20.12.2016

Karin Wagner & Jasmin Kelz: Eine Ladenfläche mit 5 Meisterinnen

Lehrlinge brauchen Begeisterung und eine gute Basis, deshalb setzten Wagner&Kelz auf ein umfangreiches Seminarangebot in Kärnten, flexible Arbeitszeiten und Stuhlmiete.

Im Gespräch mit Katja Ottiger

imSalon: Ihr habt einen gut gehenden Salon in Kärnten und setzt nun auch auf Seminare. Warum?
Karin Wagner: Wir stellen uns immer wieder selbst Fragen: „Was würde uns jetzt noch Spaß machen? Was wird in unserem Beruf gebraucht? Was hören wir von unseren Mitbewerbern?“ Daher kommen dann viele Ideen.

Als Prüferin der Lehrabschluss- und Meisterprüfung merke ich immer wieder, wie wichtig es für Lehrlinge ist, an der Basis gestärkt zu werden und daher ist der Seminarbereich ein wichtiger Teil meines Berufes. Außerdem bin ich der Meinung, dass die heutigen Jugendlichen einfach einen anderen Umgang brauchen, um Dinge zu lernen. 

Bemerkt ihr einen Unterschied bei der Weiterbildung in Stadt und Land?
KW:
Ich finde, der Unterschied liegt nicht bei Stadt- oder Landfriseuren. Es geht mehr um die Begeisterung und die Möglichkeiten, die der Lehrling von seinem Lehrherren vorgelebt bekommt. Und auch, ob der Jungfriseur diese dann auch annimmt, sein Bestes daraus macht und die Chancen unseres Berufs lebt.

Jasmin Kelz: Es kommt auch immer darauf an, wie sich jemand weiterentwickelt und wie viel in die Ausbildung investiert wird.

"Sicherheit im selbstständigen Arbeiten ist Grundvoraussetzung für einen sicheren Job"

Was sind eure Seminar-Themenschwerpunkte?
KW:
Ich habe mich auf die Schneidebasis für Lehrlinge spezialisiert. Um zu verstehen und zu wissen, warum man etwas macht, gehört erst einmal Grundwissen her. Es ist wichtig, das Können zu verfestigen und auch Dinge zu lernen, die im Ausbildungssalon nicht so oft durchgenommen wurden. Man soll ja nach der LAP schnell in den Salonalltag und den neuen Aufgabenbereich integriert werden. Die Sicherheit im selbstständigen Arbeiten ist Grundvoraussetzung für einen sicheren Job.

Wie viel arbeitet ihr selbst im Salon?
KW:
 Drei Tage im Salon. Neben Salonalltag, Seminaren, der Prüfertätigkeit beim Wifi und meiner Arbeit für die Innung, habe ich auch ab und zu die Möglichkeit als Aushilfe im Stadttheater in Klagenfurt in der Maske mitzuwirken. Das macht meine Arbeitswelt sehr bunt und das liebe ich!

JK: Ich arbeite Vollzeit im Salon mit flexiblen Arbeitszeiten.

„Durch unsere Spenden durften wir schon einem Mädchen eine Perücke übergeben.“

Ihr spendet, habt ein Charity-Projekt gestartet. Was habt ihr an diesen Weihnachten gemacht?
KW:
Statt Weihnachtsgeschenken haben wir einen fixen Geldbetrag pro Kunde in eine Kasse gespart, der dem ►Verein Haarfee zugute kam.

JK: Wir freuen uns sehr, mit unserem Handwerk Menschen zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Durch unsere Spenden an den Verein durften wir einem Mädchen auch schon eine Perücke in unserem Salon übergeben. Es war überwältigend zu sehen, wie dieses Mädchen und ihre Mutter strahlten.

„Eine Eigenmarke verkaufe sogar ich ganz gern...“

Ihr führt in eurem Salon eine Eigenmarke. Wie kommen die Produkte bei euren Kunden an?
KW:
Wir fanden die Idee super, dass sich unsere eigene Marke auch in unseren Produkten widerspiegelt. Nach ausgiebigem Testen entschieden wir uns für eine überschaubare Pflege- und Stylingserie, die unsere Kundenschicht anspricht. Und sie finden es klasse „uns“ auch bei sich zu Hause zu „haben“ und ein Eigenprodukt verkaufe sogar ich als normalerweise schlechte Verkäuferin gerne!

JK: Solche Ideen entstehen meist aus Spaß heraus und wenn wir uns einig sind, starten wir ein neues Projekt. Das Feedback der Kunden ist durchwegs positiv und es ist einfach toll seine eigene Marke anbieten zu können. Die Linie beinhaltet Shampoo, Stylingprodukte und eine Pflegeserie.

„Wir sind eine Ladenfläche mit fünf Meisterinnen“

Ihr seid sehr aktiv auf Facebook, habt keine eigene Webseite – wie kommt das?
KW:
Wir sind in zwei Geschäftslokalen nun insgesamt fünf Friseure und Visagisten, die alle selbstständig für sich arbeiten. Nach außen werden die Geschäftsflächen durch Jasmin Kelz und mich präsentiert, doch jede Einzelne „Stuhlmieterin“ wirbt und steht für sich selbst. Wir sind sozusagen eine Ladenfläche mit fünf Meisterinnen.

JK: Ich habe keine eigene Webseite, weil ich meiner Meinung nach mehr Leute über soziale Netzwerke erreiche und ich muss sagen: Das Feeback ist genial!

Frau Wagner, was ist Ihre Aufgabe bei der Innung?
KW: Ich vertrete die Friseure im Bezirk. Wenn es Fragen gibt, kann sich jeder gerne bei mir melden. Zusätzlich bin ich als Vertretung für die Landesinnung Friseure Kärnten bei den Bundesinnungssitzungen für Aus- und Weiterbildung tätig. Durch diese Arbeit und durch die Tätigkeit als vorsitzende Prüferin der Lehrabschluss- und Meisterprüfung bin ich immer am neuesten Stand beim Thema Aus- und Weiterbildung. So sehe ich, wo es notwendig ist unterstützend da zu sein.

Frau Kelz, wie sehen Sie die Arbeit der Innung „von außen“?
JK:
Ich finde die Arbeit der Innung professionell, sie sind stets bemüht, uns Unternehmer zur Seite zu stehen und gestalten die Veranstaltungen für uns Stylisten immer interessant. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?
JK:
Weiterhin mit Spass und Motivation zu arbeiten, der Rest ergibt sich von selbst.

KW: Grundvoraussetzung ist die Freude an allem, was wir tun, die Möglichkeit der flexiblen Arbeitszeiten und abwechslungsreiche Tätigkeiten. So wird es nie langweilig und Charles Darwin hat schon gesagt: „Die Spezies, die überlebt, ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“ – dieser Satz passt aus meiner Sicht auf das gesamte Weltgeschehen.

Fakten

  • Zwei-Frau-Unternehmen
  • Karin Wagner ist Bezirksinnungsmeisterin von St. Veit
  • Zwei Salons mit drei Stuhlmieterinnen
  • Weiterbildungszentrum