01.09.2013

Alex Socher: Viennas BritStyle

Alex Socher ist das Gesicht von TONI&GUY in Österreich. Seine Zeit in London und schließlich 8 Jahre dort bei TONI&GUY, u.a. als Art Director und Trainer, stellten die Weichen für alles Folgende. 2005 übernahm er die Salonleitung des TONI&GUY Geschäftes in Wien und führt es seitdem nach britischer T&G Tradition als Familienunternehmen, in das auch seine Eltern involviert sind: sein Vater als kaufmännischer Geschäftsführer und seine Mutter als Malerin und Designerin, die mit ihren auf Leinwand gebrachten Inspirationen das Design des Salons mitbestimmt. [i]Fakten:[/i] - 1 TONI&GUY Salon österreichweit | 12 Mitarbeiter | 4 Lehrlinge - Mehrfachnominierungen bei den AHDA - Regelmäßige Mitarbeit bei den internationalen TONI&GUY Kollektionen in London

50 Jahre TONI&GUY in London, 10 Jahre TONI&GUY in Österreich. Anlässlich des halben Jahrzehntes wird es ein MegaEvent für die internationale Friseurbranche in GB geben. Werden Sie dabei sein?
Natürlich können wir uns diesen Event nicht entgehen lassen. TONI&GUY ist ein Großunternehmen mit 420 Salons mit über 7000 Mitarbeitern weltweit. Ich werde gemeinsam mit einigen meiner Mitarbeiter teilnehmen. Gesamt werden um die 5000 Mitarbeiter aus den verschiedensten Salons weltweit erwartet. Die Location für dieses riesen Event wird Knebworth sein, Robbie Williams hat dort sein 2-Tages-Konzert gegeben.

Vom steirischen Ennstal in die Megacity London zu TONI&GUY – wie kam das?
Mein Vater, der gemeinsam mit mir in der Geschäftsführung von TONI&GUY in Österreich ist, war früher Verkaufsleiter bei Wella, hat mich in meiner Entscheidung Friseur zu werden, sehr beeinflusst. Er meinte, das wäre doch der perfekte Beruf für dich. Und da ich nicht wusste, was ich machen sollte und auch gerne mit Leuten zu tun hatte, entschied ich mich für diesen Beruf. Und das war anfangs nicht ganz so leicht. Meine Chefin war damals kurz vor der Pension und die Kunden waren ausschließlich von der einfachen, ländlichen Sparte. Als junger, kreativer Bursche war es nicht ganz das, was ich mir vorstellte. Nach 3 Jahren Lehrzeit wechselte ich zu Gerhard Mayer, besuchte verschiedene Seminare und genoss eine fundierte Ausbildung in Leoben. Mit 21 fasste ich den Entschluss, nach London zu gehen. Das hab ich mir natürlich auch einfacher vorgestellt. Ich konnte kein Wort Englisch. Aber durch einen Freund, der bereits kurze Zeit vor mir auswanderte, bekam ich eine Probearbeitsstelle in einem kleinen Salon. Es hat sich schnell herausgestellt, dass mein Englisch nicht ausreichte. So kam es, dass ich nach einem Monat Heimaturlaub inkl. Englischkurs, dann bei meinem ersten Arbeitgeber Terence Renati in London anfangen konnte. Mein Ziel war damals schon bei den besten, bei TONI&GUY, zu arbeiten, so habe ich nach einem meine Karriere bei TONI&GUY gestartet. Insgesamt war ich 8 Jahre bei T&G London, als International Art Director und Lehrer in der Academy, habe zahlreiche Schulungen gegeben, und natürlich der Traum aller Stylisten auf der London Fashion Week und auf Fotoschootings gestylt – eben alles, was man bei TONI&GUY macht!

Haben Sie die Mascolo-Brüder einmal kennengelernt?
In meiner Zeit in London habe ich die beiden, Toni und Anthony, oft getroffen und mit ihnen geplaudert. Jetzt treffe ich Toni jedes Jahr bei den TONI&GUY Events in London. Anthony Mascolo war der Grund, warum ich überhaupt zur TONI&GUY Familie gehören wollte. Er war damals das Aushängeschild von TONI&GUY. Ich traf ihn das erste Mal in London in der Academy während ich ein Seminar besuchte. Er legte einfach seine Hand auf meine Schulter und fragte: „And who are you?“ Diese Lockerheit hat mich fasziniert.

Was war Ihr größtes Erlebnis in London?
Fashion Week für Alexander McQueen! Die Styles, die Show, das war wirklich beeindruckend. Ich stand auf der Bühne in der Royal Albert Hall - dort möchte jeder Künstler einmal stehen. Es war einfach atemberaubend.

1991 wurde der erste TONI&GUY Salon in Deutschland eröffnet und vor 10 Jahren in Wien. Haben Sie sich der T&G Philosophie verschrieben?
TONI&GUY ist ein Familienunternehmen und als dieses sehen wir uns auch. Es ist persönlich und mit einem absolut überzeugendem Ausbildungskonzept.

Wie handhaben Sie die Ausbildung im Salon?
Das TONI&GUY Ausbildungskonzept ist erstklassig aufgebaut. Jeder Mitarbeiter wird 6 Wochen nach London zur Ausbildung geschickt. Zusätzlich wird jedes Jahr die neue T&G Kollektion von einem internationalen Art Director hier in Wien unseren Mitarbeitern präsentiert und geschult.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Schwarzkopf, verbinden wir das Ganze und veranstalten anschließend Workshops für interessierte FriseurInnen aus ganz Österreich in der Schwarzkopf-Akademie.

Da sind wir schon bei den Mitarbeitern: Müssen diese eigentlich Englisch sprechen?
Ja, Grundkenntnisse sollten vorhanden sein, damit sie bei Seminaren teilnehmen können. Die TONI&GUY Ausbildung ist nun mal in London, ohne Englisch wäre die 6-wöchige Ausbildung dort nicht möglich.

Worauf legen Sie bei Ihren Mitarbeitern außerdem Wert?
Wichtig ist, dass die eigene Persönlichkeit gestärkt wird. Nach der Lehrausbildung bzw. wenn ein Mitarbeiter bei uns neu beginnt, müssen sie sich spezialisieren. Entweder auf Schneiden oder auf Färben. Auf dieser Entscheidung baut die 6-wöchige Academy in London auf.

Ihre wichtigsten Fragen im Bewerbungsgespräch?
Es ist immer wichtig über den Salon, bei dem man sich bewirbt, Bescheid zu wissen. Meine ersten Fragen sind:
Warum willst du bei TONI&GUY arbeiten?
Was weißt du von TONI&GUY?

TONI&GUY gilt weltweit als anerkannte Friseurmarke Nr.1. Wie steht´s damit in Österreich? Gibt es den typischen Kunden?
Zu unseren Kunden zählen trendige, moderne Typen jeder Altersklasse.
Wir haben auch viele internationale Kunden, die TONI&GUY von London, New York oder auch von Shanghai kennen. Österreicher, die beispielsweise in Australien gelebt haben und jetzt in Wien sind, schätzen die Kreativität und die Qualität. Wir bieten keinen „Wellness“, mit Schnittchen und Champagner oder sonstigen „Schnick Schnack“.
Wir konzentrieren uns bei TONI&GUY auf die Schnitte, Farben & Styling. Und das gefällt unseren Kunden. Im Vordergrund stehen bei uns der Typ und die Individualität der Kunden.

Haben Sie in Ihrem Salon Nachwuchsprobleme?
Generell schon, aber derzeit haben wir sehr gute Lehrlinge, die von ihrer Ausbildung bei TONI&GUY total überzeugt sind und sich entsprechend einbringen. Unsere Lehrlinge sind meistens schon älter und haben mitunter Matura.

Wie könnten Interesse und Begeisterung für die Friseurbranche in den Schulen und Gymnasien geweckt werden?
Leider hat das Friseurgewerbe immer noch einen schlechten Ruf. Hier wäre angebracht, das Image wieder etwas zu verbessern und darauf hinzuweisen, dass man in diesem Beruf sehr viele Möglichkeiten hat, international zu arbeiten. Es ist ein sehr kreativer, abwechslungsreicher Job, bei dem man Fachkenntnisse, Fingerspitzengefühl und Kreativität vereinen muss.

Wünsche an die Branche?
Es beginnt bereits bei der Innung. Hier würde ich mir eine modernere, trendigere Innung wünschen. Zwei unserer Lehrlinge haben vor 2 Jahren beim Lehrlingswettbewerb mitgemacht. Einer der beiden half kurz nach seinem Beginn bei T&G bereits bei einer Show für den AHI mit und hatte dadurch bereits Einblick in die internationale Welt der Fashion. Für ihn war dieser Wettbewerb der reinste Kulturschock.
Es gehört ein neuer Wind rein, stylischer, moderner, dynamischer! Ansonsten sieht es mit dem Ruf der Friseurbranche und dem Nachwuchs für die Zukunft nicht besser als heute aus!
 

September 2013

Interview: Katja Ottiger