Heiko Schneider | C: Maik Lagodzki

10.02.2022

Heiko Schneider: An unserer Salon-Rezeption arbeiten nur Leute aus der Hotellerie

Heiko Schneider aus Hoyerswerda setzt an seiner Rezeption ausschließlich auf Fachkräfte aus der Hotellerie und benennt die Vorteile, die man sogar dank digitalem Rezeptions-Callcenter nutzen kann ...


Im Interview mit Katja Ottiger

Heiko, an deiner Rezeption arbeiten seit vielen Jahren ausschließlich Leute aus der Hotellerie. Warum?
Heiko Schneider
: Es hat mich einfach geärgert, dass wir direkt am Kunden einen sehr guten Job machen, aber beim letzten Schritt - beim Abkassieren, der Neuterminierung, dem Produkte empfehlen - meist zu wenig Zeit haben, weil der nächste Kunde wartet. Es ist ein ganz anderer Prozess, wenn für diesen letzten Schritt ausreichend Zeit zur Verfügung steht.

Aber warum Leute aus der Hotellerie?
HS:
Weil sie persé anders geschult und zudem die Mehrfachbedienung gewöhnt sind: Sie kassieren ab, begrüßen gleichzeitig eintretende Kunden mit einem Blick, nehmen Kunden die Jacke ab, halten die Türen offen. Und sie gehen durch den Salon und räumen rechts und links die Sachen weg, einfach weil sie gewohnt sind, keine Leergänge zu machen. Und ganz wichtig: Eine Hotelfachfrau würde am Abend niemals nach Hause gehen, ohne die Kaffeemaschine sauber gemacht zu haben, das liegt in deren DNA. Für Friseure ist das abends ein zusätzlicher Job.

Welche Aufgabengebiete übernehmen sie außerdem?
HS:
Den Produktverkauf und das Geschenke einpacken, das der Kunde von Heute aus dem Handel gewohnt ist und was für eine Friseurin mit ihrem Zeitmanagement eher schwierig ist. Die Rezeptionistin kann gleich in die Offensive gehen, Produkte vorschlagen und diese schön einpacken.

„Leute aus der Hotellerie haben kein Preisproblem (…)
Was ein Produkt kostet, kostet es!“

Werden die RezeptionistInnen verkaufsgeschult?
HS:
Ja, sie müssen sich natürlich mit den Produkten beschäftigen. Aber ein wichtiger Pluspunkt beim Verkauf ist, dass Leute aus der Hotellerie kein Preisproblem haben. Bei einer unserer letzten Preiserhöhungen, die etwas stärker war, wollte ich mit den Rezeptionistinnen die Preiserhöhung und die Argumentation durchsprechen. Das brauchte ich nicht, denn für sie war klar: Was ein Produkt kostet, kostet es. Das ist in einem Restaurant nicht anders. Sie sind da weniger emotional als Friseure.

Gab es Probleme bei der Einarbeitung, beispielsweise mit dem Kassensystem?
HS: Nein, es ist genauso wie bei jedem anderen auch, manche arbeiten schneller mit der Kasse, andere weniger schnell. Aber das ist auch nicht die Frage, denn jeder, vom Azubi bis zur Rezeption, muss eingearbeitet werden.

„Bei uns ist Voraussetzung, aus der Hotellerie zu kommen, um an der Rezeption zu arbeiten.“

Warum wechseln Leute aus der Hotellerie in den Friseurbereich?
HS:
Wenn sie aus der Babypause zurückkommen, sind es vor allem die geregelten Arbeitszeiten, die attraktiv sind. Im Moment, durch die Corona-Pandemie und die Lockdowns, sind allerdings viele aus der Hotellerie auf der Suche nach einer Umorientierung. Und da ist der Friseur ein sehr angenehmes Arbeitsumfeld.

Wie findest du die Leute für deine Rezeptionsbesetzung?
HS:
Indem ich ganz gezielt nach Servicekräften aus der Hotellerie suche. Seit vielen Jahren läuft von uns beim Arbeitsamt eine Anzeige mit der Zielgruppe „Rückkehrer“, also für Leute, die vorher im Ausland in einem guten Hotel gearbeitet haben. Um bei uns an der Rezeption arbeiten zu können, ist es tatsächlich Voraussetzung, aus der Hotellerie bzw. Gastro zu kommen.

In Puncto Bezahlung, gibt es da Unterschiede zwischen Hotel- und Friseurbranche?
HS: Das ist regional und zeitlich sehr unterschiedlich. Meine allererste Rezeptionistin aus der Hotellerie bekam damals ein höheres Gehalt als es bei den FriseurInnen üblich war. Später entwickelten sich die Friseurgehälter schneller, schon allein durch die Erhöhung des Mindestlohnes. In den vergangenen Jahren stiegen die Löhne von Friseuren und Servicekräften unterschiedlich schnell. Im Moment sind sie eigentlich ziemlich gleich auf.

Braucht es Goodies, die den Wechsel vom Hotel zum Salon nahegelegen?
HS: Das Goodie sind die besseren Arbeitszeiten, vor allem dann, wenn die Leute Familie haben.

Du bietest einen Friseurhotline-Service für KollegInnen– wie ist das in der Praxis?
HS: Bei derzeit weniger Kunden in den Salons werden deutschlandweit RezeptionistInnen eingespart, da entsteht eine Lücke am Telefon. Bei parallel steigenden Preisen geht es in meinen Augen aber nicht, dass man vom Kunden weggeht, um ans Telefon zu gehen. Das ging früher bei einem 25 Euro Schnitt, aber nicht, wenn dafür zwischen 60 und 70 Euro bezahlt werden.

Digitale Rezeption: Kein „Entweder oder “ sondern ein „Sowohl als auch “

Deshalb bieten wir bei Friseurdigital gemeinsam mit Albert Bachmann eine digitale Rezeption an. Die Friseursalons können bei Bedarf ihr Telefon umschalten, die Anrufe werden direkt zu uns weitergeleitet. Geschulte Rezeptionisten gehen ans Telefon und melden sich mit dem Namen des Geschäftes und tragen die Termine ein. Der Kunde draußen merkt nicht, dass er gar nicht im Salon ist. Der Friseursalon kann die Anlage umschalten, wie es für ihn passt, zB nachmittags, wenn es stressiger ist. Es ist kein „entweder oder Service“, sondern ein „sowohl als auch Service“.

Was benötigen Friseursalons für die digitale Rezeption?
HS:
Wir arbeiten mit einer Call-Center-Software, die wir im Moment für die Kassen-Software „Timeglobe“ und „Shortcuts“ anbieten. Wir selbst nutzen das Angebot auch, denn unsere digitale Rezeption befindet sich in anderen Räumlichkeiten. Es ist bei uns im Salon deutlich ruhiger geworden, das ist etwas, das ich seit vielen Jahren wollte. Diese Kombination ist für mich unschlagbar: Kein Telefonklingeln mehr im Salon und Servicekräfte aus der Hotellerie - das ist ein ganz anderes Arbeiten.
 

Heiko, wir danken dir wie immer für deinen Einblick in dein Business und deine Anregung, über die Branche hinaus zu blicken!