17.05.2011

Grenzen ausloten: Alexander Moser exklusiv

Nach der Verleihung der vier Einzel-Awards beim letzten "Hairdressing Award" schien der Titel "Hairdresser of the Year 2009" reine Formsache zu sein. Ein beeindruckender Erfolg für den Wiener Alexander Moser vom "Less is More"-Team. Kreative Schnitte und androgynes Styling, Stil- und Epochenmix, opulente Hochsteckkreationen und ein gutes Gespür fürs Tragbare prägen seine Handschrift.

Was ist das Erfolgsgeheimnis des Hairdresser oft the Year 2009?
Ich liebe Haar.
Man muss Haare lieben, das war bei mir schon immer so. Haare sind mein Instrument. Ähnlich wie bei Mozart, er wusste von Anfang an, was er mit Noten machen muss. Kreativität allein jedoch reicht nicht aus, auch das Organisieren und Networken ist wichtig für den Erfolg. Außerdem hatte ich von Anfang an das Glück in guten Salons gewesen zu sein.

Deine wichtigsten Stationen?
Ausbildung bei BUNDY BUNDY und Grecht Werkstatt.
Die Arbeit in der Maske vom Theater an der Wien/Volksoper.
Grundausbildung bei Toni & Guy in Deutschland und später im Salon in Wien.
Ich bin außerdem in der Agentur „Making of“ und diese vermittelt mich zu Fotoshootings, ect.
Seit drei Jahren arbeite ich parallel für „Less is More“. (www.lessismore.at) Diese Arbeit passt zu meiner Philosophie.

Was inspiriert dich?
Die Japanerin Nagi Noda! Eine wahre Künstlerin! Sie hat Hüte und Tiermasken aus Haaren gemacht. Allerdings weiß ich noch nicht, wie sie diese gemacht hat… Sie ist ein großes Vorbild für mich.
Und ich liebe "Project Runway" (Anm.: Castingshow im Amerikanischen Bravo TV von und mit Heidi Klum als Moderatorin). Das finde ich super inspirierend! Peinlich, oder?

Was heißt Friseur sein für dich?
Das gliedere ich in zwei Arten.
Erstens: das Handwerk, welches im Salon stattfindet.
Zweitens: die Kreativität, die ich bei Fotoshootings ausleben kann.
Friseur sein ist ein sehr persönlicher Beruf, weil man den Menschen sehr nahe kommt. Das Haar entsteht durch einen lebenden Prozess, an dem man direkt teilnimmt.
Friseur sein ist Leidenschaft. Ich möchte nicht, dass mit dem Erfolg die Natürlichkeit verloren geht. Der Umgang mit den Medien ist für mich neu und gewöhnungsbedürftig. So viele Menschen bilden sich nun ein Urteil über das, was ich sage und mache.

Gibt es Veränderungen in deinem Leben, seit du beim Austrian Hairdressing Award gleich viermal mit der Trophäe prämiert wurdest?
Die Medien! Man kennt mich jetzt. Persönlich stehe ich unter enorm viel Druck. Positiver Stress, da ich jetzt natürlich alles erreichen möchte. Ich habe jetzt dieses Sprungbrett, also muss ich auch jetzt springen, das Sprungbrett ausnutzen!
Ich habe beim Award mitgemacht um meine Arbeiten präsentieren zu können. „Less is More“ haben die Hälfte meiner Ausgaben mitfinanziert und mich unterstützt.

Dein härtestes Training?
6 Wochen Grundausbildung bei Toni & Guy in Stuttgart. Das war super tough, weil ich alles neu erlernen musste in einer Stadt ohne Freunde. Dazu kam noch meine Prüfungsangst. Doch ich habe dabei sehr, sehr viel gelernt.

Wen möchtest du gerne einmal stylen und warum?
Ich bin ein riesiger Madonna Fan!

Wie hast du die aufwendigen Vorbereitungen für den Award mit der alltäglichen Arbeit im Salon koordiniert?
Hauptsächlich habe ich abends und nachts über mehrere Wochen daran gearbeitet.
Ich kenne Roland Aichinger sehr gut und von ihm habe ich sehr viele Tipps bekommen.

Was ist für dich eine gelungene Frisur?
Wenn sie der Kundin gefällt, wenn die Kundin zufrieden ist. Den Geschmack möchte ich dabei nicht bewerten. Ein Friseur sollte in sich drei Personen vereinen:
Den Künstler, den Kritiker und den Businessmann!
Den Künstler, der sein Herz einbringt, den Kritiker, der das Werk von außen betrachtet und den Businessmann, der die Frisur umsetzt.

Was inspiriert dich?
Ich bin eher naturinspiriert. Für meine Avantgarde-Kollektion ließ ich mich z.B. von Mauritius beeinflussen. Ansonsten inspiriert mich alles Mögliche. Ich habe Ordner zu Hause, in denen ich Inspirationen sammle. Ich besitze über 500 DVD´s, darunter viele Historienfilme. Ich lasse mich vom Zeitgeist beeinflussen. Die Inspiration kommt nicht immer von den Haaren, aber die Frage ist ja auch, wie setzt man die Inspiration haarmäßig um.

Bei „Less is More“ hast du die Möglichkeit aktiv bei der Produktentwicklung der organischen Haarkosmetik-Serie mitzuwirken. Was sind dabei deine Aufgaben?
Ich gebe ein Feedback für die neuen Produkte, gebe Anregungen, Ideen. Auf unser neues Glanz Serum Lindengloss, beispielsweise, haben wir zwei Jahre gewartet.

Dein Tipp an junge Friseure?
Gehe deinen Weg, ohne über Leichen zu gehen. Vergiss nicht, dass du nicht alles alleine schaffst, sondern Menschen brauchst.
Alles ist möglich!
 

 

März 2010


Interview: Katja Ottiger