31.10.2013

Harald Valenta: Einfach zweifach

In der Brust des 27-jährigen gebürtigen Salzburgers schlagen zwei Herzen. Harry Valenta ist, wohl weltweit einzigartig, Fachtrainer bei Sebastian Professional und Wella Professionals. Nach seiner Ausbildung bei Sturmayr Coiffure übernahm er mit gerade mal 21 Jahren die Leitung eines Sturmayr Red Level Salons in Linz, wurde Freelancer für Sebastian und Mitglied im Urban Design Team. Seine Neugier und die Lust auf Neues brachten ihn 2010 in den Wella Professionals Friseur Service, wo er seitdem als Fachtrainer arbeitet. 2013 dann die Entscheidung, zusätzlich wieder bei Sebastian im Weiterbildungsbereich aktiv zu sein. Seine Leidenschaft als Trainer war es auch, sich im Rahmen des UNICEF / WELLA Hilfsprojektes „Making Waves“ zu engagieren und direkt vor Ort, in Rumänien, aktiv zu werden. [i]Weitere Tätigkeiten: [/i] Editorials für Sebastian Professionals, Fashion Week Backstage u.a. für Michalsky, Augustin Teboul, Trend Tourneen für Wella Professionals

Harry, du hast dich nach Salonalltag und Salonleitung bei Sturmayr Red Level für eine Trainerlaufbahn entschieden. Warum?
Weil ich mit 18 Jahren bei Sebastian Professional als Freelancer zu arbeiten begonnen habe. Ich wurde damals von Christine Heinrich angefragt, hatte Lust Neues auszuprobieren und habe nach einjähriger interner Ausbildung neben dem Salon Schulungen und Seminare gegeben und auch „meine“ Red Level Mitarbeiter geschult. Dazu kamen dann Bühnenarbeiten, wie der Sebastian Relaunch und ich wurde Mitglied im Urban Design Team.
Irgendwann wusste ich, dass der Salonalltag allein für mich nicht das Richtige ist. Deshalb habe ich gekündigt, mich neu orientiert und mich schließlich bei Wella und Sebastian als Fachtrainer beworben, weil dort jeweils eine Stelle zu vergeben war.

Warum dann Wella Professionals?
Weil ich hier für mich die besten Möglichkeiten gesehen habe, noch mal etwas anderes
kennenzulernen. Bei Wella Professionals gibt es eine einjährige intensive Grundausbildung mit sehr vielen fachlichen Aspekten und das hat mich interessiert.

Wella – Sebastian. Wie vereinen sich diese Philosophien, wird man da nicht unglaubwürdig?
Das könnte man meinen, aber ich denke, man kann diese beiden wunderbar miteinander kombinieren. Ich arbeite bei Sebastian sehr, sehr gerne im Editorial Bereich, bei den Fashion Weeks, mit den tollen, kreativen Stylings.
Wella wiederum sehe ich als perfekte Basis im Farb-, Schnitt- und Schulungsbereich.
Ja, beide sind unterschiedlich, aber beide sind interessant und für mich passen sie genau deswegen zusammen.

Wie sieht dein Arbeitstag als Trainer aus?
Ganz unterschiedlich und abwechslungsreich. Ich habe keine klassischen Arbeitszeiten, bin sehr viel unterwegs, lerne viele Orte und Menschen in Österreich kennen.
Das Schönste für mich ist es, die Leute in den Salon zu treffen, ihnen Techniken mitzugeben, Neues zu zeigen. Und die Kollegen über einen längeren Zeitpunkt zu begleiten und deren Entwicklungen zu verfolgen.
Ich bin viel im Wella-Studio in Linz, mach Seminare, Schulungen und Saloneinsätze und bin natürlich bei den Trend und Color Collections on Tour.

Glaubst du, dass ein männlicher Fachtrainer generell besser ankommt?
Ich denke schon, dass es Männer auf den ersten Blick leichter haben, weil sie unter den vielen Frauen eher heraus stechen. Aber letztendlich entscheidet die Qualität, und da denke ich, dass Männer und Frauen gleich auf sind.

Im Rahmen des weltweiten Wella/UNICEF Hilfs-Projektes „Making Waves“, das sozial und finanziell benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht, warst du 2 Wochen lang in Rumänien. Dort hast du junge Leute zwischen 15 und 18 Jahren, die in einem Kinder- bzw. Waisenheim leben, unterrichtet. Wie war diese Erfahrung?
Für mich war es mein erster Einsatz bei „Making Waves“ und ich war auch zum ersten Mal in Rumänien. Es war beeindruckend und berührend zugleich. Das Projekt gibt es jetzt weltweit seit 3 Jahren und Rumänien ist das derzeit einzige europäische Land. Klar, du machst dir vorher schon Gedanken darüber, hast Vorstellungen, was dich erwarten könnte, aber wenn du dann dort bist, rechnest du nicht mit solch einem sozialen Gefälle, mit solcher Armut, innerhalb der EU. Wir waren in ärmlichen Gegenden unterwegs, in denen nicht einmal die Grundversorgung gewährleistet ist. Für uns unvorstellbar, aber die Leute, die da leben, empfinden das selbst nicht so und das finde ich bemerkenswert.

Was hast du dir von „Making Waves“ erwartet?
Es war mir ein wirkliches Anliegen, auch wenn das jetzt platt klingt, mit meinen Möglichkeiten direkt vor Ort etwas Gutes und vor allem Nachhaltiges tun zu können.
Du lernst die Jugendlichen kennen, baust Kontakte zu ihnen auf und siehst, wie sie sich entwickeln und damit die Chance bekommen, sich und ihre Familien selbst versorgen zu können. Ich bin immer noch stark mit ihnen über Facebook vernetzt, auch mit ihren Mentoren. Wir tauschen uns aus über ihre Arbeiten, die Frisuren, die sie gemacht haben und über ihr Vorankommen: 2 oder 3 von den 18 Jugendlichen haben schon einen Job gefunden. Das macht mich wirklich stolz.

Wie kommen die Jugendlichen zu dem Projekt?
Die Kids leben in einem Heim und gehen ganz normal in die Highschool. Sie konnten sich für die zusätzliche „Making Waves“- Ausbildung bewerben und wurden dann, auch entsprechend ihren Begabungen und Talenten für den Beruf, ausgewählt.

Musstest du für das Projekt Urlaub nehmen?
Nein, das unterstützt Wella Professionals in meiner Arbeitszeit.

Würdest du es wieder machen?
Definitiv und ich hoffe, schon im nächsten Jahr!

Kannst du dich noch an dein erstes, oder beeindruckendstes Seminar erinnern, dass du gesehen hast?
Nein, das kann ich nicht sagen. Aber ich halte es da so, wie Fred Sturmayr immer zu uns gesagt hat: Egal, ob du ein Seminar schon einmal oder öfters gesehen hast, du kannst dir jedes Mal wieder etwas daraus mitnehmen!
Aber beeindruckend sind für mich immer wieder Sebastian-Seminare. Diese kreative Art mit den Haaren zu spielen, wo man sich immer fragt: „Wie geht das?“ und dann den Weg dazu aufgezeigt bekommt.

Dein härtestes Training?
Jedes unserer internen Sebastian Schnitttrainings: Wenn jedes Haar einzeln ausgearbeitet wird und jeder Haarschnitt 3 Stunden dauert.

Train the Trainer. Wie oft trainierst du selbst?
Oft und regelmäßig. Für jede Kollektion, für bestimmte Education Seminare, bei neuen Techniken und natürlich bei jedem Seminar in den Studios oder direkt im Salon. Da lerne ich im Gegenzug genauso von den Kollegen wie sie von mir.
Du kannst nur wirklich locker arbeiten, wenn du regelmäßig trainierst!

Wann standest du das erste Mal auf einer Bühne?
Mit 19, beim großen Sebastian Relaunch in Berlin, in einem alten U-Bahnhof.

Hast du manchmal noch Lampenfieber?
Nein, mittlerweile nicht mehr. Früher aber immer: Eben jene Sebastian Show in Berlin, da sollte ich nur ein paar Minuten auf der Bühne sein und war vorher so aufgeregt, dass ich richtig gezittert habe. Nach 15 oder 20 Liegestützen backstage ging es mir besser und auf der Bühne war dann alles gut.

Dein wichtigstes Werkzeug?
Mein Smartphone – mit dem kann ich alles, was ich mache, sofort in Bildern festhalten.

Dein Tipp an junge Friseure?
Nicht stehen bleiben, alles aufsaugen, was möglich ist und kreativen Austausch leben!

Interview: Katja Ottiger

November 2013