Credit Denise Forster (vor Corona Aufnahme)

22.03.2021

Denise Forster 50% der Kunden machen Selbsttest im Salon

Im deutschen Tübingen müssen sich Kunden für den Friseurbesuch freitesten, auch Selbsttests vorm Salon sind erlaubt, 50% der Kunden nehmen das gerne in Anspruch, alle anderen kommen mit Testnachweis. Denise Forster erzählt wie es funktioniert…

Wäre eine Freitestung im Salon auch bei uns umsetzbar? Was, wenn ein Kunde positiv testet? Kein Problem, Denise Forster erzählt wie es in ihrem Tübinger Salon gut funktioniert ...

Seit letzten Dienstag müssen Kunden bei euch in Tübingen einen Negativ-Coronatest vorlegen, das sogenannte ‚Tübinger Tagesticket‘. Wie lief das in der ersten Woche?
Denise Forster:
Der Anfang war höchst kompliziert, weil das Ganze von einem Tag auf den anderen umgesetzt werden sollte, was natürlich nicht so funktioniert, wenn noch keiner einen Plan hat.
Was gut lief war, dass wir gleich Montag viele Selbst-Schnelltests abholen konnten. Herr Palmer (Oberbürgermeister Tübingen, Anm. Red.) hat da super eingekauft, die bekamen wir von unserer Stadt gratis zur Verfügung gestellt.

Wie hat es sich auf euren Tagesablauf ausgewirkt?
DF:
Unsere Terminbücher sind voll. Wir haben aber nur bedingt Mehrzeit eingeplant, um Kunden bei uns zu testen, dadurch geriet unser Zeitplan ein wenig durcheinander.

Für Selbsttests kommen Kunden 20 Minuten früher

Wurden viele Tests im Salon durchgeführt?
DF:
  Ja, tatsächlich. Am Anfang war es so, dass Teststationen erst um 9:30 öffneten, wir aber schon um 8:00 die ersten Kunden hatten. All jenen haben wir angeboten, dass sie 20 Minuten früher kommen, den Test hier durchführen, aufs Ergebnis warten, so dass wir um 8:00 starten konnten.

Das haben Kunden mitgemacht?
DF:
Ja, das haben fast alle mitgemacht. Natürlich gab es auch ein paar Kunden die tatsächlich ihren Termin aufgrund dessen abgesagt haben. Aber die meisten haben es gut angenommen. Um uns zu entlasten, haben wir Kunden vorab nochmals gebeten in die Stadt zu fahren sich ein Tagesticket machen zu lassen

Sind Tests überall gratis?
DF:
Ja, in Tübingen sind Tests überall gratis.

Schnelltests führen Kunden selbst durch, war schon mal jemand bei euch positiv?
DF:
Nein, bei uns nicht. Ich weiß das in dieser Woche in Tübingen 17.000 Menschen getestet wurden, davon waren 30 positiv. Die Chance ist also gering?

Wie managt ihr den Zusatzaufwand?
DF:
Das ist wirklich schwierig, weil wir volle Bücher haben und keinem Kunden absagen wollen, nur um Tests durchzuführen.

Wie läuft das mit den Selbsttests?
DF:
Wir haben eine Teststation im Saloneingangsbereich aufgebaut, dazu gibt es kinderleichte Anleitungen. Wenn der Kunde hereinkommt, begrüßt einer ihn, erklärt die Vorgehensweise, alles andere macht Kunde dann selbstständig. Ich bereite am Abend immer schon genügend Test-Sets für den kommenden Tag vor. Mehr kann ich nicht machen.

Wie gehen Mitarbeiter damit um?
DF:
Die erste Woche war anstrengend, wir haben den Laden nie vor 20:00 verlassen, weil sich am Abend dann alles aufgestaut hatte. Nachmittags sind wir ständig in Zeitverzug gekommen. Das möchte ich meinen Mitarbeitern nicht jede Woche antun. Von daher hoffe ich, dass es sich normalisiert und Kunden sich daran gewöhnen.

Gibt es viele Testverweigerer?
DF:
Ach, also ich fand es schon krass, dass an einem Tag gleich 7 Kunden aufgrund des Testens absagten. Da denke ich mir meinen Teil. Aber im Großen und Ganzen sind Kunden froh, dass sie zu uns kommen können und nehmen das gerne in Kauf.

Traust Du Dir schon eine Prognose zu, welche Auswirkungen das Testen aufs Geschäft haben wird?
DF:
Ich glaube, wir werden dadurch keine Umsatzeinbußen haben. Wir haben lange Wartelisten und die Kunden, die wir diese Woche anriefen, haben sich riesig gefreut und sofort die freien Plätze genommen. Mit den Selbsttests funktioniert das gut. Es scheint, dass sich diese Teststrategie in Deutschland nun verbreitet.

Wie bereitet ihr euch vor, sollte ein Kunde sich positiv testen?
DF:  
Es kann ja nicht viel passieren. Der Kunde kommt rein, macht vorne von allen getrennt den Test und geht sofort wieder raus. Nach 15 Minuten schauen wir uns das Testergebnis an und holen dann den Kunden wieder herein. Wenn er positiv wäre, dann müsste man das sehr sensibel angehen und ihm das Draußen mitteilen, so dass er nicht mehr das Geschäft betritt. Der Kunde muss dann selbst in Quarantäne und sich selbst beim Gesundheitsamt melden. Wir haben da nichts zu unternehmen.

Wir verrechnet ihr den Mehraufwand?
DF:
Wir erhöhen jährlich im September unsere Preise und da bleibe ich meiner Linie treu. Wenn das Testen allerdings weiterhin bleibt, dann muss auch ich neu kalkulieren, denn der zeitliche Mehraufwand ist massiv.

Selbsttest versus Testnachweis

Wie viele Kunden kommen bereits mit Test im Vergleich zu Selbsttestern?
DF:
Diese Woche lief es 50:50. Viele kommen ja direkt von der Arbeit, für all jene ist es einfacher sich im Salon zu testen. Man weiß leider auch nie, wie lange man an der Teststation warten muss.

Das heißt Spontanbesuche sind möglich?
DF:
Ja, je unkomplizierter es ist, desto besser für die Kunden. In Tübingen gibt es zum Glück viele Test-Möglichkeiten, ob in Teststraßen oder Apotheken. Dafür muss der Kunde die Bereitschaft haben eine Stunde mehr einzuplanen, das hat nicht jeder.

Wie fühlt ihr euch mit getesteten Kunden im Salon?
DF:
Viel sicherer, das haben mir alle schon gesagt. Es fühlt sich super, super gut an zu wissen, dass momentan alle negativ sind im Salon.

Welche Herausforderungen beobachtet ihr aktuell?
DF:
Insgesamt würde ich mir wünschen, dass es einfacher für den Kunden wird. Es braucht noch viel Aufklärung, wie das mit den Tests läuft. Wenn jeder erstmal weiß, wie das funktioniert, dann müssen wir nicht ständig hinrennen und erklären. Wir senden jetzt allen Kunden vor ihrem Termin ein Video, aber das scheint sich nicht jeder anzusehen. Mit Routine wird das alles irgendwann auch schneller.

Ihr habt welche Selbsttests?
DF:
Nasale Antigen-Tests, die im Vorderen Nasenbereich testen, also supersimpel.

Wie häufig testest du dein Team?
DF:
Mindestens 2x die Woche, wer möchte darf natürlich auch öfters. 

Welche Masken tragt ihr?
DF:
Wir arbeiten mit OP-Masken, aber wir bitten Kunden mit FFP2 Masken zu kommen und das funktioniert gut.

Dein Wunsch für die Branche?
DF:
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin als Branche zusammenhalten und alle an einem Strang ziehen. Ich finde das Konzept von Herrn Palmer wirklich gut und würde mir ein große Teststrategie für Deutschland wünsche, so dass es einen bundesweiten Nutzen erfüllt.

Was rätst du deinen KollegInnen?
DF:
Bleibt mit anderen Friseuren in Kontakt, tauscht euch aus und kommuniziert ganz offen mit euren Kunden! Unsere Kunden sind sehr dankbar, zum Beispiel für die E-Mails, die sie von uns erhalten, wenn es Neuerungen gibt. 

Liebe Denise, vielen Dank für Deinen Einblick, bitte gesund bleiben und euch weiterhin viel Erfolg.


Über Denise Forster

Denise Forster Schneidekunst
Salon in Tübingen
Instagram : denise.forster.schneidekunst