Credit: Intercoiffeur Mayer

01.10.2019

Gerhard Mayer steigt nicht aus, sondern schnallt sich an

Gerhard Mayer (Intercoiffeur Mayer) feiert ein rundes Dienstjubiläum und blickt auf nunmehr 60 Jahre Erfolgsgeschichte als Friseur zurück.

Was bedeuten Ihre Wurzeln – Ihr Flagshipstore in Graz?
Gerhard Mayer:
Hier schreiben wir nach wie vor Geschichte. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1972 bin ich nach Graz gegangen. Ich bin ja der Erste und Einzige, der diesen Titel in die Steiermark geholt hat. Viele haben gesagt, ich müsse ins Ausland gehen und ich selbst habe auch mit Mailand spekuliert. Aber dann habe ich gesagt: Ich bin ein Steirer und bleibe lieber hier. Ich bin nach wie vor der glücklichste Mensch, wenn ich in Graz bin.

Was bewegt Sie nach so vielen Jahrzehnten nach wie vor die Friseurwelt in die Steiermark zu bringen?
GM:
Es war schon immer meine oberste Prämisse, dass die Steirer nicht in die Welt reisen müssen, um großartig auszusehen, sondern wir die Welttrends direkt in Graz auf Köpfen verwirklichen. Graz ist mittlerweile ja eine Friseurhochburg und viele der innovativsten Trendsetter haben in unserem Haus angefangen.

1970: Oskar und Gerhard Mayer, Credit: Intercoiffeur Mayer

Sie sind Friseur in dritter Generation. Gab es jemals beruflich einen Plan B?
GM:
Ganz kurz wollte ich Installateur werden, aber wirklich nur ganz kurz! Ich bin mit Leib und Seele Friseur.

Promifriseur – eine Begrifflichkeit, die Ihnen so gar nicht zusagt. Warum?
GM
: Ich hasse dieses Wort! Bei uns wird jeder Kunde, jede Kundin gleich gut serviciert. Das Lustige ist ja, dass sich viele C-Promis wie A-Promis verhalten und das geht für mich gar nicht. Denn auf der anderen Seite gibt es so viele heimliche Heros und No Names, die Außergewöhnliches leisten und unsichtbar bleiben. Zwischenmenschliche Schubladen-Kategorisierungen liegen mir nicht.

Wenn ein junger Mensch den Friseurberuf ergreifen will, was raten Sie ihm?
GM:
Such dir einen tollen Salon und übe, übe, übe!

Wieviel Künstler steckt im Handwerk und wieviel Handwerk steckt in der Friseurkunst?
GM:
50:50. Die Kunst ist die Inspiration für unser Handwerk und gleichzeitig muss man ein guter Handwerker sein, um im Kreativbusiness mithalten zu können.

Worauf legen Sie bei Ihrer eigenen Frisur wert?
GM: 
Auf ein paar Strähnchen und guten Volumenschaum.

Wenn Sie auf Ihre eigene Frisurenbiografie zurückblicken – welche No-Gos gab es?
GM:
Stichwort luftgetrocknete Dauerwelle. Ich habe sie nicht nur unzähligen KundInnen gemacht, ich habe sie auch selbst getragen.

Nun feiern Sie Ihr 60jähriges Dienstjubiläum. Wie sehr hat sich denn das Haarbewusstsein in den letzten 60 Jahren verändert?
GM
: In meinen ersten fünf Jahrzehnten als Friseur wurde Mode nur von Erwachsenen
und zu 99 Prozent von Frauen geprägt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben dann die Männer ordentlich aufgeholt und wenn man sich die letzten fünf Jahre ansieht, dann sind es mittlerweile die Kleinsten bzw. die jüngere Generation, die durch Social Media Trends erkennt und Stile prägt.

1990: Höchste Frisurenwand anlässlich 20 Jahre Modefriseur Mayer, Credit: Intercoiffeur Mayer

Würden Sie rückblickend als Friseur und Unternehmer irgendetwas anders machen?
GM:
Nein, denn aus Fehlern lernt man. Und wenn es unternehmerisch einmal holprig
wird, dann steigt man nicht aus, sondern schnallt sich an.

Was erwartet die Friseurbranche Ihrer Einschätzung nach in den kommenden zehn Jahren?
GM
: Meinen Beobachtungen nach verändert sich die Friseurbranche alle drei Jahre gravierend durch irgendeine Sängerin, einen Filmstar oder einen Fußballgott. Kleinere Trends werden wohl auch weiterhin durch Influencer bestimmt.