Claus Frankhofer über neue Herausforderungen im Jahr 2021 | C: francoiffeur

11.01.2021

Claus Frankhofer: Was machen mit Urlaub?

Der francoiffeur spricht über die neue Herausforderungen Mieten und Urlaub, präpotente Kunden und Lehrlinge und freut sich auf Männer-Langhaarfrisuren und Dauerwelle.

Du hast Dich gerade von Facebook verabschiedet, was ist passiert?
Claus Frankhofer:
Ich brauche eine Pause, muss einfach mal abschalten. Die Leute werden ja immer depperter: die Verschwörer, die Gegner, die Befürworter. Ich mag mich nicht anpatzen lassen, weil ich mich entschieden habe, mich impfen zu lassen. Die Angriffe sind einfach viel zu persönlich. Was da teilweise für ein Blödsinn geredet wird. Aber keine Angst, ich komme schon wieder.

Was wurde aus der großen Solidarität?
CF:
Aus Solidarität wurde das Gegenteil! Im ersten Lockdown waren alle noch euphorisch, wir haben uns gegenseitig motiviert, das nahm im Laufe des Jahres mehr und mehr ab. Irgendwann schaut halt jeder auf sich selbst. Nur innerhalb unseres Teams, da sind wir echt stark.

Wie viele Mitarbeiter habt ihr aktuell?
CF:
Mit mir sind wir 7, ohne Lehrlinge, von denen habe ich die Nase voll.

„Für Lehrlinge habe ich keine Nerven mehr.“

Du bildest keine Lehrlinge mehr aus?
CF:
Das hab‘ ich 30 Jahre lang gemacht, für Lehrlinge habe ich keine Nerven mehr. Diese ganze antiautoritäre Erziehung, nur Fun haben, nix tun wollen. Ich will meinen Salonablauf niveauvoller gestalten und das kann ich perfekt mit Meistern. Außerdem bin ich mit Blockunterricht für Lehrlinge an der Berufsschule in Wien nicht einverstanden. Naa, das macht keinen Spaß mehr.

„Ich möchte meinen Mitarbeitern ihren Urlaub nicht wegnehmen“

Was ist aktuell die größte Herausforderung für dich?
CF:
Wie ich mit dem Urlaub umgehe, der noch offen ist. Ich fand es nicht gut, dass die Mitarbeiter im Lockdown ihren Urlaub aufbrauchen, den wollte ich Ihnen nicht wegnehmen. Außerdem muss ich dann die Löhne vorfinanzieren und sie aus der Kurzarbeit nehmen. Dafür musst du voll liquide sein.

Wie erging es dir finanziell?
CF:
Es geht mir ganz gut. Im ersten Lockdown habe ich Reserven aufgebraucht. Beim 2ten Lockdown hat mir die Bank wegen guter Liquidität ein Vorschuss-Konto für die Löhne eingerichtet und es sich von der Kurzarbeitsrückzahlung wieder abgedeckt. Somit brauchte ich keinen Kredit. Das hat super mit der Bank funktioniert. Jetzt im dritten Lockdown sieht es schon anders aus.

Dein Hauptproblem im dritten Lockdown?
CF:
Die Mieten! Ich zahle monatlich 5.600 € Miete plus 1.000 € Betriebskosten und mein Mieter ist da leider gar nicht gesprächsbereit, ist ein ganz heikles Thema. Und Fixkostenzuschuss sind halt nur 70%.

Der Umsatzersatz hat geholfen?
CF:
Da waren wir Friseure natürlich super dran mit 80%.  Das war für mich, wie für alle die brav und ordentlich ihre Umsätze angeben, ein Geldsegen. Leider gibt es das im dritten Lockdown nicht.

Wie geht ihr im Jahr mit den Urlauben dann um?
CF:
Ich weiß es noch nicht, denn ab Februar brauche ich die Mitarbeiter und da waren bereits die ersten Urlaube geplant. Vielleicht zahle ich auch einfach die Urlaube aus, das habe ich noch nicht entschieden.

Was war für dich enttäuschend?
CF:
Die Präpotenz einiger Kunden. Da kamen welche mit der Anmerkung ‚‘Na ihr hattet doch jetzt wochenlang Urlaub…‘, boah das hat mich echt geärgert. Und vor Weihnachten haben sich viele Kunden einen Termin geholt und sind dann einfach nicht erschienen, das hat mich echt geschockt.
Dennoch will ich nicht maulen, wir sind zufrieden und hatten einen sensationellen Dezember.

Wie gehst Du ins neue Jahr? Ist eine Preiserhöhung angedacht?
CF:
Nein, das werde ich nicht machen. Es haben im Moment so viele Menschen weniger Geld, auch hier im 19. Bezirk. Man merkt das auch in den Statistiken, viele kommen weniger oder sind draufgekommen, dass sie mit grauen Haaren auch gut aussehen.

Wie gleicht sich das dann aus?
CF:
Wir haben erstaunlich viele Neukunden. Viele, die im 19. wohnen und immer im 1. Bezirk zum Friseur gingen bleiben jetzt in ihrem Bezirk, davon profitiere ich.

Auf was freust du dich, wenn die Salons wieder aufmachen?
CF:
Na auf‘s Arbeiten! Es tut sich viel. Männerhaare werden wieder länger, das finde ich so cool, die kommen auf einmal föhnen, gönnen sich den Luxus, so wie Pierce Brosnan früher, spitze ist das.

Echt. Welche Servicetrends beobachtest Du noch?
CF
: Wir machen immer mehr Dauerwellen, bei jungen Frauen und auch bei jungen Burschen, die wollen Volumen am Oberkopf.

Warum hast du dich eigentlich im letzten Jahr umbenannt von Schnittkunst auf Francoiffeur?
CF:
Mit dem Namen kam ich mir immer wieder vor wie ein Kettenbetrieb. Jetzt bin ich wieder persönlicher, die Kunden finden das auch besser. Und du weißt ja, ich erfinde mich gerne neu.

Ja, so kenne und mag ich dich, dann bin ich auf deine nächste Erfindung gespannt und wünsche dir noch einen guten Januar. Danke für deine Zeit.

 

Claus Frankhofer ist Friseur und Salonunternehmer bei Francoiffeur im 19. Wiener Bezirk.