25.10.2013

Harald Gwechenberger: KreativKultur in Zeiten des www.

Eigentlich war seine musikalische Laufbahn bereits vorgeplant. Schlussendlich hat diese aber dem KreativHandwerk, und somit seiner Ausbildung zum Friseur Platz gemacht. Seit 1991 ist Harald Gwechenberger auch Friseurunternehmer, dessen Geschäftskonzept nicht nur Friseurkunden, sondern auch Essens- und Weinliebhaber anzieht. Der Kultur treu geblieben ist er allemal. Ob als Friseur, Musiker oder Texteschreiber: Harald Gwechenberger unterstützt und fördert mit seinem Know-how KunstProjekte für Kinder- und Jugendliche und macht sich diesbezüglich auch in der Innung Salzburg für sie stark. [i]Fakten:[/i] 1 Salon: "Haary" in St. Martin am Tennengebirge | 5 Mitarbeiter | 1 Lehrling Restaurant "K2", in Zusammenarbeit mit Mario Waldraff

Sie betreiben in St. Martin am Tennengebirge einen Friseursalon in dem sich auch ein Café & Restaurant befindet. Wie harmonieren die beiden Geschäftskonzepte in der Praxis?
Das ist korrekt, mein Partner und ich betreuen seit nunmehr 6 Jahren sehr erfolgreich die beiden Unternehmen. Für beide eine Win-Win Situation. Die beiden Konzepte zeichnen sich durch denselben Codex aus. Wir wollen unseren Gästen eine ehrliche, klare, sich auf das Wesentliche konzentrierte Dienstleistung bieten. Understatement im Salon als auch in der Küche. Dabei spiegelt die Location eine eher gegensätzlich wohlige Wohnzimmeratmosphäre vor.
Ich habe immer schon Gegensätze geliebt und auch in meinen Arbeiten einfließen lassen. Ich bin überzeugt, dass eine richtige Gewichtung von Gegensätzlichem zum perfekten Endergebnis führt.
In der Mode haben wir heutzutage schon so ziemlich alles einmal gesehen. Wir haben alle Extreme ausgenutzt und weiterentwickelt bis zum Excess. Ich bin der Meinung, dass es an der Zeit ist, sich mehr auf das Wesentliche zu besinnen. Qualität ist mehr den je das Synonym für Erfolg.

Zählt Ihr Geschäft zu den Treffpunkten der 1500 Seelengemeinde?
Würde ich so sagen.

Sehen Sie sich als Netzwerker?
Unbedingt … wenn auch eher als Netzwerker der alten Schule ;-).
Ich habe zwar ein Facebookprofil (eher zum Spaß), trotz allem glaube ich, dass jeder Friseur in gewisser Weise Netzwerker ist.

Sie sind seit einigen Jahren im Einsatz für die Innung Salzburg. Warum arbeiten Sie für die Innung, was liegt Ihnen hier besonders am Herzen?
Unsere wichtigste Aufgabe in Zukunft wird es sein, uns um die Jugend und um unseren Nachwuchs zu bemühen. Die Innung Salzburg ist in Sachen Jugendarbeit stets Vorreiter und dies wird auch in späterer Zeit ein sehr gewichtiger Teil unserer Arbeit sein.

...und deshalb tun Sie viel für Kinder & Jugendliche: In Kooperation mit dem Spielzeugmuseum entstand die Märchenoper „Struwwelpeter trifft Rapunzel“, zu der Sie den Text schrieben. In der Hauptschule gab´s das Musical „Narnija“, bei dem Sie mit werkten … Glauben Sie, dass sich solche Initiativen „lohnen“, und zu einem positiven Branchenimage und besserem Branchennachwuchs beitragen?
Natürlich geht es hierbei auch um Imagepflege. Aber in erster Linie macht es Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Den Text für „Struwwelpeter trifft Rapunzel" zu schreiben, war eine neue Herausforderung und hat enormen Spaß gemacht. Ich glaube, damit wird ein „einfacher“ Einstieg für Jugendliche geschaffen, sich mit Kultur auseinander zu setzen. In Zeiten des WWW muss es eine unserer Hauptaufgaben sein, unsere Kinder hautnah an Kunst und Kultur heran zu bringen. Ich bin ein großer Fan des Internets, jedoch wird Kreativität in erster Linie „KONSUMIERT“. Hauptaufgabe muss es sein, Jugendliche und Kinder aktiv gestalten zu lassen. Jose Antonio Abreu beweist dies beispielhaft in Venezuela mit seinem "il sistema projekt" (kostenlose Musikförderung für jedes Kind, plus Kinder- und Jugendorchester, Anm.).

Ihr Hang zu Kunst und Kultur ist offensichtlich. Wie viel Künstler steckt in Ihnen selbst?
Vorrangig bin ich leidenschaftlicher Opernfan. Und meine Arbeiten sind natürlich auch durch die Kunst inspiriert. Ach ja, und ich spiele Klarinette.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet: War „Friseur“ ihr bevorzugter Beruf?
Ich hatte bereits einen Lehrplatz als Klavierbauer und überlegte Musik zu studieren. Mein Großvater meinte aber, dass Friseur wohl lukrativer wäre und so hab ich mich für eine Friseurlehre entschieden.

Wie gestaltet sich die Mitarbeitersuche in einer 1500 Seelengemeinde?
In ländlichen Gegenden ist es sicher einfacher Mitarbeiter zu finden, da es nicht ein Überangebot an Arbeitsplätzen gibt.

Auf welche Stärken setzen Sie bei Mitarbeitern?
Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Eigenverantwortung.

Nach welchen Kriterien werten Sie Bewerbungsunterlagen aus?
Ich habe hierfür einen eigenen Fragebogen mit Hauptaugenmerk auf visuelle kreative Aspekte. Schulzeugnisse behandle ich sekundär.

Wünsche an die Branche?
Die Qualität des Handwerks soll im Vordergrund stehen.
Die Kreativität soll dem ganzen die Krone aufsetzen - und nicht umgekehrt.