Credit: Nadine Wisser

11.04.2023

Dorffriseur - nicht der Ort entscheidet über Fähigkeiten

Elisabetta Giannattasio kommt vom Dorf und ist Friseurin. Dabei stellt sie sich die Frage, ab wann der Ort über Fähigkeiten entscheidet oder ob es nicht auf den Blick über den jeweiligen Rand ankommt.

Kommentar von Elisabetta Giannattasio

Wer bei diesem Wort Negatives denkt, darf gerne weiterlesen. Könnte für meine erste Kolumne waghalsig sein, wenn ich mir nur nicht so sicher wäre, dass es für die meisten eben ein negatives Branding beschreibt.

Für mich selbst ist es eine direkte Verknüpfung zu einem Kopfkino, das Bilder enthält, auf denen ich mich genauso wenig sehen möchte, wie auf denen meiner Konfirmation. Dabei beschreibt mich das Wort eigentlich schon sehr gut. Bestehend aus den Silben Dorf und Friseur, trifft beides ziemlich genau auf mich zu.

Wäre mein Wohnort hingegen städtisch, würde das Ganze mit dem Wort „Flagship-Store“ beschrieben und sofort bedeutend kultureller klingen. Wo genau ist aber da die Logik und was sagt der Ort über die Qualifikation aus?
In einer Branche, die mir sehr am Herzen liegt und die an Oberflächlichkeiten, aber auch an Toleranzen kaum zu übertreffen ist, entscheidet also der Ort über die Fähigkeiten des Einzelnen?

Begründungen wie fehlende Inspirationsquellen möchte ich mit gnädigem Blick aufs Handy entkräften. Die Existenz des Internets und der Sozialen Netzwerke im Konkreten, aber auch der Möglichkeit, mit unterschiedlichsten Verkehrsmitteln die Welt zu bereisen, bringt uns zu unendlichen Quellen der Inspiration, egal ob nah oder fern.
Kollektionen inspiriert aus der Natur werden auch eher selten in U-Bahnhöfen entwickelt.

Als Educatorin kann ich euch eines sagen, es ist nicht der Ort, der entscheidet und es ist auch nicht die Schublade, die den Friseur gefangen hält. Talent, Wissen und der Blick über den „Stadt- oder Ortsrand“ sind es, die die Spreu vom Weizen trennen.

Eine Warnung jedoch gibt es.  Es sind die frisierten Puppenköpfe gepaart mit toten Fliegen, wohnhaft in Schaufenstern, die vor so manchem Berufskollegen warnen. Seht sie als Aufforderung, eure Leistung immer weiter, von eben diesen grausamsten Darstellungen der Friseurkunst, zu entfernen.

Ein Appell an Ehrgeiz und Talent!

Elisabetta Giannattasio ist Friseurin und Education Managerin bei fpe Friseur- und Kosmetikbedarf