25.01.2019
Konzept Dry Bar – Einmal Föhnen bitte!
Die Raitz Brüder Andreas und Patrick sind bekannt dafür immer neue Wege zu gehen. Wir sprachen mit Andreas über das derzeitige Pilotprojekt „Dry Bar“…
imSalon: Seit Oktober 2018 gibt es nun die Dry Bar auf der Mariahilfer Straße - wird das angenommen?
Andreas Raitz: Ehrlicherweise läuft das Projekt momentan noch etwas zaghaft an. Es trifft auf viel Begeisterung, aber die Wiener können noch nicht wirklich damit umgehen. In anderen Ländern sind die walk-in Konzepte schon weitverbreitet. Die optimalen Rahmenbedingungen dafür haben wir geschaffen. Die Lage dazu ist ideal, schön langsam wird die Nachfrage größer.
Was tut ihr dafür?
AR: Aktuell sind wir gerade dabei, auf uns aufmerksam zu machen. Wir müssen auf uns hinweisen, damit man weiß, dass wir da sind, das wird noch spannend. Douglas ist zuversichtlich und will weitermachen, das ist ein perfekter Anfang.
Wer ist die Zielgruppe?
AR: Das muss man je nach Lage definieren. Hier auf der Mariahilfer Straße ist ein sehr junges Klientel unterwegs, ab 20 Jahre aufwärts bis maximal 40 Jahre.
„Es kommt nicht darauf an, wie lange deine Haare sind, sondern welche Treatments du wählst“
Was kostet Föhnen?
AR: Es kommt nicht darauf an, wie lange deine Haare sind, sondern welche Treatments du wählst. Ein normales Regular Blow Out, also das einfachste ohne Pflege kostet 25 €, egal welche Länge.
Begriff Dry Bar – meine Freunde dachten, ich gehe etwas trinken. Wird der Begriff verstanden?
AR: Ja, genau! Der Begriff wird gar nicht verstanden. Wir haben das aus dem englischen Wortschatz übernommen und haben gesagt, ja das passt gut zu Douglas und unserem Vorhaben. Wir müssen momentan noch sehr klar kommunizieren, dass es um eine Föhnbar geht, wo man gestylt wird. Da steckt für uns noch einiges an Arbeit drinnen, um den Begriff für die Leute vertraut zu machen.
Welche Werbemaßnahmen gibt es?
AR: Wir spielen das über Douglas, wir kommen auf alle Werbemittel und haben auch eine eigene Webseite, auf der man sich einen Termin buchen kann. Auf der Straße ist es uns leider nicht erlaubt, zu flyern, aber im Geschäftseingang. Außerdem arbeiten wir mit allen Douglas Filialen rundherum zusammen, in dem die das auch an die Kunden weiterleiten.
„Businesskunden unter der Woche, die fehlen uns noch“
Wann kommen Leute zum Föhnen?
AR: Ganz klar zum Wochenende. Die Businesskunden unter der Woche fehlen uns noch. Donnerstag bis Samstag sind wir zu zweit gut ausgelastet. Das Hauptgeschäft ist momentan das Styling für Abendveranstaltungen, junge Mädels kommen vor dem Fortgehen.
Eure Öffnungszeiten?
AR: Wir haben Montag bis Freitag von 10-19 Uhr und Samstag 10 – 18 Uhr geöffnet.
„Es tut sich eine ganz neue Mitarbeiter-Zielgruppe auf“
Ist es schwierig Mitarbeiter zu finden, die nur Föhnen?
AR: Hier tut sich eine ganz neue Mitarbeiter-Zielgruppe auf. Der Fokus liegt hier nicht nur auf kreative Friseurinnen. Ich nehme auch Visagisten oder Leute ohne fachliche Ausbildung, die gerne und gut Haare stylen können. Die meisten Visagisten haben ja grundsätzlich eine Friseurausbildung und wollen mehr mit Haaren machen, ohne jedoch schneiden oder färben zu müssen. Außerdem gibt es sehr wenige Visagisten, die eine fixe Anstellung haben, das bietet sich somit optimal an. Das Fachwissen wird gebraucht, aber die Mitarbeiter müssen nicht unbedingt aus einem Friseursalon kommen.
Vermissen die Friseure das Färben und Schneiden, wenn sie den ganzen Tag nur „föhnen?
AR: Im Moment handhaben wir das so, dass wir die Mitarbeiter gelegentlich zwischen den Standorten switchen. Das können wir ganz gut jonglieren mit den Geschäften, die wir haben.
Sind weitere Dry Bars geplant?
AR: Das ist ein Pilotprojekt, dann sehen wir weiter.
Kommen auch Männer zum Föhnen?
AR: Ja, hatten wir schon. Ein Herr wollte die neuen Dyson Produkte ausprobieren, den haben wir hier hergeschickt.
Wenn ich eine schöne Hochsteckfrisur mit Make Up haben möchte, was zahle ich dann?
AR: Make Up wird im unteren Stock bei MAC angeboten, eine Express Hochsteckfrisur kommt auf 25 €.
Braucht man Termine?
AR: Einen Termin braucht man grundsätzlich nicht. Wir arbeiten momentan jedoch nur mit zwei Plätzen, sollten die besetzt sein, muss man warten. Eine Terminbuchung vorab ermöglicht jedoch einen Termin ohne Wartezeit.
„Junge Leute, die nachkommen, wollen ganz andere Dinge machen, als im klassischen Friseurdasein“
Was ist die größte Herausforderung bei der Dry Bar?
AR: Die größte Herausforderung ist der gesamte Wandel der Branche. Wir müssen versuchen, am Puls der Zeit zu bleiben. Für mich ist es wichtig, dass wir den jungen Menschen, die eine Friseurlehre machen, auch die Möglichkeit geben, sich anders zu entfalten. Junge Leute, die jetzt nachkommen, wollen ganz andere Dinge machen, als im „klassischen Friseurdasein“. Ich finde das spannend, neue Möglichkeiten anzubieten, dadurch kann man auch neue Mitarbeiterkreise ziehen. Wie sonst kommt man an Personal, wenn man keine innovative Alternative anbieten kann?!
Suchen Mitarbeiter neue Jobprofile?
AR: Ich glaube, dass das ganz stark im Kommen ist. Wir bilden sehr viele Leute aus. Dennoch kommt ein starker Mangel an Fachkräften auf uns zu bzw. ist schon da. Wer nicht ausbildet, wird keine Leute haben. Wir versuchen in der Firma die Leute auf Positionen zu stellen, die ihnen Spaß machen.
„Viele sind einfach nicht mehr optimal ausgebildet“
Hilfskräfte sind derzeit sehr gefragt – das ist doch genau die Zielgruppe?
AR: Ja, genau. Viele sind einfach nicht mehr optimal ausgebildet, da gibt es teilweise massive Schwächen. In meinem Fall ist das Manko ein Vorteil. Ich kann Leute aufnehmen, wo ein komplettes Fachwissen einer Friseurausbildung kein Muss ist. Meiner Meinung nach, wird der klassische Friseurmitarbeiter, so wie wir ihn kennen, immer schwieriger zu finden sein. Die Leute wollen nicht mehr 40 Stunden arbeiten, sie legen Wert auf eine angenehme Work-Life Balance und das ist für uns als Unternehmer eine Herausforderung. Da müssen wir uns neu erfinden, um ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben.
Die Dry Bar ist ein guter Anfang – Danke Andreas für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!