25.06.2020
Edeltraud Daschill: Blockunterricht macht Lehrlinge für Praxis langsamer
Die Unternehmerin aus Oberösterreich hat jahrelang mit Begeisterung Lehrlinge ausgebildet. 11 Wochen lang auf den Lehrling verzichten zu müssen, ist für sie in ihrem Freistädter Salon nicht machbar.
Im Telefoninterview mit Juliane Krammer
Wenn nun mein einziger Lehrling 11 Wochen lang nicht im Salon ist, benötige ich eine neue Mitarbeiterin, die dann wieder gekündigt werden muss. Hinzu kommt, dass jedes Mal auf Neue diese Aushilfskraft auf Zeit ausgebildet werden muss.
Frau Daschill, sie haben sich dazu geäußert, aufgrund des Blockunterrichts keine Lehrlinge mehr auszubilden. Was sind die Punkte, die zu dieser Entscheidung geführt haben?
Edeltraud Daschill: Ich habe immer Lehrlinge gehabt. Jetzt in meinem kleinen Salon hatte ich einen Lehrling. Früher, als mein Betrieb größer war, bildete ich 2 Friseur-Lehrlinge aus. Wenn nun mein einziger Lehrling 11 Wochen lang nicht im Salon ist, benötige ich eine neue Mitarbeiterin bzw. Hilfskraft, die dann wieder gekündigt werden muss. Hinzu kommt, dass jedes Mal aufs Neue diese Aushilfskraft auf Zeit ausgebildet werden muss. Ohne Unterstützung brauchen meine Mitarbeiterin und ich eine Stunde länger. Auf Dauer ist das nicht machbar. Größere Betriebe mit mehreren Lehrlingen haben es hier auf jeden Fall leichter.
Was müsste sich ändern, damit sie wieder einen Lehrling im Betrieb ausbilden?
ED: Für einen Tag in der Woche könnte ich den Lehrling entbehren. Denn in diesen acht Wochen kann in einem kleinen Betrieb auch niemand krank werden, da ist das Chaos perfekt, wenn der Lehrling dann auch noch weg ist. Ich denke, dass dieses aktuelle System für Lehrlinge und die gesamte Branche ein Nachteil ist.
Würde sich etwas ändern, wenn die Phase in der die Lehrlinge nicht im Salon sind auf einen anderen Zeitpunkt, zum Beispiel im Sommer, verschoben wird?
ED: Nein, das würde keinen Unterschied machen. Auch kürzere Monate bringen am Ende nichts. Wissen Sie, ich war in der Innung, im Ausschuss tätig. Aber leider bin ich auf taube Ohren gestoßen, was dieses Thema betrifft.
Es fehlt die praktische Wiederholung und man hinkt nach. Denn der Kopf ist voll mit der Theorie, aber unser Beruf lebt von der Praxis!
Was denken Sie, bringt die Zukunft für Lehrlinge?
ED: Ich habe das Ausbilden geliebt und wir haben uns voll und ganz auf den Lehrling konzentriert. Ich bin aber positiv eingestellt, dass sich hier etwas ändern wird. Für die Berufsschule ist der Blockunterricht bestimmt eine Erleichterung in punkto Koordination. Aber Blockschülern fehlt für viele Wochen die Praxis. Bei der Tagesschule waren die Lehrlinge immer viel flotter. 11 Wochen lang überhaupt kein Kontakt zum Lehrling tut dem Betrieb und dem Lehrling nicht gut. Es fehlt die praktische Wiederholung und man hinkt nach. Denn der Kopf ist voll mit der Theorie, aber unser Beruf lebt von der Praxis!
Vielen Dank, Frau Daschill, für diesen Einblick. Alles Liebe für die Zukunft!