreiben, Fotokollektionen und Interviews machen und uns dadurch rückfinanzieren.
Wo hast du unmittelbar vor der Reise gearbeitet?
Ich hab vorher für Goldwell gearbeitet, war zwischendurch kurz arbeitslos und war dann bei „Haartistic“ gemeinsam mit Andi (Andreas Hinteregger, Anm.).

Welches Resümee ziehst du?
Es auf jeden Fall noch einmal machen zu wollen, das Ganze war zu 100% eine Wahnsinnserfahrung.

Welches Land / welche Kultur hat dich am meisten beeindruckt?
Auf jeden Fall Amerika! Das hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt. Es ist so vielfältig, die Landschaft ist toll, wir haben eine Menge hilfsbereiter und netter Menschen getroffen…

Mit welchem Friseur in welchem Salon würdest du gerne mal einen Tag lang arbeiten?
Auf jeden Fall Andi in seinem Salon in London besuchen und dort mitarbeiten.

Das klingt nach Fernweh?
Ja, schon.

Dein wichtigstes Werkzeug dabei?
Meine Schere, meine Hände.

Dein härtestes Training?
Am Schwierigsten finde ich es, sich immer wieder neu zu motivieren und alles immer wieder neu zu positionieren und zu schauen, dass man einfach weiterkommt.

Dein nächstes Projekt?
Die aktuelle Kollektion für die Hairdressing Awards.

Was erfüllt dich in unserer Branche mit Stolz?
Wie der Friseur im Allgemeinen mittlerweile wahrgenommen wird. Hier hat es in den letzten Jahren einen Schub nach vorne gegeben.

Wünsche an die Branche?
Dass die Leute selbst mehr Spaß daran finden, Friseur zu sein.
 

Mai 2012


Interview:Katja Ottiger