08.08.2016

Beim Lunch mit Francesco Orto

Neu im Job, neu in Österreich… genügend Gesprächsstoff, um Francesco Orto ein wenig näher kennenzulernen und damit den Mann, der zukünftig die Fäden bei Wella Österreich zieht.

Sehr offen, wunderbar herzlich, spontan, humorvoll und ernst zugleich, einfach sympathisch, so erlebe ich den neuen Wella Geschäftsführer Österreich Francesco Orto im "Nautilus" am Wiener Naschmarkt. Was er mit Wella vorhat? Wir nehmen an, nur das Beste, deswegen haben wir gar nicht erst danach gefragt. So erfahre ich, wie er über Friseure, Österreich und Skifahren denkt und erkläre ihm, weshalb er sich die "Piefke-Saga" anschauen muss.

Es lunchte und fragte Raphaela Kirschnick!

Raphaela Kirschnick: Willkommen in Österreich lieber Francesco. Seit wann kennen Sie denn die Friseur Branche?
Francesco Orto: (lacht) 25 Jahre, damals habe ich als Juniorverkäufer bei Wella begonnen und bin geblieben. Die Friseure, das ist so ein aufregender, spannender, bunter, kreativer Markt, es macht einfach Spaß in diesem Markt zu arbeiten.

RK: Francesco Orto, diesen Namen kann man so wunderbar belebt auf der Zunge explodieren lassen. Woher kommst du?
FO: Naja, geboren bin ich in Italien, mit zwei Jahren kam ich allerdings nach Deutschland. Italien, das ist für mich heute Urlaub und Segeln. Aufgewachsen und geblieben bin ich in Norddeutschland. Bad Oeynhausen, da bin ich her, das liegt zwischen Bielefeld und Hannover, das ist meine Heimat.

RK: Und jetzt Österreich? Eine Umstellung?
FO: Vor „Österreich“ war ich in der Verantwortung für die Vertriebsentwicklung in Europa. Hier hatte ich bereits die Gelegenheit, das Land & das Wella Team näher kennenzulernen. Als es fest stand, verantwortlich für Österreich zu sein, habe ich mich sehr gefreut: (strahlt) Berge, Wasser, Gastronomie. Das Land selber, die Kultur, das gefällt mir alles sehr, sehr gut. Man spürt eine solche Lebensfreude.

RK: Ein besonderer erster Eindruck?
FO: Was mir besonders auffällt! Die Österreicher haben einen tollen Lifestyle und es sind viele Frauen toll gestylt.

RK: Und auf welcher Mission bist du jetzt?
FO: (lacht) Na dem Friseur muss es gut gehen: Mehr Endverbraucher, mehr Dienstleistungen im Salon, mehr Farbe, natürlich Koleston, Illumina (zwinkert, schmunzelt), naja mit unserem Farbportfolio eben. So können wir gemeinsam mit unseren Kunden den Markt weiterentwickeln.

RK: Gibt es Herausforderungen?
FO: Klar, Herausforderungen machen den Markt ja erst interessant.

RK: Du bist zum ersten Mal Geschäftsführer. Welche Herausforderungen bringt diese Position mit sich?
FO: Eigentlich war ich bereits Geschäftsführer! Zum ersten Mal der meines Bezirkes, dann als Regionalleiter u.s.w. Letztendlich geht es doch um ein verantwortliches Miteinander im Wella Team für den Dienst am Kunden.

RK: Deine größte Stärke in diesem Miteinander ist…?
FO: (überlegt) Vielleicht Zuhören! Verstehen um dann aus dem vollen Lösungsportfolio von Wella schöpfen. Wobei für mich unser Friseurservice einer der wichtigsten Hebel ist. Die Branche lebt von Neuem und Friseurservice unterstützt bei der Mitarbeiterausbildung, wenn z.Bsp. neue Farbdienstleistungen im Salon einzuführen sind Wichtig ist es dafür den roten Faden zu liefern.

RK: Das Unternehmen darf dabei nicht fehlen!
FO: Unser Credo bleibt, nur wenn es dem Kunden gut geht, dann geht es uns gut.
Und um auf die Geschäftsführer Frage zurückzukommen. Letztendlich ist es eine Ausrichtung an den Bedürfnissen der Salons, um Werte zu schaffen, für mehr Endverbraucher in mehr Salons.

RK: Was ist in deinen Augen in Österreich ganz anders als in Deutschland?
FO: Da würde ich gerne mehr auf Europa eingehen, denn ich sehe viele Gemeinsamkeiten. Alle Menschen wollen schön sein, Beauty ist der große gemeinsame Nenner. Natürlich gibt es von Land zu Land Unterschiede, dafür kenne ich Österreich noch zu wenig.
Aber gelernt habe ich hier bereits Bezeichnungen wie „Passt schon“ und ein Lieblingssatz der Österreicher „Das geht sich schon aus“, diese sind für die Mentalität bezeichnend.
Ach und es gibt keine Staus. Erst dachte ich hier gibt es die Geschwindigkeitsbegrenzung 130, na da gibt es kein Vorankommen. Siehe da, der Verkehr läuft flüssiger, ganz anders als in Deutschland.
Im Bereich Friseur gibt es viele Parallelen, die Herausforderungen sind ähnlich, Mitarbeiter und Nachwuchsmangel, sinkende Besuchsquoten. Aber auch die Erfolgshebel wie Werte zu schaffen sind die Gleichen.

RK: Du betonst immer wieder Werte!
FO: Werte sind wichtig erkannt zu werden. Bei Friseuren ist es die handgemachte Dienstleistung, die den größten Wert bildet. Dieser Wert muss honoriert werden. Nur so erhält Service Wertigkeit.

Ganz nebenbei filetiert Francesco Orto professionell den Fisch

FO: (schmunzelt) Als Segler muss man das können und als Italiener erst recht.

RK: Bist du bereits als Piefke bezeichnet worden?
FO: Nein, was versteht man in Österreich unter einem Piefke?

RK: Ein Piefke, na das ist der Paradedeutsche. Manchmal ist es abwertend gemeint, manchmal liebevoll. Meine österreichischen Freunde verweisen auf deutsche Eigenschaften immer liebevoll mit dem Satz: „Na das ist halt die Piefke in dir.“ Oder „Du Piefkenesin.“ Die Wortherkunft ist nicht eindeutig, gerne verweise ich auf die Wikipedia Erläuterung zu Piefke oder einfach mal die Piefke-Saga ansehen, die gibt ein gutes Bild dazu, wie Österreicher gerne die Deutschen sehen.

RK: Hast du bereits viele Kunden kennengelernt?
FO:Ich habe bereits die ersten Kunden getroffen, aber ich möchte noch mehr kennenlernen. Es ist schön einen Schreibtisch zu haben, aber wichtiger ist ein Auto und noch wichtiger ist es, die Tür eines Salons zu öffnen.

RK: Was magst Du an Österreich?
FO: Berge, Seen, Tradition & die Moderne ohne wertende Reihenfolge. Ich freue mich darauf, nach 4 Monaten Regeneration, mich bald wieder sportlich aktiv zu betätigen. Sport ist für mich ein Stück Ausgleich, nein eher Balance finden.

RK: Wie hast du dir deinen Fuss gebrochen?
FO: Na beim Skifahren, und zuerst dachte ich nur er wäre gezerrt, wollte schon weiter fahren. (Lacht). Im Übrigen habe ich Skifahren in Sölden gelernt.

RK: Also beim Skifahren kannst du viele Friseure kennenlernen.
FO: Die werden mir alle davonfahren. Ich hab Spaß und darauf kommt es doch an.

RK: Und Segeln, dafür hast du nun den Neusiedlersee!
FO: Den kenne ich noch nicht, aber ich freue mich darauf. Im nächsten Sommer dann.

RK: Was vermisst du zurzeit?
FO: Ich bin gerne unter Menschen, mag das öffentliche Leben. Ich freue mich auf September, wenn meine Frau hier ist, wir in unsere neue Wohnung ziehen und ein gesellschaftliches Leben in Österreich aufbauen. Ich mag einfach mein Leben integrieren, ich trenne beruflich nicht komplett von privat, mag es beides fließend zu kombinieren.

RK: Weißt du was Kukuruz ist?
FO: Wie bitte?? Nein, was ist das?

RK: Mais!
FO: (lacht laut)

RK: Kulinarisch, da haben die Österreicher einen ganz anderen Wortschatz. Du bestellst hoffentlich immer Semmeln und keine Brötchen.
FO: Ich bestelle immer Brioche, die gibt es in Deutschland so nicht. Ach und überall gibt es hier Latte Macchiato, für Erwachsene, das ist lustig. Da wo ich herkomme, in Italien, da ist das ein Kindergetränk. „Gefleckte Milch“ Da wird ein wenig Kaffee in die Milch geträufelt, damit die Kinder diese trinken. Ich brauche einen guten Espresso.

RK: Und die Größe des Landes? Seit meiner Expansion nach Deutschland höre ich von Deutschen öfters „Na ihr da unten in eurem Operettenstaat“.
FO: Also ich finde Österreich auch groß. Größe hat ja mit Inhalten zu tun, ich sehe lieber das Gesamtbild und konzentriere mich auf die positiven Mosaiksteinchen, sehe all die bunten, nicht das eine schwarze Steinchen. Ich hoffe ich werde jetzt nicht zu philosophisch.
Also in einem Jahr, da sollten wir uns wieder zum Lunch treffen, da kann ich dann mehr sagen.

RK: Und deine Kinder?
FO: Na die sind 25 und 26 und bereits außer Haus. Diese Lebensphase ist längst vorüber, jetzt kommt wieder eine andere.

RK: Welches Motto begleitet dich in deinem Leben?
FO: Das Ziel weicht ständig aus und man muss einfach dranbleiben. Dranbleiben ist meine Devise. Das ist wie beim Segeln, du driftest ab, musst dich neu orientieren und das Ziel immer im Auge behalten.
Alles ist gut, wie es ist!

RK: Na das ist ein schöner Schlusssatz.
FO: Ist es das? Es soll nicht so klingen, als dass man leicht aufgeben wird, alles hinnimmt, wie es ist!? Denn in jeder Situation steckt etwas Gutes, man muss sich manchmal eben neu ausrichten. Alles ist gut wie es ist.

RK: Danke Francesco, das Essen war wunderbar und ich bin froh dich ein wenig näher und auch persönlich kennengelernt zu haben.

Mein Fazit: Die Deutsche Sprache, deutsches strategisches Denken + italienische Leichtigkeit = ein idealer Österreicher, du wirst dich hier sehr wohl fühlen!


August 2016