29.09.2016

Livia Blazekovas zweites Leben

Fakten

Salon in Wien 9. seit Februar 2016

davor 13 Jahre eigener Salon in der Slowakei

Ein-Frau-Unternehmen



imSalon: Wenn man deinen Salon betritt, fühlt man sich, als wäre man in der Zeit zurückgereist: Prunkvoll mit Wiener-Palais-Flair. Was war dir beim Einrichten wichtig?
Livia Blazekova: Mir war besonders wichtig, dass es nicht so typisch nach Friseurgeschäft aussieht, dass sich meine Kundinnen in dem Ambiente einfach wohlfühlen. Mein erster Salon war sehr modern eingerichtet - jetzt bin ich reifer geworden und das klassisch Elegante passt besser.

imSalon: Wo hast du die Möbel gefunden?
Alle Möbel und die Inneneinrichtung habe ich selbst entworfen und beim Tischler anfertigen lassen. Ich hatte immer schon eine Leidenschaft für Innendesign und habe mir hier einen echten Mädchentraum erfüllt.

imSalon: Was hier gleich auffällt, ist Deine prall gefüllte Diplomwand.
Ja, Weiterbildung ist mir besonders wichtig. Allein schon, um für meine Kunden auf dem neusten Stand zu sein. Ich war auch in meiner Zeit in der Slowakei immer auf internationalen Fortbildungen und habe das Know-How an meine Mitarbeiterinnen weitergegeben. Mir war es wichtig, dass alle im Salon den selben hohen Standard erfüllen können, so ist es egal, von wem die Kunden bedient werden.
 

"Es ist berührend, wenn Leuten ein Friseurbesuch viel Wert ist"



imSalon: Vor deiner Zeit in Wien hattest du bereits eine Karriere in der Slowakei.
Ich habe schon mit 23 meinen eigenen Salon geführt! Es war eine echte Herausforderung und meine Kundinnen waren sehr anspruchsvoll. Da waren viele Ärzte und Anwälte, aber auch solche, die für einen Friseurbesuch lange Zeit gespart haben. Das ist berührend, wenn man merkt, dass diesen Leuten ein exklusiver Friseurbesuch so viel Wert ist und ich habe immer versucht ihnen mit einem kleinen Geschenk oder einem Rabatt zu danken.

imSalon: Woher kam die Entscheidung, nach Wien zu gehen?
Mein Lebensgefährte wohnt hier schon viele Jahre und als klar wurde, dass wir nicht in der Slowakei leben werden, habe ich meinen Salon verkauft. In der Anfangszeit bin ich zwei Tage die Woche nach Wien gependelt, bis ich die Sprache gut genug konnte, um einen eigenen Salon aufzumachen. Meine Karenz habe ich genutzt um den "Salon Palfy" zu planen und noch besser Deutsch zu lernen.
Es war nicht leicht wieder ganz am Anfang zu sein, nachdem ich in der Slowakei schon so bekannt war. Dort war es ein Selbstläufer, ich hatte sehr viel positive Mundpropaganda und der Salon war immer voll. Hier ist das natürlich ganz anders und ich muss wieder von vorne beginnen.
 

"Der Fisch merkt das Wasser um sich herum nicht"



imSalon: Ist die Friseurbranche hierzulande anders?
Ich denke, hier passt der Spruch "Der Fisch merkt das Wasser um sich herum nicht". Ich gehe ja selbst wenig in andere Friseursalons, aber Kunden erzählen mir häufig ihre gemischten Erlebnisse. Am zufriedensten waren sie immer dort, wo man sie freundlich und wirklich individuell beraten hat - das passiert in Österreich gottseidank recht häufig.

imSalon: Welche Friseur-Klischees gibt es in der Slowakei?
Ach, ich glaube, die Vorurteile über unsere Branche sind international.

imSalon: Slowakische Frauen haben hier den Ruf, immer sehr gestylt zu sein, immer gut auszusehen. Ist das Schönheitsbild in der Slowakei ein anderes?
Mir fällt gerade im internationalen Wien auf, dass es bei Frauen aller Länder solche mit Stylingbewusstsein gibt und dann welche, die nicht so viel in Äußeres investieren. Die Frage bringt mich allerdings darauf, warum ich so einen großen Wert auf Innendekoration und die Verbindung von Haarstyling und Gesamtbeautykonzepten lege: Vielleicht wegen meiner Wurzeln in der Slowakei.

imSalon: Woher kam die Idee zu Deinem tollen Event mit Live-Musik, Modeschau und Schmuckpräsentation. Nicht viele Friseure machen so etwas im Salon.
Ich rede viel mit Menschen und lerne viele Frauen kennen. Wir haben über unsere Pläne geredet und so kam die Idee, gemeinsam im Salon Palfy etwas zu veranstalten. Schließlich liegen hier die geeigneten Räumlichkeiten und die notwendige Infrastruktur vor. Mit der Musik hatten wir einen echten Glücksgriff, denn Musik muss wirklich passen. Ich möchte auch in Zukunft Veranstaltungen hier machen.

imSalon: Wie kriegt man für ein solches Event so viele Sponsoren, z.B. Ströck?
Wir haben einfach angerufen und ihnen unser Konzept erklärt und was wir vorhaben. Das war nicht so schwierig.
 

imSalon: Durch dein Talent zum Netzwerken bist du auch auf einer bekannten Hochzeit gelandet...
Ja, ich war bei Anna Netrebkos Hochzeit und habe ihre nahe Familie und ihre drei besten Freundinnen frisiert. Ich durfte ihr auch den Schleier auf den Kopf setzen.
 

"Die Verschönerungsarbeit am Kopf ist etwas sehr Persönliches und Intimes"



imSalon: Was ist das Schönste am Friseurberuf?
Die Zufriedenheit und das Lächeln im Gesicht der Kunden nach erfolgreichem Haarstyling und Make-up. Die Verschönerungsarbeiten am Kopf sind etwas sehr Persönliches. Da bekommen wir jede Menge Vertrauliches bis sehr Privates und Intimes erzählt. Man ist schon auch ab und zu ein bisschen Psychotherapeutin, das gehört ein Stück weit zu unserer Profession dazu. Und besonders zu der persönlichen Atmosphäre, die mir so am Herzen liegt.

imSalon: Diese Frage kommt fast immer zum Schluss - wolltest du immer schon Friseurin werden?
Das ist tatsächlich so! Als ich 13 war hatten meine Mutter und ich es sehr eilig zu einer Veranstaltung und sie bat mich, schnell ihre Haare zu stylen. Und: Sie war wirklich zufrieden!


Das Interview führte Katriina Janhunen


www.salonpalfy.at

Oktober 2016