Credit: Gregor Titze

04.02.2022

Alexander Moser verkauft Haarkunstwerke auf Etsy

In der Hall of Fame der Haidressing Awards ist er längst, 11mal gewann er die Austrian Hairdressing Awards, zweimal den Vienna Award for Fashion and Lifestyle. Heute macht Alex Moser Haarkunst auf allerhöchstem Museumsniveau – wie und mit was…

Im Gespräch mit Katja Ottiger
 

Du produzierst Haarbilder und Haarschmuck aus Echthaaren - warum?
Alex Moser: Nachdem ich bei den Austrian Hairdressing Awards mehrmals die ►Kategorie Avantgarde gewonnen hatte, buchte mich das Kaufhaus „Steffl“ als Künstler für die Auslagendekoration. Daraufhin habe ich angefangen, mich mit der Geschichte der Kunst aus Haaren zu beschäftigen, habe mir in Museen Schmuckstücke speziell aus dem Viktorianischen Zeitalter angeschaut und diesbezüglich recherchiert. Hast du gewusst, dass es im 19. Jahrhundert eine eigene Sparte für Haarkunst gab und dass es um 1880 in Wien ca. 100 eingetragene Haarkünstler gegeben hat?

„Um 1880 gab es in Wien ca. 100 eingetragene Haarkünstler.“

Wow, nein. Was haben die gemacht?
AM
: Erinnerungsstücke und Haarbilder. Zu diesen Künstlern konnte man seine eigenen Haare bringen oder die von Verstorbenen und sich daraus Erinnerungsstücke anfertigen lassen. Als es noch keine Fotografien gab, war das eine Möglichkeit des Andenkens. Der Überbegriff „Klosterarbeit“ ist heute noch geläufig. Solche Arbeiten findet man meistens im religiösen Zusammenhang mit Madonnenfiguren und Kunstblumen in Schaukästen oder in Bilderrahmen.

Klosterarbeiten aus Haaren sind heute nicht mehr so verbreitet. Gibt es da einen Markt?
AM
: Soweit ich weiß, bin ich der Einzige, der das in diesem „Ausmaß“ betreibt, ich kenne lediglich einen Kollegen in der Schweiz, der das in ähnlicher Qualität macht und mit dem ich mich schon ausgetauscht habe. Es gibt Leute, die beispielsweise Armbänder aus Pferdehaaren herstellen, zur Erinnerung an ihr Lieblingspferd. Bei menschlichem Haar aber benötigt es sehr viel Feingefühl.

Welche Haare verwendest du?
AM:
Ich benutze ausschließlich Echthaar. Früher habe ich mit Extensions gearbeitet, die zum Teil eingefärbt waren. Mittlerweile verwende ich die abgeschnittenen Zöpfe meiner KundInnen, am liebsten mit der Naturhaarfarbe.

Was brauchst du für eines deiner Kunstwerke?
AM:
Zöpfe in der Länge von 20-25 cm oder länger, eine Stricknadel und Draht.

Wie startest du ein Projekt?
AM: Zuerst habe ich eine vage Idee, in welche Richtung es gehen könnte. Inspirationen finde ich oft in alten Haarbildern. Dann entwickelt sich eine Grundidee. Ich fange einfach an und lasse mich treiben. Aber auch wenn es dann von allein anfängt, eine Form anzunehmen, ist es wichtig, einen Plan zu haben. Um gleiche Blüten und Blätter zu bekommen, muss man viel rechnen und die weiteren Schritte gut planen. Meistens mache ich die Blätter und Blüten zuerst und setze sie dann zu größeren zusammen.

Die Blüten – werden die geknüpft oder gehäkelt?
AM:
Man könnte eher sagen, verwebt. Es gibt spezielle Techniken, die ich über die Jahre recherchiert und trainiert habe. Im Prinzip werden einzelne Haarsträhnen von ca. 5–10 Haaren Strähne für Strähne über die Nadel geschwungen und mit dem Draht und verdreht.

„Ich forme und fixiere die Haarwerke mit heißem Dampf.“

Wie wird alles final fixiert?
AM:
Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie die Kunstwerke lang halten können. Früher benutzte man dafür Hasenleim. (Tierleim,sog. Warmleim, der wiederholt erwärmt und immer wieder gelöst werden kann, Anm.). Ich forme und fixiere meine Haarwerke mit heißem Dampf. Die Haare werden über die Stricknadel gearbeitet und mit heißem Dampf gedämpft. Wenn die Nadel rausgezogen wird, behält das Haar seine Form und einen schönen Glanz. Die Haarteile sollten danach nicht mehr nass oder feucht werden und auch nicht in die Sonne, um nicht auszubleichen. Sie sind sehr delikat.

Verkaufst du deine Kunstwerke und wie schaut es mit Auftragsarbeiten aus?
AM:
Ich habe die Haarbilder anfangs nur für mich gemacht und für Instagram. Mittlerweile habe ich einen Etsy Store, auf dem man die Haarbilder und Hairpieces anschauen und natürlich kaufen kann. Und nachdem ich das erste Bild verkauft habe, das ging nach Amerika, bin ich natürlich auch neu motiviert. Für Auftragsarbeiten bin ich offen, gern können mir Leute ihre Haare vorbeibringen und sie bekommen bei mir ein ganz spezielles Andenken, zB. für eine Hochzeit oder ähnliches. 

Rückblickend auf die Zeit der Hairdressing Awards. Du bist Hall of Fame Member, weil du dreimal die Kategorie Avantgarde gewonnen hast - was haben die HDA’s gebracht?
AM:
Die Hairdressing-Awards haben geholfen, mir einen Namen zu machen, wodurch letztlich auch der „Steffl“ auf mich aufmerksam geworden ist. Bei den Hairdressing Awards war für mich immer der kreative Aspekt das Besondere und ich mochte es, für die Awards eine neue Kollektion zu machen. Seit Social Media, da bin ich ganz ehrlich, bekomme ich die Attention auf andere Art.

Hast du dich aus dem täglichen Frisiergeschäft zurückgezogen?
AM: Nein, ich bin nach wie vor Friseur, ich werde auch immer Haare schneiden. Im Moment arbeite ich zweimal die Woche als Freelancer bei MINUSPLUS in Wien. Für den Hauptberuf eignet sich die Haarkunst nicht. Aber wenn du mich fragst, wo es da mal hingehen könnte, dann würde ich schon ganz gern etwas für Lady Gaga machen oder eine SiFi Filmproduktion. Es gibt schon ein Projekt in dieser Richtung, an den dem ich gerade arbeite, aber darüber darf ich leider noch nicht reden.

Dann wünsche ich dir auf diesem Weg dahin alles Gute und erfreue mich an deinen Kunstwerken  - einen Eindruck davon gibt es HIER ►Contemporary HairArt by Alexander Moser!

Alex Moser arbeitet bei MINUSPLUS.

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