Credit: Mariya Todorova / winterbilder

29.03.2022

Mariya Todorova: Mein Salon wurde nicht zerstört – er dient im Moment als Schutzraum

Gemeinsam mit ihrer 10 Monate alten Tochter verließ Mariya ihre Heimat und ihren Friseursalon in Kiew. Durch Salons für Ukraine und die Friseurjobplattform JOKIRA.de (JOKIRA.at für Österreich) hat sie nun Unterkunft und Arbeitsplatz in Baden Württemberg gefunden. Wir haben mit ihr über die letzten Tage in der Ukraine, ihre Ausbildung als Friseurin und ihren neuen Job in Deutschland gesprochen.

Im Interview mit Juliane Krammer
 

Mariya, du bist im Moment in Deutschland und hast über ► JOKIRA und die Aktion ►Salons für Ukraine einen Platz zum Arbeiten und eine Unterkunft für dich und deine Familie gefunden. Weißt du schon, wann dein erster Arbeitstag ist?
Mariya Todorova:
Ich warte auf meine Green Card, die hoffentlich in den nächsten Tagen ankommt. Dann kann ich starten.

Du bist Friseurin in der Ukraine und hast deinen eigenen Salon. Wie unterscheidet sich die Ausbildung zum System in Deutschland oder Österreich?
MT:
Ich habe insgesamt 7 Jahre studiert und mit einem Magister für Haar-Design abgeschlossen. Davon war ich 2 Jahre auf einem Kolleg und 5 Jahre auf der „University for Culture“ in Kiew.

Das klingt spannend! Wählen viele Friseur*innen aus der Ukraine diesen Ausbildungsweg?
MT:
Wir waren eine Gruppe von 30 Personen in meinem Jahrgang. Die Ausbildung umfasst auch viel theoretisches Wissen wie Design, Farbe, Wirtschaft, Theater- oder Film-Geschichte, Make Up, Haar-Praxis, etc.

Und wie vertieft man die Praxis-Fähigkeiten?
MT:
Ich war eine der besten Schülerinnen in meinem Jahrgang, deswegen habe ich neben der Universität, in einem Salon gearbeitet.

Wie lange bist du schon Friseurin?
MT:
Es sind nun 12 Jahre.

Wann war dein letzter Arbeitstag in der Ukraine?
MT:
Das war der 23.2. Mein Mann hatte damals vorgeschlagen, dass wir Urlaub machen. Wir sind mit meiner 10 Monate alten Tochter zu meinen Schwiegereltern gefahren. Am nächsten Tag gab es die ersten Explosionen. Dann ging alles schnell: Meine Freundin und ihr Sohn fuhren mit dem Auto nach Polen, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Ich stieg mit meiner Tochter ein und wir fuhren los.

Wo ist dein Ehemann jetzt?
MT:
Er musste in der Ukraine bleiben und hilft in der IT-Armee im Kampf gegen Russland.

Hast du Mitarbeiter? Wo sind die im Moment?
MT:
Ich habe einen männlichen Mitarbeiter, auch er musste in der Ukraine bleiben.  

Weißt du, ob es deinen Salon in Kiew noch gibt?
MT:
Ich habe Glück, dass mein Salon im Keller ist. Er besteht noch. Ich weiß, dass Personen dort sind, die sich verstecken und schützen, gemeinsam mit Hunden und einem Papagei.

Du hast Arbeitsmaterialien und eine Schere mit dabei. Ist das deine, die du von zu Hause mitgenommen hast?
MT: Nein. Da ich in der Annahme von zu Hause weggefahren bin, Urlaub zu machen. Dass meine Tochter und ich nicht mehr zurückkommen, war nicht geplant. In Polen waren viele Helfer und dort habe ich das Werkzeug erhalten, dass ich jetzt verwende.

Wie geht es weiter?
MT: Ich bin sehr glücklich, dass wir hier Schutz gefunden haben und, dass ich hoffentlich bald zum Arbeiten beginnen dann. Die Menschen hier sind so nett, sie unterstützen uns und haben ein großes Herz! Das hilft in dieser Situation sehr!

Ich danke dir für das Gespräche und wünsche dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

 

 

Maria hat ihre Stelle bei J.P. Hairdresser über die Friseurjob-Plattform JOKIRA gefunden. Du bist ein*e Friseur-Unternehmer*in und möchtest geflüchteten ukrainischen Friseur*innen einen Job in Österreich anbiete? Dann lass dich ►hier gratis listen.