Bernhard Neumayer | Credit: Chris Hofer

12.02.2021

Bernhard Neumayr: Der Kunde hat gelernt sich neu zu organisieren

Einfach ist die Situation am Land nicht, aber Bernhard Neumayr findet Lösungen, dafür macht er auch gerne Werbung für die hiesige Apotheke. Über Rahmenbedingungen, die in den Pfusch treiben, ärgert er sich dennoch sehr...

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Bernhard, dein Salon ist in Großarl, einer kleinen Salzburger Gemeinde. Wie wirken sich die Auflagen bei euch aus?
Bernhard Neumayer: Es geht mir gut, wir kriegen das schon alles hin. Das Problem ist, dass die Regierung die Kunden mit ihren Maßnahmen in die Wohnzimmer treibt, um Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Mir ist sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass ich nicht von Mobilfriseuren spreche. Aber der Schwarzmarkt wird von der Regierung ganz aktiv befeuert.

Wie sieht es bei dir momentan mit Auslastung aus?
BM: Hm, es ist Dienstag, 10 Uhr und ich habe Zeit mit dir zu telefonieren. Das sagt schon alles aus! Wir sind ok gebucht, aber mit ganz, ganz vielen Lücken. Am Freitag habe ich drei MitarbeiterInnen und eine Kundin. Am Samstag gibt es insgesamt drei Buchungen. Nach 6 Wochen Lockdown ist das ein Drama.

Wie sieht es bei euch im Ort mit den Testvorrichtungen aus?
BM: Bisher gab es in der Mittelschule eine Teststraße, die einmal in der Woche, dienstags, geöffnet war. Jetzt wird die hiesige Apotheke aufgerüstet. Diese Info wurde erst gestern Abend bekannt und ich nehme an, das braucht eine Woche, um sich im Ort rumzusprechen.

Du klingst optimistisch!
BM: Ja, ich gehe davon aus, dass es besser wird, bezweifle jedoch, dass wir den Umsatz von letztem Februar erreichen. Dabei sollte das nach sechswöchigem Lockdown einfach sein.

Sind deine MitarbeiterInnen in Kurzarbeit?
BM: Ja bis Ende März, ich passe täglich die Zeiten flexibel an.

Wie kommunizierst du mit deinen KundInnen?
BM: Ich mache jetzt auf allen Kanälen Werbung auch für die Apotheke. Das braucht halt ein bisschen, bis das durchsickert. Wir UnternehmerInnen müssen da momentan viel anstoßen, aber wir kriegen das schon hin. Mein Problem ist eher die Ablehnung von Tests, die ist leider massiv und die Alternative ist leicht erreichbar.

Mit Alternative meinst du Heimbesuche?
BM: Es geht nicht um die mobilen FriseurInnen, die alleine könnten die fehlenden KundInnen gar nicht bewältigen. Es geht darum, dass die Politik mit ihrem Handeln die Menschen dazu bringt, sich selbst neu zu organisieren. Und das leider oft am legalen Weg vorbei.

Kann man da nicht Anzeigen erstatten?  
BM:
Warum sollte ich? Das Problem ist ja nicht der Pfuscher, sondern die Rahmenbedingungen, die die KundInnen zum Pfusch treiben. Im Normalfall, ohne Corona, wäre das ja auch nicht aus dem Ruder gelaufen. Aber jetzt tut es das.

Wie gehst du mit Anfragen für Hausbesuche um?
BM:
Damit fange ich erst gar nicht an. Ich bin dagegen, ich sehe mich da eher in einer Vorbildfunktion. Wir bieten ein schönes Ambiente, qualitativ hohes Arbeitsniveau. Dafür stehe ich auch weiterhin und ich möchte, dass die KundInnen gerne in unseren Salon kommen. Auf dem Land gehört der Pfusch dazu, aber im Moment wird er halt ausgenutzt.

Das heißt, was wünschst du dir anstelle der Testung?
BM: Die Teststrategie ist ok, aber Selbsttests und eine saubere Infrastruktur wären viel besser. Außerdem muss die Test-Kontrollpflicht für die UnternehmerInnen weg.

Danke für das nette Gespräch, ich wünsche dir weiterhin viele KundInnen und viel Erfolg!