08.08.2022
Jorge Cancer: NFTs - Wir lieben es die Ersten zu sein
NFTs sind der Trend am Kunstmarkt! Anlass genug für das Haarkunst-Kollektiv X-Presion Creativos, die erste Hairart-NFT-Kollektion zu launchen.
Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick
Ihr seid für Wow-Erlebnisse bekannt - jetzt überrascht ihr mit der ersten Hairart-NFT-Kollektion! Wie kam es dazu?
Jorge Cancer: Wir lieben es, die ersten zu sein. Die meisten Leute wissen ja noch gar nicht, was NFTs sind.
„Jeder, der dieses NFT kauft, investiert gut.“
Was kostet ein NFT der Kollektion?
JC: Die Preise richten sich unter anderem danach, wie viel Stück wir von einem NFT verkaufen, dieses eine hier verkaufen wir etwa an 30 Personen. Jeder, der dieses NFT kauft, investiert gut, denn beim Verkauf unserer nächsten Haarfärbetechnik erhalten die Käufer des NFTs ein Prozent des Gewinns. Wir entwickeln gerade eine Haarfärbetechnik, mit der man innerhalb von Sekunden das Haar färben kann. Wenn wir diese zum Beispiel für eine Million an die Industrie verkaufen würden, bekämen die NFT-Käufer 1000 Euro.
Woher weiß ich als NFT-Besitzer, dass ihr die Technik verkauft habt?
JC: Weil das NFT auf einer Blockchain ist, da kann man nichts verbergen. Jeder hat Einsicht, man kann keine Informationen verstecken. Sobald wir die Technik verkauft haben, geht das Geld direkt in die Krypto-Wallets der Investoren.
Wo verkauft ihr die NFTs?
JC: Auf der Website "Foundation", die machen das sensationell.
Wer kauft das?
JC: Da viele Personen noch nicht wissen, was NFTs sind, sehen sie keinen Grund, Geld für ein digitales Bild auszugeben, da sie auch Copy und Pasten könnten. Aber es ist dasselbe wie bei Picasso: Man kann auch von ihm einen Print kaufen, aber es ist nicht das Original.
Von Fotografien lassen sich beliebig viele Abzüge machen, von Gemälden nicht. Bei Fotos stellt sich also die Frage nach dem Originalfoto nicht?
JC: Nein, es gibt auch Originalfotografien. Die Sache ist die, wenn sie das Foto Zuhause hängen haben, interessiert es niemanden, ob es das Original ist oder nicht. Aber in der Zukunft wird das wichtiger, denn in der Blockchain* gibt es keine Fakes. Letzte Woche war ich etwa auf einer Party in Madrid und das Ticket war ein NFT. So wurde sichergestellt, dass keine Tickets auf dem Schwarzmarkt verkauft werden.
„Man braucht als Friseur keinen Salon, es gibt viele Wege.“
Ihr habt keinen eigenen Salon, fehlt da manchmal etwas?
JC: Man braucht als Friseur keinen Salon, es gibt viele Wege. Ich arbeite etwa an der Schnittstelle von Friseurhandwerk und Technologie.
Du gehörst zu den Gründern von X-Presion, wie viele seid ihr aktuell?
JC: Wir sind im Kernteam zu dritt, es arbeiten aber noch mehr Leute mit in unserem Artstudio.
Wollt ihr eigentlich expandieren?
JC: Wir sind überall. Wir reisen die ganze Zeit. Vor Covid haben wir gar nichts in Spanien verdient, sondern nur in anderen Ländern. Am Ende des Tages sind wir drei Typen, die in diesem Studio an ihren Kreationen arbeiten und diese teilen. Der vierte ist jetzt nach Dänemark gezogen und entwickelt ein Programm für nordische Staaten.
„Wir haben Hairstyles kreiert, die 3D gescannt werden und in ein Videospiel integriert werden.“
Wie finanziert ihr das alles - durch eure Bühnen-Shows?
JC: Ja, etwa durch Shows oder Leute, die zu uns kommen. Zehn bis 15 Mal im Jahr öffnen wir unser Studio.
Euer Fokus auf Innovation, mit und über Haar. Einige eurer Kreationen haben weltweit für Aufsehen gesorgt und Haarkunst auf ein neues Level gehoben. Jetzt NFTs - what's next?
JC: Aktuell arbeiten wir für eine Gamingcompany. Wir haben Hairstyles kreiert, die 3D gescannt werden und in ein Videospiel integriert werden. Das ist noch topsecret, dazu kann ich das nächste Mal mehr erzählen.
Lieber Jorge, vielen Dank für das Interview.
NFT steht für Non-Fungible-Token und bezeichnet digitales Eigentum, das auf virtuellen Marktplätzen erworben wird. In den meisten Fällen sind NFTs digitale Kunstwerke, wie auch die NFTs von X-Presion. Deren Genesis NFT-Collection beinhaltet acht Fotos, die aufwendig inszenierte Hairstyles zeigen und auf der Website Foundation erworben werden können. Bezahlt wird mit der Kryptowährung Ethereum, je nachdem wieviele Versionen von einem Foto verkauft werden, schwanken die Preise zwischen 0,3 und 3 ETH (nach aktuellem Kurs zwischen 336 und 3.336 Euro).
*Blockchain erklärt: Die „Blöcke“ stehen für einzelne Datensätze, die hintereinander abgespeichert werden, wodurch eine Datensatzkette entsteht. Diese kann man sich wie ein große Datenbank vorstellen, die mit einem Ursprungsblock startet und an die immer neue Datenblöcke chronologisch angreiht werden, nachdem sie überprüft und bestätigt wurden. Daraus entsteht eine Historie von Datensätzen, wie man es auch bei einer Finanztransaktionen kennt. Alle, die am Blockchain-System teilnehmen, speichern auf dem Rechner vollständige Kopie der Datenhistorie. Dieses Vorgehen verhindert ein Manipulieren der Daten, da es vielfache richtige Kopien bei den teilnehmenden Personen gibt. Außerdem gibt es eine festgelegte Reihenfolge der erstellten Datensätze, die auch durch eine Prüfsumme gesichert sind.