27.02.2015

Bernhard Neumayr´s Webshop für Jedermann

Der hochgewachsene Intercoiffeur aus Überzeugung plaudert über den einfachen Webshop für jeden Unternehmer, Generationenwechsel innerhalb der Elite und Arbeitsalltag mit knappen 2 Metern.

Steckbrief:

Friseurunternehmer seit 2001

Lehrstationen: Familiengeschäft, Bruder in St. Johann, Meininghaus

1 Salon in Großarl | 6 Mitarbeiter | 1 Lehrling

Eigentümer Haardesign Neumayr Intercoiffeur

Geschäftsführer & Eigentümer NEUYSSYS GmbH

Schatzmeister & Vizepräsident der Intercoiffure Österreich




imSalon: Anfang des Jahres bist du mit deiner NEUSSYS GmbH gestartet, einem Online-Miet-Shop-System für Friseurunternehmer. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Wir bieten jedem Friseurunternehmer einen Online-Shop, über den er seine friseurexklusiven Produkte verkaufen kann. Wir stellen ihm Ware, Lager, Logistik, Versand und Rechnungsstellung für die Endverbraucher zur Verfügung, nehmen ihm praktisch die ganze Arbeit ab.

imSalon: Jetzt hat ein Unternehmer aber für gewöhnlich die Produkte in seinem Salon. Wie kommen die in euer Lager und weshalb sollte er das tun?
Teilnehmende Hersteller stellen Ihre Produkte bei uns auf Lager und wir können im Gegenzug jedem Ihrer Kunden einen Onlineshop ermöglichen. Die werden direkt von den Firmen zu uns geliefert. Wir betreiben für den Unternehmer den Online-Shop. Alle Arbeit übernehmen wir. Von uns bekommt er zum Ende des Monats eine genaue Aufstellung über das, was von seinen Kunden gekauft wurde und über die, für jedes Produkt ausgewiesene, Provision. Quasi Produkte-Verkauf nebenbei.

imSalon: Woher weißt du, welcher Kunde von welchem Salon aus bei dir im Shop einkauft?
Für jeden Salon gibt es einen eigenen Shop-Link mit eingebautem Logo. Somit ist der Online-Shop XY im Zentralsystem aufgeführt. Dieser Link wird auf der jeweiligen Website des Unternehmens integriert und ausschließlich über diesen Link kann Ware bezogen werden.
 

"Wir sind Dienstleistungs-& Unternehmenslogistiker."



imSalon: Das setzt eine eigene Website voraus?
Nicht unbedingt. Eine Website ist Grundvoraussetzung, um den persönlichen Shop-Link einzubauen, das aber geht bei jeder Website, die es demjenigen gestattet.

ImSalon: Also vielleicht auch über Herold oder Facebook? Wie ist das Interesse vonseiten der Industrie?
Das Interesse ist definitiv da, mittlerweile haben wir mit allen Firmen Gespräche geführt, aber auch hier dauern gewisse Entscheidungen so ihre Zeit. Das macht es auch nicht besser, dass die meisten österreichischen Firmen international verankert sind. Hier ist wichtig, zu betonen, dass wir kein Händlerunternehmen sind, sondern uns als Dienstleistungs- & Unternehmenslogistiker positioniert haben. Wir stellen den Firmen lediglich ein weiteres Lager zur Verfügung und kümmern uns um die gesamte Abwicklung und Abrechnung mit allen drei Parteien, Hersteller, Friseur, Endverbraucher.

imSalon: Was machst du, wenn das Lager zu klein wird?
Dann freue ich mich denn dann ist mein Unternehmen auf Erfolgskurs und wir werden dann auch bestimmt in der näheren Umgebung ein größeres Lager finden. Darüber mache ich mir aber jetzt noch keine Gedanken denn unser Lager ist groß genug.

imSalon: Kommen wir zur Intercoiffure Österreichs. Hier bist du mittlerweile Vizepräsident und seit vielen Jahren Schatzmeister, du sitzt also auf dem Geld?
Genau! Ich bin seit 2002 Mitglied bei Intercoiffure (der IC). . Ich glaube an die gemeinschaftlichen Werte wie Freundschaft und gegenseitige Unterstützung. Im Verein mache ich Abrechnung & Buchhaltung und bin Organisationshelfer für Peter Pfister. (Anm. Präsident IC Österreich).

imSalon: Vom Vize zum Präsidenten? Gibt es Ambitionen in diese Richtung?
Oh nein! Dort sehe ich mich nicht. Ich agiere lieber im Hintergrund.

imSalon: Die gelebte Gemeinschaft der IC kann ich nur bestätigen. Ich war heuer wieder einmal beim Neujahresempfang dabei. Es war ein schönes Wochenende mit gutem Essen, tollen Gesprächen & Vorträgen, wir waren Ski fahren und hatten Langlauf Training mit Felix Gottwald. Aber wie schaut es mit den geschäftlichen Qualitätsstandards aus, schließlich nennt ihr euch selbst Elite?
Es ist nicht leicht, die Qualitätsstandards zu halten. Man kann Unternehmer, die kurz vor der Pension stehen, nicht dazu verpflichte, ihr Geschäft komplett umzukrempeln.
Die IC ist ein Verein, der über 70, 80 Jahre gewachsen ist, den kann man nicht einfach so komplett neu aufstellen. Und das will man ja auch nicht. Wir haben tolle Werte, geben gegenseitige Unterstützung, sind gut vernetzt. Unsere Statuten sind im Wandel begriffen, werden überarbeitet, um die Verpflichtung zur Qualität in Zukunft zu gewährleisten.
 

"Die IC wird nie eine Massenorganisation sein, sondern eine gewachsene Gemeinschaft."



imSalon: Wie ist der aktuelle Mitgliederstatus?
Aktiv Mitglieder 50, Fördermitglieder 16 und einige Gast Mitglieder, die ein Jahr lang alle Einladungen erhalten, bei den Veranstaltungen dabei sein können, kostenlos schnuppern und sich dann für oder gegen eine Mitgliedschaft entscheiden. Die Zahlen sind ganz leicht wachsend. Wir haben jedes Jahr ein bis zwei Leute, die in Pension gehen, von Aktiv- zu Senior-Mitgliedern werden. Es kommen aber auch jedes Jahr neue Mitglieder dazu. Es findet also ein schleichender Generationenwechsel statt.
Die IC wird nie eine Massenorganisation sein, sondern eine gewachsene Gemeinschaft, die sich über neue Mitglieder, die gern mit uns über den Tellerrand hinaus schauen, freut.

imSalon: Und wie empfindest du euer Image?
Es ist schon so, dass wir in der Masse der Friseure ein verstaubtes Image haben: Das der alternden Herren, die gern gemeinsam zusammen sitzen. Aber die Intercoiffure ist so vieles mehr und es hat sich in den letzten 10 Jahren einiges verändert. Wir haben tolle Leute, wie den Andreas Mayer und den Andreas Paischer, in den letzten Jahren kamen Mario Krankl und Christian Edinger dazu. Und das sind nur ein paar Beispiele, ich könnte hier noch einige wirkliche Leader Persönlichkeiten der Friseurbranche aufzählen. Verstaubt sind wir also nicht. Auch bei den Trends sind wir auf dem neuesten Stand, haben innovative Mitglieder wie den Andreas Innfeld mit seinem video2hair. Das finde ich persönlich ein sehr gute Sache, die wir hoffentlich bald allen Mitgliedern zur Verfügung stellen können.

imSalon: Das würde natürlich Geld kosten. Wer entscheidet darüber?
Dafür braucht es einen Mehrheitsbeschluss bei einer Vollversammlung.

imSalon: Werden Mitglieder auch ausgeschlossen?
Der einzige Grund, jemanden aus der Gemeinschaft auszuschließen ist, wenn er keine Beiträge zahlt.

imSalon: Du hast vor 13 Jahren den Generationenwechsel im Geschäft durchlebt. Reibungsfrei?
Ich denke, wenn verschiedene Generationen zusammen arbeiten, dann gibt es genügend Reibungspotential. Meine Eltern und ich haben uns mit 21 Jahren und Anfang 60 gut zusammengerauft. Ich war anfangs natürlich auf deren Hilfe angewiesen. Sie haben ein paar Jahre mitgeholfen und sich dann Stück für Stück zurückgezogen. Sie waren sehr darauf bedacht, mir meine Freiheiten zu lassen, um selbst zu sehen: Hoppala, so einfach geht das ja doch nicht.
 

"Bei solcher Körpergröße muss man pragmatisch sein."



imSalon: Du bist sehr groß. Wie ist das Arbeiten im Salonalltag mit knappen 2 Metern?
Schneiden und föhnen mach ich hauptsächlich im Sitzen - eigentlich alles, was am Hinterkopf passiert – waschen und färben versuche ich zu meiden und wenn möglich zu delegieren.
Bei solcher Körpergröße muss man pragmatisch sein und sich anpassen können.

imSalon: Was wünschst du dir von der Branche?
Mehr Interesse an unternehmerischen Dingen! Neben der Kreativität, die ohne Zweifel wichtig ist, die Zahlen nicht zu vergessen! Preise, die teilweise zu günstig sind, genau zu überdenken. Man kann schon auch günstig sein, aber dann sollte man die Dienstleistungsgesamtinvestitionen, die Einrichtung, den Komfort genau bedenken und reduzieren, damit es sich rechnen kann. Das unterscheidet letztlich einen guten Betrieb von einem Pfuscher.