Credits: Blonde ID / Model Frauke Boensch / Damian Tworuschka

14.03.2022

Damian Tworuschka: Für perfektes Blondieren musst du dein Auge sehr gut trainieren

Mit Blonde ID eröffnet Damian Tworuschka einen Salon, der sich komplett auf Blond spezialisiert. 260 € lässt Blondkundin im Salon, dafür bedarf es einiger Fähigkeiten und der Klarheit, dass man als Spezialist abliefern muss …

Das Gespräch führte Birgit Senger

Was steckt hinter deinem neuen Salonkonzept „Blonde ID?
Damian Tworuschka:
Wenn man von blondem Haar spricht, dann denkt die Masse an weißblonde Haare, an Strähnentechniken oder Balayage. Bei Blonde ID geht es um das gesamte Thema Blond und nicht nur um Farbtechniken. Eine Kundin, die im dunkelblonden Bereich einen schönen kühlen Farbton haben möchte, ist nicht weniger eine Herausforderung, als eine gute Balayage, vor allem, wenn das Haar nach der Aufhellung noch gesund und gepflegt aussehen soll.

Wann hast du angefangen, dich auf blondes Haar zu spezialisieren?
DT:
Angefangen hat alles vor 4 Jahren mit dem Education Konzept „Blond ID“. Als ich vor 11 Jahren anfing mich auf Haarfarbe zu spezialisieren, wurde Education immer nur in Verbindung mit Produktschulung angeboten. Es gab keinen freien Stylisten, der das Thema Blond firmenunabhängig bespielt hat. Das wollte ich ändern und entschied, mit Blonde ID ein Education Konzept auf den Markt zu bringen, das den Weg von Beratung zum Finish produktunabhängig aufzeigt.

Was zeichnet den Blond-Profi aus?
DT:
Um ein gewünschtes Blondergebnis zu erzielen, muss man sich mit Pigmentierung auskennen und sein Auge auf Farbtiefe und Nuancierung trainieren. Dazu gehört aber auch ein großes Fachwissen rund um das, was im Haar passiert. Dann muss der Profi sich mit seiner Kundin auseinandersetzen, also welche Lebensumstände und Umweltfaktoren, das Blond erwartet. Erst dann kann man professionell und spezialisiert definieren, welche Technik anzuwenden ist und welche Nachbehandlung geeignet sein wird.

"Wer den Farbkreis versteht und die Pigmentierung der Haare einbezieht, für den wird Haare färben nicht unbedingt leichter, aber verständlicher."

Obwohl es von den Herstellern Abweichungen in der Farbzusammensetzung gibt, ist für den Lernerfolg also vollkommen egal, welche Produkte im Salon zur Verfügung stehen?
DT:
Genau, es kann ja auch mal vorkommen, dass ein Farbton fehlt, oder ein Mitarbeiter vorher mit anderen Marken gearbeitet hat. Wer den Farbkreis versteht und die Pigmentierung der Haare einbezieht, für den wird Haare färben nicht unbedingt leichter, aber verständlicher. Die Wirkung von Farbe und Blondierung ist überall gleich, aber die Zusammensetzung der Pigmente und die Aufhellungsgrade sind bei jeder Firma unterschiedlich. Viele Friseur*innen nehmen die Farbkarte als Anhaltspunkt, aber diese sagt mir ja nur welches Farbergebnis ich erreichen will. Also schauen wir uns genau an, wo im Farbkreis die Farbnuancen angelegt sind.

„Für perfektes Blondieren musst du dein Auge sehr gut trainieren.“

Die Farbkarte ist quasi die Menü Karte für den Kunden und der Profi hat die Rezeptur im Ärmel? Wie wichtig ist der Naturton beim Blondfärben?
DT: Extrem wichtig, denn er entscheidet über das finale Ergebnis. Für perfektes Blondieren musst du dein Auge sehr gut trainieren. Beispielsweise macht es viel aus, wie gut du bei einem dunkelblonden Haar erkennen kannst, ob es zum Mittelblond oder eher zu Hellbraun tendiert. Eine halbe Nuance heller oder dunkler macht im Endergebnis einen großen Unterschied.

Kennen Kunden ihren Naturton?
DT:
Jein, die meisten, die dunkelblond sind, denken sie sind braun oder dunkelbraun.

Hast Du einen Tipp für Blondinen, die weg von immer heller zum Rootshadow oder natürlicherem Look wollen?
DT: KundInnen müssen sich häufig erst einmal wieder an dunklere Pigmente gewöhnen. Dafür arbeite ich mit Schattierungen anstatt mit Tiefe. Eine Blondkundin ist oft seit Jahren keine dunklen Flächen im Haar gewöhnt.

Ich rate, das Haar langsam zurückzufärben, anstatt gleich dunkler zu werden. Bringe ich zu viel Farbtiefe und dunkle Pigmente ins Haar, ist das oft zu ungewohnt. Ist der erste Kommentar aus dem Umfeld ein „Oh, das ist aber dunkel“, dann hast du verloren und fängst wieder an aufzuhellen. Daher ist meine Empfehlung, das Auge der Kundin langsam an Farbe zu gewöhnen. Im ersten Schritt bringe ich mehr Pigmente ins Haar und wenn sie sich damit wohlfühlt, dann kommt beim nächsten Besuch mehr Tiefe dazu.

Braucht es einen größeren Produkt- und Zeitaufwand, um blonde Haare zu färben?
DT: Definitiv, es kommt natürlich auch auf die Haarstärke an. Der große Vorteil ist, dass die Generation „Balayage“ mit Painting, RootShadow und Glossing aufwächst und daran gewöhnt ist einen höheren Preis für die Farbdienstleistung zu zahlen.

Was zahlen deine KundInnen im Durchschnitt pro Friseurbesuch?
DT:
260€

Wieviel Zeit verbringt die Kundin im Salon?
DT:
Alle Farbtechniken sind so konzipiert, dass sie in 3,5 Stunden umsetzbar sind.

Wie häufig kommen deine KundInnen in den Salon?
DT:
In der Regel 2-3 Mal im Jahr. Das hängt davon ab, wie stark sich der Naturton von den Highlights absetzt. Daher bedeutet die Spezialisierung auf Blond auch automatisch, dass ich einen großen Kundenstamm brauche.

„Mein bestes Tool zur Kundengewinnung ist Google, Instagram ist mein Schaufenster.“

Wie bekommst du genug Kunden?
DT:
Durch Social Media. Mein bestes Tool zur Kundengewinnung ist Google, Instagram ist mein Schaufenster. Sowie ein Modedesigner seine Kleider zur Schau stellt, stelle ich auf Instagram meine Arbeiten zur Schau. Aber wirklich gefunden werde ich im ersten Schritt über Google. Für mich ist das schon jetzt ein sehr starkes Tool, was aber in Zukunft noch bedeutender werden wird. Obwohl mein Laden noch nicht eröffnet ist, findest du unter dem Suchbegriff „Frankfurt Blond“ jetzt schon meinen Laden mit Terminbutton.

Machst du das selbst oder hast du dafür einen Profi an deiner Seite?
DT:  
Ich kenne mich recht gut aus, aber dafür und für die Kalkulation habe ich mir Hilfe von Profis aus der Friseurbranche geholt. So realistisch und selbstkritisch ich auch bin, ich wollte nicht Gefahr laufen, mir etwas schönzureden.

Mit wem hast du da zusammengearbeitet?
DT:
Zum Glück gibt es in der Friseurbranche Profis, die sich auf Kalkulation, Marketing und Social Media spezialisiert haben. Ich hatte sehr guten Support von Maximilian Gruenberger, Hussein Saleh und Michi Jung bekommen.

Was hättest du dir schöngeredet?
DT: Vor allem hätte ich nicht so detailliert jeden Kostenpunkt berücksichtigt. Gema Gebühren, Kammerbeiträge bis runter auf das Zuckerpäckchen für den Kaffee. Auch wenn das Paket nur 5 € kostet und man denkt, ach das muss ich nicht berücksichtigen, machen 4 € hier, 20 € da, am Ende schnell ein paar Hundert Euro aus.

Auf welchen Minutenpreis bist du gekommen?
DT:
Je nach Dienstleistung zwischen 1,60 € und 1,75 € die Minute.

„Ich möchte mit meinem Handwerk Geld verdienen und nicht hohe Preise ansetzen müssen, um die Miete bezahlen zu können“

Mit 60 qm, hast du dich für einen kleinen Salon entschieden? Zufall oder eine bewusste Entscheidung?
DT:
Die Größe ist bewusst gewählt, damit es persönlicher, exklusiver und verbindlicher ist.

Ich möchte mit meinem Handwerk Geld verdienen und nicht hohe Preise ansetzen müssen, um die Miete bezahlen zu können. Das war in Frankfurt nicht ganz einfach, ich habe mehr als 2 Jahre gebraucht, um die passende Location zu finden.

Wieviel Mitarbeiter sind geplant?
DT:
Ich habe mein Salonkonzept so aufgebaut, dass ich nicht von Mitarbeitern abhängig bin.  Es funktioniert alles auch, wenn ich alleine arbeite. Meine Vorstellung ist eine Teamgröße von 3 bis 4 Blondspezialisten. Ich führe im Moment mit einigen Bewerber*innen Gespräche. Mal schauen, ob sich ein kleines Expertenteam findet.

Welche Arbeitszeiten sieht dein Konzept vor?
DT:  
Alle sprechen von Work-Life-Balance. Ich habe mit einer 3-Tage-Woche und einer Wochenarbeitszeit von 30 Stunden geplant und kalkuliert.

Endverbraucher*innen suchen nach Spezialist*innen, sei es für Balayage, Nachhaltigkeit, Extensions oder eben Blond. Warum hast du dich entschieden, dich auf blonde Haare zu spezialisieren?
DT:
Für mich besteht der Sinn des Arbeitens darin, das zu finden, was mir am meisten Spaß macht. Damit viel Zeit zu verbringen, um es zu perfektionieren und einer der Besten zu werden ist meine Motivation. Wenn du etwas mit viel Freude und richtig gut machst, kommen die KundInnen automatisch.

„Als Spezialist musst du abliefern!“

Welche Erwartungen haben Kund*innen an Spezialist*innen?
DT:
Als Spezialist musst du abliefern! Die Erwartungen der Kund*innen sind hoch und sie möchte mit der gleichen Haar- und Farbqualität aus dem Salon gehen, wie sie es bei dir auf Insta gesehen hat.

 

Bekommen deine KundInnen vor dem Besuch bei dir eine Beratung?
DT: Ja, für Neukunden ist das ein Muss. Hierfür nehme ich mir eine halbe Stunde Zeit und stelle der Kundin mithilfe eines Beratungsbogens einige Fragen zum Umgang mit ihren Haaren. Dann mache ich eine Probesträhne, um zu sehen, wie schnell und wie stark sich das Haar aufhellen lässt. Zum Abschluss der Beratung bekommt die Kundin ein Kosten- und Terminangebot. Die Beratung kostet 35 € und kann als Gutschein beim nächsten Besuch verrechnet werden. Damit minimiere ich auch die No-Show Kunden.

Welche Pflege braucht blondes Haar?
DT:
Je heller das Haar, desto mehr sollte es mit Protein, Keratin und Feuchtigkeit aufgebaut werden. Vor allem, wenn du im pastelligen oder silberblonden Bereich bist, braucht das Haar immer wieder eine Farbauffrischung. Hier reicht eine mit Farbpigmenten angereicherte Pflege für zu Hause oft nicht aus.

Und was empfiehlst du Kund*Innen als Folgetermin?  
DT:
Die Farbnuancierung ändert sich im Laufe der Zeit in den meisten Fällen ins beige, weil die Restpigmentierung Luftsauerstoff ausgesetzt ist. Ich finde es optimal, der Kundin nach 3- 4 Wochen einen zweiten Termin zum Glossing anzubieten, um die Brillanz der Haarfarbe zu halten.

Damian, vielen Dank für den Einblick in dein Blonde ID Salonkonzept und eine erfolgreiche Eröffnung deines Salons wünschen wir.