06.02.2018

Bertram Ks nicht analoges Aphrodisiakum

Gebucht ohne zu arbeiten! Bertram K über sein neues Aphrodisiakum ...

Bertram K, anfänglicher Digital-Verweigerer über seine neue Lieblings-Marketing-Plattform Treatwell und seine Begeisterung fürs Nicht-Analoge, auch, wenn er damit den größten, persönlichen Reinfall seiner Karriere verbindet.

Ein Gespräch mit Katja Ottiger und einer Flasche Wein

imSalon: 2016 hast du uns von deiner neuen Internetaffinität mit Onlineterminierung erzählt. Immer noch so euphorisch? (s. Interview -> Bertram K ganz ohne Kalender)
Bertram K:
Ja! Ich habe 3 neue Mitarbeiter, wir haben mehr zu tun, hätte ich mir nie gedacht!
Weißt du, was das Spannende ist? Das Buchungsverhalten der Kunden! Bitte, was bewegt die dazu, samstags um 1 Uhr in der Nacht einen Friseurtermin aus zu machen? Waren die auf einer Party und haben am Rückweg beschlossen, die brauchen eine neue Frisur, weil´s mit dem Typen nicht geklappt hat?
 

„Ich bekomme Buchungen, während ich nicht arbeite!“



Welcher Tag ist besonders stark?
Bertram K:
Der Montag! Der Tag, an dem wir geschlossen haben. Ich bekomme Buchungen, während ich nicht arbeite!

Also, Begeisterung fürs Digitale!
Bertram K:
Das Netz ist eine Marketingfläche mit enormer Streuweite. Bei Treatwell habe ich ein supergutes Ranking. Die Kunden-Bewertungen fördern meine Community. Wir haben hier 4,8 von 5 Punkten. (Anm.: bei über 450 Bewertungen!!!) Das ist gut! Alles, was mehr als 4,8 ist, glaubt dir eh kein Mensch.


In der Praxis nutzt ihr die Onlineterminierung wie?
Bertram K:
Zu 100 Prozent. Ich habe da Vertrauen in meine Mitarbeiter. Jeder meiner Leute hat ein mobile Device (Smartphone oder Pad) bekommen und sich die App runtergeladen. Jeder kann die Termine der anderen einsehen. Aber weißt ja, ich bin Demokrat, bei mir haben alle alle Rechte. Ich steh auf Transparenz, je transparenter, desto mehr davon kriegst du zurück. Meine Leute können über ihre Zeiteinteilung frei verfügen, denn die kennen ihre Kunden am besten und wissen, wie sie wem das ideale Service verkaufen.

Geben Mitarbeiter Feedback?
Bertram K:
Wir setzen uns alle immer wieder zusammen, um Einstellungen (Packages ect.) anzupassen, du kannst z.B. Last Minute oder Nebenzeit-Rabatte einbauen, bis dir die Leute die Bude einrennen.

Und was machst du, wenn jemand ein Kurzhaarpaket bucht und zahlt, und der Preis dann aber nicht stimmt, weil …?
Bertram K:
… weil jemand schulterlange Haare für kurze Haare hält? Handhaben wie vorher auch. Probleme mit der Onlineterminierung sind dieselben, die es auch am Telefon gibt. Dass Kunden halt der Meinung sind, sie haben kurze Haare oder brauchen eh nur Spitzen schneiden …
 

„Bewertung ist die neue Online-Währung!“



Hast du dich mit der neuen Datenschutzverordnung auseinandergesetzt, Onlineterminierung ist davon ja betroffen, da lagern viele Daten?
Bertram K:
Brauch ich nicht, das macht Treatwell für mich. Die bezahlen eine eigene Rechtsabteilung dafür und verwalten die Daten auf sicheren Servern irgendwo in Europa.
Herrlich, oder? Ich kann nur sagen, wenn du heute mit einem Geschäft neu anfängst, brauchst du eine solche Plattform, um Aufmerksamkeit und Neukunden zu gewinnen und du brauchst Leute, die dich bewerten. Das ist die neue Währung!

Bei einer deiner letzten großen Shows betonst du das Digitale gar auf der Bühne.
Bertram K:
Du meinst die beim AHI? Oh, für mich persönlich war die Show ein Reinfall, der größte meines Lebens (s. Interview: -> Bertram K Kennt man bis zum Abwinken)!
Ich hatte alles auf digitale Schiene aufgebaut, aber die Leute sind überhaupt nicht darauf eingegangen. Ich wollte aus eigener Erfahrung aufzeigen, dass, umso länger sie sich dagegen wehren, das Digitale der größte Vorteil ist, den ich einem anderen Friseurunternehmen gegenüber haben kann. Onlineterminierung hat bei mir absolut gegriffen.
 

„Letztlich muss jeder für Neukunden Geld in die Hand nehmen.“



Viele kritisierten, dass Treatwell zu viel Geld verlangt. 20% pro Buchung.
Bertram K:
Ja, aber die haben ein neues Preis-System! Wenn du dir das jetzt durchrechnest, steigst du besser aus! Ehrlich!
Die (Neu)Kundin ist zum ersten Mal da, das kostet mich 35 Prozent von der Buchung - ok. Aber danach kostet die mich lediglich 2 Prozent! Pro Buchung. Das ist es mir wert, dass die ihrer Freundin erzählt, du, der ist nett und ich krieg sogar ne Erinnerungs-SMS! Letztlich muss jeder für Neukunden Geld in die Hand nehmen. Auf diese Weise habe ich eine bessere Streuung.

64% Onlinebuchungen bleibt stabil?
Bertram K:
Ja, es wird immer die Leute geben, die gern Termine über einen persönlichen Kontakt machen. Aber Fakt ist, gerade die Kunden zwischen 35 – 60 Jahren finden es positiv und total persönlich, eine Erinnerungs-SMS zu bekommen. Die kriegen eine SMS von Bertram K. Das mögen die! (grinst.)

Gab´s schon mal Probleme mit dem System?
Bertram K:
Null! Keinen Breakdown, nichts. Die Umstellungsphase in den ersten zwei Monaten war kompliziert, da muss ich ehrlich sein, aber da gibt’s die volle Unterstützung von Treatwell. Meine Leute hatten das nach drei Wochen kapiert.

Aber was wäre bei einem Breakdown? Wie kämst du an deine Termine?
Bertram K:
(Schulter zuckend) Soweit ich weiß, gibt´s den Kalender in offline-Variante. Hab ihn ja noch nicht gebraucht.

Stirbt die klassische Rezeptionistin?
Bertram K:
Nein, das glaub ich nicht, aber die Aufgabenstellung der Rezeptionistin wird eine andere sein.

Social Media: FB oder Instagram?
Bertram K:
Also, ich habe gerade eine neue Website gemacht mit Herold. Kostet ein bisserl was, aber das Google Ranking ist super. Das Nächste ist Social Media! Hmm … interessiert mich als Privater nicht, ich hab genug in meinem Leben zu tun, als dass ich noch schauen würde, was andere so machen. Aber geschäftlich ist es unumgänglich. Da muss ich mich selber bei der Nase nehmen, das ist etwas, dass ich nicht ideal ausnutze. Ich habe zwei Facebook Seiten: Salon und privat. Ich habe um die 11.000 Fans ohne das fixiert zu haben. Ich habe das auch noch nie wirtschaftlich betrachtet. Einen Haufen Content hätte ich, aber keinen Plan, keine Zeit, keine Muse. Das muss ich jetzt angehen, ich weiß das.

Reist du noch immer so viel?
Bertram K: Pfffff … (tiefes Luft holen) Also letztes Wochenende war ich für L'Oréal Professionnel in Moskau, als nächstes bin ich in Griechenland. Danach eine Woche Kroatien. Dann habe ich 200 israelische Friseure in Wien, bin in Athen für 5 Tage. Im März dann Serbien. April und Mai bin ich in Österreich unterwegs, im Juni für 10 Tage in Bulgarien, im Juli beim jährlichen Unplugged bei J.7 in Deutschland und in Indien. Im Herbst dann in Uruguay und der Schweiz … also… (lacht.)

Pffffff… Bertram, lieben Dank! Es war wie immer inspirierend, mit dem was wir geschrieben haben und dem, was wir nicht geschrieben haben ;) und mit dem wunderbaren Rosé aus der ersten Rosé-Winery Österreichs: „Witzbold“ - ein Schelm wer Böses denkt, bei der Getränkewahl.