17.05.2011

Katharina Bedrava: Experimentierfreude im Ländle

Als Master Associate für Paul Mitchell präsentiert die Topstylistin regelmäßig die angesagten Trends auf Messen und Veranstaltungen im In- und Ausland vor internationalem Fachpublikum. Diese werden dann umgehend im eigenen Salon in Katzelsberg in der 2400 Seelen zählenden Gemeinde Bernardsthal erfolgreich umgesetzt. Nach zehn jähriger Beruferfahrung in verschiedenen Salons auf dem Land und in Wien entschied sie sich für einen eigenen Salon, auch um Job und Familie besser vereinbaren zu können. Sie punktet im familienfreundlichen Salon mit Menschlichkeit und Engagement und sichert sich somit seit zehn Jahren die Treue ihrer begeisterten und teilweise sehr experimentierfreudigen Kundschaft.

Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Ich denke, meine Bodenständigkeit, mein intensiver Bezug zu meiner Familie, meine Liebe zum Job, meine Lust eigene Ideen umzusetzen und jeden Kunden genauso persönlich zu behandeln wie vor zehn Jahren.

Deine wichtigsten Stationen?
Zuerst einmal die Erziehung meiner Eltern: positives Denken, Disziplin und dass man an sich arbeiten muss… Mein erster Chef während meiner Ausbildung in Gänserndorf und Alex Brendel und das Paul Mitchell Team natürlich.

Welches Land hat dich am meisten beeinflusst?
Amerika! Amerika ist genial! PM kommt aus Amerika und die Leute dort sind offen, freundlich und nett!

Du bist Master Associate im Paul Mitchell Team und jetzt auch Mitglied im deutschsprachigen PAC (Platform Artisic Club). Was sind deine Aufgaben in diesen Funktionen?
Zum einen bin ich Master Associate, also Trainerin, und als diese und einzige Österreicherin wurde ich kürzlich von der Wild Beauty AG mit dem PAC ausgezeichnet. Den PAC gibt es heuer erstmals auch im deutschsprachigen Raum. Wie unsere amerikanischen Kollegen repräsentieren wir die PM - Trainer und präsentieren auf Messen die Trends, punkten aber genauso auch mit eigenen Kollektionen.

Wie setzt du die neuesten Trends und Erfahrungen im Salonalltag um?
Man muss ständig trainieren um topp zu sein. Wir im Salon trainieren die Trends und Farbtechniken zuerst mehrmals an Puppenköpfen, die wir dann unseren Kunden präsentieren und dann ganz oder teilweise direkt am Kunden umsetzen. Mittlerweile habe ich Kunden, die auf mich zukommen und fragen: Was hast du neues für mich? Trends im Salon lassen sich gut umsetzen, auch auf dem Land. Man muss es nur tun.

Du gibst während deiner Seminare auch immer wieder praxisnahe Businesstipps an deine Kollegen weiter. Wie werden diese angenommen und wie wichtig sind erfolgreiche Marketingstrategien im Salonalltag?
Die Wichtigkeit von Marketing und Business werden nicht immer erkannt. Ohne Marketingstrategien lässt sich ein Salon nicht erfolgreich führen, selbst bei der besten Laufkundschaft nicht. Aber Marketing braucht Zeit. Leider höre ich oft: Dazu ist keine Zeit. Wir im Salon trainieren regelmäßig neue Schnitte – das braucht Zeit. Und der Umgang und die Beratung mit neuen Produkten – das braucht Zeit. Wenn ich mir neue Aktionen ausdenke, muss ich diese ausarbeiten, an die Mitarbeiter transportieren und umsetzen – auch das braucht Zeit… Aber mittlerweile treffe ich immer öfter auch Kollegen, die mir Feedbacks geben und mir erzählen, welche Tipps sie bereits umsetzen konnten und welche Ideen sie als nächstes verwirklichen möchten. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Du selbst bist Saloninhaberin und nimmst bei Paul Mitchell ständig an Seminaren und Schulungen teil. Wie viel Weiterbildung durchlaufen die Mitarbeiter in deinem Salon jährlich?
Unsere Mitarbeiter fahren ca. 3-4 mal jährlich auf Schulung und monatlich trainieren sie gemeinsam mit mir und probieren aktuelle Trend aus.

Welchen Einfluss hat die Salonarbeit auf dich in punkto Kreativität und Inspiration?
Inspirieren und bestätigen lasse ich mich von meinen Kunden. Ich stehe auf der Bühne mit einem anderen Bewusstsein, wenn ich weiß, dass meine Kunden die Trends auch annehmen. Der Salon ist ganz, ganz wichtig. Ich habe Kunden bei denen ich mir immer etwas Neues überlege und dann mit auf die Bühne nehmen kann.
Die angesagten Trends funktionieren im Salon, man muss sie nur anwenden!

Die „Kunden der Zukunft“ besonders am Herzen. Kinder, die im Salon während des Eltern-Stylings ausharren müssen, werden mit kleinem 5 Minuten Styling und attraktiven Spielmöglichkeiten belohnt. Ein empfehlenswertes Konzept?
Das ist ein tolles Konzept, das ich auch weiterschule. Mit geringem Aufwand die zukünftigen Kunden werben und Werbung für den eigenen Salon nach außen tragen.

Wenn du ein Produkt wärst, welches wäre es?
Ganz klar: Freeze and Shine von Paul Mitchell. Ein Haarspray, der stark, aber flexibel ist, sich auch in verschiedene Richtungen biegen lässt.

Dein nächstes Ereignis?
Die (Trinkle) Train the Trainer Schulung im Jänner in Rom: Rhetorik, Bühnenpräsentation und Trends. Die besten 2-3 Trainer aus verschiedene europäischen Ländern werden bei dieser Schulung von amerikanischen PAC Team Trainern geschult.

Mit welchem Friseur in welchem Salon würdest du gerne mal einen Tag lang arbeiten?
Robert Cromeans, Vorbild und Marketing & Business-Experte.

Was würdest du am österreichischen Friseurmarkt gerne nachhaltig verändern?
Erstens: die Ausbildung der Lehrlinge! Nicht nur in der Berufsschule. Viele Unternehmer nehmen sich zu wenig Zeit für Lehrlinge, keine zusätzlichen Trainings am Wochenende, beispielsweise. Bei uns gibt es regelmäßige Trainingsabende, klar definierte Ziele für jeden Lehrling. Aller 3 Monate gibt es interne Prüfungen und persönliche Vereinbarungen: `wo willst du hin`? Das ist nicht immer einfach, da muss man gelegentlich eben auch mal einem Lehrling „aufs Dach steigen“.
Zweitens: das Image des Friseurs!!! Leider gilt immer noch so oft die Drohung: „Wenn´st nix kannst, wirst eben Friseur!“

 

Jänner 2010


Interview: Katja Ottiger