15.09.2017

Ewald Lanzl & Gottfried Kraft teilen sich KLIPP Frisör, noch

2019 wird Ewald Lanzl Bauer, dann kommt Kraft alleine – heute geht es um weiße Flecken, Expansion, Internet und Nischenmarken

Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick

imSalon: Herr Lanzl, Sie planen Ihren Ruhestand und teilen sich mit Herrn Kraft interimistisch die Geschäftsleitung, wie kam es dazu?
Ewald Lanzl: Im Juli 2019 ziehe ich mich als Geschäftsführer zurück in den Aufsichtsrat. Gottfried Kraft ist seit 3 Jahren im Unternehmen, hat sehr viel eingebracht, wir verstehen uns, da war es für mich eine logische Konsequenz, dass er die Geschäftsführung übernehmen möchte.

Sie ziehen sich komplett zurück?
EL: Ja, im Aufsichtsrat kann ich ja auch noch Einfluss nehmen. Herr Kraft ist bereits in alle Prozesse eingebunden, die grundlegende Unternehmensausrichtung wird sich nicht ändern.

Zwei Ihrer vier Kinder arbeiten im Unternehmen?
EL: Zwei davon leiten die IT-Abteilung und wollten definitiv nicht die Geschäftsleitung übernehmen, Sie fühlen sich im technischen Bereich wesentlich wohler.

Herr Kraft, Sie kamen von McDonalds?
Gottfried Kraft: Ja, nach dem BWL Studium habe ich den Großteil meines beruflichen Lebens bei McDonalds verbracht, auch im Ausland. Vor drei Jahren kam ich nach Österreich zurück und wollte eine stabile Basis für mich schaffen. Dann kam der Kontakt zu Herrn Lanzl, jetzt bin ich seit etwas mehr als drei Jahren im Unternehmen.
 

"Es menschelt überall sehr..."



Klipp Frisör – MC Donalds Essen, Was passt da zusammen?
GK: Menschen! Es menschelt überall sehr, wobei die Branchen sehr unterschiedlich sind. In der Friseurbranche steckt wesentlich mehr Emotion. Dass kreative Menschen kreativ sein wollen, das muss man unbedingt zulassen. Dieser Grenzgang zwischen System und Kreativität ist eine der großen Herausforderungen. Aber die Themen sind immer ähnlich, es müssen die Teams vor Ort passen, die Menschen motiviert sein, die Voraussetzungen müssen stimmen, egal ob System-Gastronomie oder System-Friseur.

Ist das Thema Mitarbeitersuche in der System-Gastronomie einfacher?
GK: Ähnlich herausfordernd. Die System-Gastronomie hatte lange mit einem gewissen Ruf zu kämpfen, der zum Teil berechtigt war. Man hat jedoch den Vorteil, dass es einen größeren Pool an potentiellen Mitarbeitern gibt. In der Friseur-Branche kommt zur umfangreichen Ausbildung Kreativität und Leidenschaft, deswegen ist es hier fast noch die größere Herausforderung die richtigen Teams, die richtigen Menschen zu finden.

Die finale Übergabe findet zum 1.7.2019 statt, dann wird Herr Kraft alleiniger Geschäftsführer der KLIPP FrisörGmbH.
EL: Genau

Ewald Lanzl

Welche Zukunftspläne hat das Unternehmen KLIPP?
GK: Organisches Wachstum! Ohne jetzt brachial sagen zu müssen „Wir wollen im Jahr 2020 X Salons haben“. Wir haben da und dort in Österreich noch weiße Flecken, wo wir die richtigen Standorte suchen. Wir werden dieses Jahr noch in Wien, der Steiermark und Tirol Standorte eröffnen. Aber nur dort, wo wir 100% davon überzeugt sind, dass wir erfolgreich sein werden

Die weißen Flecken sind in Wien, Steiermark, Tirol?
GK: Nicht nur, es gibt überall weiße Flecken, in einem Bundesland mehr, als in anderen. Am Beispiel Salzburg Regionen wie Pongau, da wollen wir noch wachsen, aber natürlich auch in Wien bedingt durch die Bevölkerungsdichte und das Potential vor Ort.

Wie kann ich mir das vorstellen Sie haben eine große Österreichkarte in Ihrem Zimmer mit Flaggen und suchen Löcher?
GK: (lacht) Ja, die Flaggen haben schon was für sich. Natürlich muss man konkrete Zahlen heranziehen, wie Kaufkraft, Frequenz, Erreichbarkeit, Visibility, Dichte der Besiedelung, Nähe zu anderen KLIPP Salons, Dichte an Friseuren vor Ort, etc..
Zudem gibt es spannende Immobilienentwicklungen wie Einkaufszentren. Wenn wir davon überzeugt sind, dann verfolgen wir das.

Gibt es aktuell Immobilienprojekte, in die sie hineinwollen?
GK: Ja, es gibt Gespräche, aber die sind noch nicht so konkret. Man soll über Eier erst sprechen, naja, wenn sie gelegt sind.

Also?
GK: Ganz konkret, das Ei ist ja bereits gelegt, in der Albin-Hansson Siedlung in Wien 10., am Ende der neuen erweiterten U1-Strecke, wird ein altes Einkaufszentrum saniert, dort haben wir diesen Monat einen neuen KLIPP Salon eröffnet.

Im 1. Bezirk hatten Sie vor 3 Jahren ein Exklusiv-Hairstyling Konzept gestartet, jetzt ist dort eine KLIPP Filiale. Hat das Exklusiv-Konzept nicht funktioniert?
EL: Naja, Exklusiv hat nicht den Erfolg gebracht, den ich mir vorgestellt habe und da ich ja ab 2019 sowieso nicht mehr operativ tätig bin, haben wir den Salon in einen KLIPP Salon umgewandelt.

Es war also eher ihr persönliches Konzept?
EL: Genau. Ich bin dann öfter nach Wien gekommen, was sehr abwechslungsreich war, jetzt fahre ich so nach Wien. Ist als Freizeit eh schöner.

Woran lag‘s? Weil das mit der Marke KLIPP nicht einherging?
EL: Naja, woran lag’s? Wir haben die bekannteste Friseurmarke KLIPP, warum also diese nicht nutzen. Wir sind nun mit KLIPP auch im 1. Bezirk vertreten.
 

„… gestützter Bekanntheitsgrad von 80%“



Sie haben gerade erwähnt Klipp sei bekannteste Friseurmarke! Gibt es Studien zum Bekanntheitsgrad der Marke Klipp?
EL: Ja, wir haben einen ungestützten Bekanntheitsgrad- top of mind - von rund 40% und eine gestützte Bekanntheit von knapp 80%.

Ist es einfach an Immobilien heranzukommen? Plätze in Shoppingzentren sind begehrt.
EL: Es ist für einen Einkaufszentren Betreiber sicher einfacher jemandem einen Mietvertrag anzubieten, mit dem er bereits einige Projekte hat, weil er ein verlässlicher Partner ist. Das ist eine langjährig aufgebaute, hart erarbeitete Partnerschaft, die übrigens jeden Tag neu zu gestalten ist, denn die Anforderungen der Einkaufszentren Betreiber werden immer größer.

Zum Beispiel?
GK: Öffnungszeiten sind ein ganz großes Thema, das kann man offen sagen. FriseurInnen zu überzeugen, dass sie am Samstag bis 18 Uhr arbeiten sollen, unter der Woche bis 20 Uhr, nur weil man sich als Mieter verpflichtet, so lange offen zu halten, das ist eine Herausforderung. Wir sind verlässliche Mieter, das ist schon ein wertvolles Asset. Nichts desto trotz schenkt uns niemand etwas. Wir müssen unsere Mieten genauso zahlen und verdienen wie jeder andere auch. Und die Miete ist teilweise sehr hoch, das Risiko, dass wir mit einem mehrjährigen Vertrag eingehen ist sehr hoch.

Unterscheidet sich die Kundenstruktur im EKZ?
GK: Der Anteil an Stammkunden und Spontankunden ist überall ähnlich, ich denke, das ist bei uns nicht anders als bei anderen Friseuren. Der Herrenanteil ist etwas höher , weil die Herren Zeit haben zum Friseur zu gehen, wenn die Damen shoppen.

Ein altes Vorurteil?
GK: Das ist kein Vorurteil, es ist feststellbar, dass die Männer die Zeit in Einkaufszentren eher nutzen, um schnell zum Friseur zu gehen. Bei uns hat das noch mehr Relevanz, weil wir ohne Termin arbeiten.

Wie viele Mitarbeiter habe Sie mittlerweile?
EL: Mit den Damen in Karenz und unseren Lehrlingen zählen wir aktuell 1.401 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Davon Lehrlinge?
EL: 118 Lehrlinge inklusive.

Zum Jahresbeginn gaben Sie die Kooperation mit Mario Krankl bekannt. Die konkrete Zielsetzung?
EL: Auf der einen Seite möchten wir unsere Trend- und Stylingkompetenz weiterentwickeln. Mario bildet unser Fashion-Team aus. Dies nutzen wir für Kooperationen, wie zum Beispiel beim Madonna Bloggeraward oder für Veranstaltungen. Dazu braucht man eine spezielle, zusätzliche gute Ausbildung, die Mario mit viel Leidenschaft durchführt. Jeder Mitarbeiter hat die Chance Teil des Fashion-Teams zu werden.

Sind auch Shows angedacht?
GK: Das ist der Sinn und das Ziel des Fashion-Teams, auch Frisuren-Shows zu machen, aber es gibt noch keine konkreten Pläne.
 

„Blumen blühen nur im schönen Garten mit guter Erde.“



In den letzten Jahren hat sich KLIPP hin zu Nischenmarken geöffnet, Beispiel Yelasai. Welche Strategien verfolgt man damit?
EL: Es geht darum Know-how und Kompetenz in Bereichen, die wir noch nicht 100% abgedeckt haben, zu entwickeln. Wir betreiben nun eigene Yelasai Salons, um Erfahrungen zu sammeln, gerade was das Thema Kopfhaut und Kopfhautgesundheit betrifft. Das ist einer der Megatrends hin zu natürlichen Produkten, aber auch zu dem Thema klinische Betrachtung der Kopfhaut. Die Kopfhaut ist viel zu lange im Hintergrund geblieben. Und wie man so schön sagt, die Blumen blühen nur im schönen Garten mit guter Erde! Diese Kompetenz wollen wir ganz gezielt entwickeln.

Was heißt Yelasai Salons?
EL: Es gibt im Moment in den KLIPP Salons in Dornbirn und in Velden ein Shop-in-Shop Konzept mit eigenen Behandlungsräumen. In Salzburg und Wels haben wir zwei eigenständige Haarwuchs-Spezialisten Salons.

Wie wird das angenommen?
EL: Gut

Das heißt, es wird weiter ausgebaut oder ist noch in der Entwicklungsphase?
EL: Wir müssen ja nicht nur die Wirksamkeit des Produktes oder die Wirkung auf den Kunden sicherstellen. Wenn man was in die Breite treiben will, muss man auch schauen, dass es wirtschaftlich auf soliden Beinen steht. Daran arbeiten wir im Moment.

Ist die größere Herausforderung den Kunden oder den Mitarbeiter zu überzeugen?
GK: Ich glaube es ist fast noch mehr Arbeit die Mitarbeiter zu überzeugen, als an den Kunden zu kommen. Es gibt ausgewählte Yelasai Produkte in jedem KLIPP Salon. Es gibt Salons, wo es besser funktioniert, andere, wo es weniger gut funktioniert, das liegt natürlich hauptsächlich an der Überzeugung der Mitarbeiter.

Gibt es Spezialausbildungen für Mitarbeiter?
GK: Ja, die werden vom Hersteller Yelasai und uns gemeinsam zum Haarwuchs-Spezialist ausgebildet.

Gibt es noch andere Nischenmarken?
EL: Die vegane Marke Maria Nila haben wir im Sortiment. Wir waren die ersten in Österreich und haben diese bereits vor 2 Jahren aus Schweden direkt importiert. Die Marke kommt sensationell sowohl bei Kunden als bei Mitarbeitern an.

Wie stoßen Sie auf neue Marken?
EL: Bei Messen! Wir screenen weltweit, schicken Mitarbeiter aus, um nach Produkten Ausschau zu halten. Dann testen wir und wenn die Produkte ankommen führen wir ein. Bei Maria Nila war das eine super Sache.
GK: Es sollte natürlich zur Positionierung und ins Produktportfolio passen.
EL: Das war ja so ähnlich mit Olaplex.

Das hatten Sie auch schon vor New Flag?
EL: Wir sind auf einer Messe auf Olaplex gestoßen!

Sie sind ja richtige Markentrendsetter, vielleicht sollten Sie Distributeur werden.
EL: Ach, das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe sind die Haare und die Haardienstleistung, das andere wollen wir ausschließen.

Ist Goldwell nach wie vor ihr Hauptlieferant?
EL: Ja

Welche Zweitlieferanten sind noch dabei?
EL:Schwarzkopf mit der Essensity Haarfarbe und hauptsächlich Pflege-und Stylingprodukte, von L’Oreal den Steampod, Maria Nila, Olaplex aber dann ist schon ziemlich Schluss. Im Online Shop haben wir da wesentlich mehr Produkte, eigentlich alle namhaften.

Ist ihr Verkaufsanteil, vor allem in den Shoppingzentren, höher als der Marktdurchschnitt von ca. 6%?
GK: Nein, da liegen wir ebenfalls.

Bio, vegan, nachhaltig gibt es andere Strategien, um Nachhaltigkeit im Salon umzusetzen?
GK: Energietechnisch auf alle Fälle. Es ist ja im eigenen Interesse des Unternehmens, wassersparend, usw. zu arbeiten. Da sind wir schon sehr weit.
EL: Und seit 30 Jahren führen wir ein Energiesparhandtuch.

Aha, dieses schnelltrocknende?
EL: Nein, eine Eigenkreation. Ein normales Handtuch ist ja einen Meter lang und 50 cm breit, und unseres ist einen Meter lang und 35 cm breit. So sparen wir ein Drittel der Wasch- und auch Trocknungskosten, weil ein Drittel weniger Masse anfällt.

Das ist ja eine großartige Idee.
EL: Ist patentiert. (lacht) Nein, Scherz! Da ist mir die Umwelt wichtiger, als mein Patent. Mittlerweile haben wir natürlich auch diese feinen Materialien, die schnell trocknen. Wäschetrockner, Waschmaschine brauchen viel Energie und wir bringen ein Drittel mehr rein…

Seit 2013 gibt es den Internetshop frisörprodukte.at von KLIPP. Wie läuft es damit?
EL: Also würde es überall so gut laufen, wie im Internetshop, bei solchen Prozentsteigerungen würden wir ja überlaufen vor Geld (lachen). Wir sind über dem Plan, kann man sagen.
GK: Unser Plan war sehr realistisch und uns war klar, dass man die ersten drei Jahre mit einem Onlineshop nicht viel verdient.

Ihre Hauptinvestitionen?
GK: Suchmaschinenmarketing ist der größte Kostenblock, natürlich auch ein bisschen Logistik. Die Entwicklung im Moment ist sehr gut.
 

„Ich mache mir wenig Gedanken um Mitbewerber, eigentlich fast nie…“



Wer sind ihre Onlineshop-Wettbewerber?
EL: Seit der Gründung des Unternehmens, war es meine Strategie, dass ich mir relativ wenig Gedanken um Mitbewerber mache.

Sie beliefern Endverbraucher?
GK: Ausschließlich.

Wie werben Sie für den Shop?
GK: Wir machen Werbung für einzelne Produkte in unserem Onlineshop, das funktioniert gut.
EL: Auf den Salonquittungen bewerben wir den Onlineshop auch.

Sie nutzen Kassenbons für Gutscheine?
EL: Ja und die jeweilige Friseurin erhält die Prämie für alle Produkte, die der Kunde im Onlineshop einkauft.

Und das funktioniert?
GK: Ja, es wird immer mehr. Und wir haben ein Fair Play Agreement, dass es alle Produkte, die es im Salon gibt, nicht billiger im Onlineshop geben darf. Das wäre Mitarbeitern gegenüber nicht fair.

Welche Marken führen Sie online?
EL: Alle exklusiven Friseurmarken von Goldwell, KMS, Wella, Kerastase, Moroccainoil, L‘Oreal bis Paul Mitchell, TIGI, …

Haarfarben auch?
GK: Nein keine Farbe, das ließe die Lagerkosten explodieren, so ist es überschaubar.
EL: Wir haben auch Stylinggeräte und Bürsten, also alles was mit Haaren zu tun hat. Das ist unsere Grundstrategie.

KLIPP macht jährlich TV-Werbung, zuletzt eine tolle Mitarbeiterkampagne. Gibt es Resonanz aus der Branche?
GK: Es gibt Resonanz von den Mitarbeitern, die das natürlich toll finden und einen Riesenspaß beim Dreh hatten. Und das ist das wichtigste für uns – die Friseure reflektieren darauf.

Ist eine Fortsetzung geplant?
EL: Das lässt sich noch nicht sagen. Im Herbst entscheidet sich, was im nächsten Jahr passiert.
GK: Wir haben eine grundsätzlich neue Employer Branding Strategie. Unser TV-Spot ist ein sehr kostenintensiver Teil davon. Uns war es wichtig, ein Signal für die Branche zu setzen, nicht nur für die Friseure, auch den Kunden gegenüber: „Wir suchen“, „Wir wachsen“, „Wir gehen weiter“!
 

„Mit 9 einzelnen Landesinnungen wird man sicher keinen Krieg gewinnen.“



Was halten Sie von der Innungsarbeit?
EL: Die Bundesinnung hat in den letzten Jahren deutlich an Qualität gewonnen. Was der Innung prinzipiell fehlt, ist ein einheitliches Auftreten, mit 9 einzelnen Landesinnungen wird man sicher keinen Krieg gewinnen. Das muss zentralisiert werden auf eine Innung in ganz Österreich. Ich weiß das ist schon gesetzlich nicht machbar, aber man würde mehr Gehör in der Öffentlichkeit finden.
 

„Nicht die Großen fressen die kleinen, sondern die Schnellen fressen die Langsamen“



GK: Es gibt viele Menschen in der Innung, die wirklich wollen! Man spürt, sie haben die Notwendigkeiten erkannt. Ein Nach-Vorne-Denken ist angesagt. Es gibt ja den Spruch „Nicht die Großen fressen die kleinen, sondern die Schnellen fressen die Langsamen“. Wenn man in Zeiten, die sich so schnell wandeln, nicht in der Lage ist, schnell Entscheidungen zu treffen, wird man irgendwann hinten bleiben. Wie bei uns im Unternehmen: Alles was sich in unserer beider Köpfe abspielt, ist schön, aber es zählt nur das, was im Friseursalon umgesetzt wird. Wir, die Branche, müssen lernen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und Entscheidungen zu treffen.

Im Ruhestand könnten Sie in der Innung tätig werden?
EL: Naja, das sicher nicht. Ich werde ja weiterhin für das Unternehmen mitverantwortlich sein. Und ich komme langsam ins Alter, wo sich so mancher als Bundespräsident bewirbt. (lacht) Außerdem habe ich andere Pläne!
 

„Ich habe ich die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter gemacht!“



Welche Pläne?
EL: Vergangenes Jahr habe ich die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter gemacht. Ich bin geprüfter Landwirt und werde mich da entsprechend betätigen.

Haben Sie etwa einen Bauernhof gekauft?
EL: Ich habe eine kleine Landwirtschaft mit 2ha in Bad Aussee, das ist ein Erbe von meiner Frau und das werden wir dann bewirtschaften.

Ein toller Plan!
EL: Ich möchte etwas bewegen können und das kann ich in der Landwirtschaft mehr als in der Innung. Diese Kammer-Strukturen lassen sich nicht ändern. Übrigens arbeiten bereits motivierte Leute in der Innung mit.
 

„Wenn ich 25% verliere, dann muss ich mir doch überlegen, stimmt mein Produkt…“



GK: Ja, es gibt wirklich beherzte Menschen in der Innung. Wir müssen uns aber einer Sache bewusst sein: Seit 2010 ist die Anzahl an Lehrlingen um 25% gesunken. Der Lehrberuf ist ein Produkt, das ich auf den Markt trage. Wenn ich als Unternehmen 25% meines Umsatzes verliere, dann muss ich mir doch überlegen, stimmt mein Produkt, so wie ich es anbiete, oder?

Welche Lösung sehen Sie?
GK: Wir haben es mit jungen Menschen zu tun, die anders denken als wir „Ältere“. Das ist nicht schlecht, sie denken nur anders, und da müssen wir uns anpassen. Und ich weiß nicht, ob in der Innung schon so viele Leute sind, die so denken, wie diese jungen Menschen.
Wir haben hier bei KLIPP regelmäßige Stammtische, bei denen wir mit den Lehrlingen zusammensitzen. Dort erfahren wir, was die jungen Menschen denken und sie interessiert.

Wie sieht es heuer mit Lehrlingen aus?
EL: Es wird immer schwieriger die gewünschte Anzahl zu bekommen. Wir hatten gerade unser Lehrlings-Start-up, die haben schon Begeisterung gezeigt. Junge Damen und drei junge Burschen, es schaut mit der Qualität sehr positiv aus.
GK: Wir holen uns die angehenden Friseurinnen und Friseure drei Tage in die KLIPP Zentrale, die schlafen hier und gehen gemeinsam essen. Da lernt man sich kennen und kriegt ein Gefühl, wie weit jemand ist.
EL: Ich bin einmal zu ihnen reingegangen und habe gesagt „Ich sag euch eines! Immer schön ‚Grüß Gott‘ und ‚Auf Wiedersehen‘ sagen! Das ist das Allerwichtigste in dem Beruf“. Auf das Einfachste wird oft vergessen.

Glauben Sie es wird besser?
EL: Die Regierung ist bemüht das Thema Lehre immer wieder ins Gespräch zu bringen, man muss es immer wieder erwähnen und das wirkt dann auch. Immerhin ist das Gewerbe größter Arbeitgeber und nicht die Industrie. Aber leider, wenn es irgendetwas zu ändern gibt, wie Arbeitszeiten oder so, wird die Industrie als Maßstab genommen und nicht das Gewerbe.
GK: Wir müssen schauen, dass es nicht nur uns selber gut geht, sondern auch der Branche, sonst ist das nicht nachhaltig. Deshalb ist meine große Hoffnung, dass die Sprache der Branche einheitlicher und der Tisch runder wird. Das ist existentiell wichtig.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kraft, weiterhin viel Erfolg mit der Marke KLIPP und Ihnen Herr Lanzl wünsche ich ertragreiche Zeiten auf den Feldern.