Die Trainerin und Coachin ist gut vorbereitet auf das neue Jahr | C: Markus Nägler

15.01.2021

Andrea Jung: Preiserhöhung unfair? Eine Frage der Akzeptanz!

Die hessische Friseurunternehmerin über das Learning des vergangenen Corona-Jahres, wie Azubis momentan beschäftigt werden können und warum die Preisgestaltung so schwierig ist.

Im Telefongespräch mit Lea Werry

Der dritte Lockdown wurde verlängert. Wie geht es dir damit?
Andrea Jung: Naja, das ist für mich eine ganz einfache Geschichte: Wähle deine Einstellung! Ich kann es doch eh nicht ändern, was soll ich dann rumjammern? Mein Motto lautet: Sei positiv, bleib negativ!

Was machst du mit deinen MitarbeiterInnen?
AJ: Im Dezember verbrauchten alle ihren Resturlaub, da gab es dann nochmal normales Gehalt. Jetzt musste ich sie wieder in Kurzarbeit schicken. Außer meine zwei Azubis, die können ja erst ab der 6. Woche in Kurzarbeit, deswegen sind sie jetzt im Zwangsurlaub. Einmal in der Woche haben wir eine Telefonkonferenz – da merken wir immer wieder: uns fehlt der Umgang mit KundInnen und KollegInnen.  

„Je nach Bedarf und Nachfrage, reagiere ich dann individuell“

Und wie beschäftigst du deine Azubis momentan?
AJ: Also erst mal haben die beiden Berufsschule, also Home-schooling. Dann müssen sie lernen, bald stehen ja die Zwischenprüfungen an. Je nach Bedarf und Nachfragen, reagiere ich dann individuell: seien es Schwierigkeiten in der Sprache oder fachliche Fragen. Jeden Donnerstag treffen wir uns, um gemeinsam an Trainingsköpfen zu üben – natürlich alles unter Beachtung der Hygieneregeln. Das ist unser „Lockdown-Training“. Außerdem haben wir Berichthefte, die sie immer wieder auf Vordermann bringen müssen.

Wie hältst du momentan zu deinen KundInnen Kontakt?
AJ:
Was soll ich mit unseren KundInnen machen? Natürlich ist der Kontakt wichtig, aber ich kann ja nicht entertainen, das ist mir zu blöd. Mit Social Media versuchen wir unsere KundInnen auf dem Laufenden zu halten und sie über den aktuellen Status zu informieren. Wir bekommen auch Anrufe in den Salon, die wir zeitnah beantworten, aber mehr können wir fürs Erste nicht machen. 

Erhöhst du 2021 die Preise?
AJ: Wir haben zwei Mal im Jahr eine Preiserhöhung. Einmal die handwerklichen Dienstleistungen und zum zweiten die „chemischen“. Auch 2021 werden wir erhöhen. Allerdings nicht in dem Maße wie es betriebswirtschaftlich sein müsste. Wenn wir die Preise jetzt reell kalkulieren würden, hätten wir eine Erhöhung, welche der Markt derzeit nicht akzeptieren würde und die Kunden genauso wenig. Aber unfair wäre das alles nicht, das ist nur eine Frage der Akzeptanz!

Wie möchtest du deine MitarbeiterInnen entlasten, wenn ihr wieder öffnen dürft?
AJ: Wir stellen eine Studentin an die Rezeption für die Terminvergabe ein – zusätzlich bekommen wir auch einen Online-Terminkalender, so dass die Kunden selbst buchen können. Außerdem müssen wir unsere MitarbeiterInnen optimiert einsetzen, es kann ja nicht jeder im Laden stehen. Aber das wird dann intern besprochen und organisiert.

„Es ist immer ein Learning by Doing.“

Was nimmst du aus dem letzten Corona-Jahr mit?
AJ: Heute nehme ich die Lage viel entspannter wahr. Vor allem im ersten Lockdown gab es so viele Unsicherheiten. Keiner wusste wirklich, wie es weiter geht. Jetzt haben wir Erfahrungen gesammelt, uns eine Routine aufgebaut und Konzepte ausgearbeitet. Von der Hygiene bis hin zur Koordination – wir haben einen Plan und wissen nun wie. Es ist ein Learning by Doing.

Und was nimmst du dir für dieses Jahr vor?
AJ: Naja, erst mal heißt es abwarten. Wer weiß, ob wir wirklich im Februar aufsperren dürfen. Planen heißt derzeit, immer wieder Veränderungen einbauen. Wir haben verschiedenes vor, aber ....
Wichtig ist mir, dass die Stimmung im Team gut ist. Denn bei den Mitarbeitern gibt es Ängste und darauf gilt es einzugehen. Sicherheit geben ist wichtig. Zum einen für den Job zum anderen für die Gesundheit. Ich denke ein weiteres anstrengendes Jahr liegt vor uns.

Danke für das Gespräch, ich wünsche viel Erfolg und ganz viel Durchhaltevermögen für 2021!