Credit: Martin Steiger @Vienna Fashionweek

09.03.2011

Männer als Farbkunden

Seit Jahren versucht man uns einzureden, dass das Männer-Farbbusiness zulegt, so wie Dauerwelle und Locken und, und, und! Doch irgendwie warten wir noch immer auf den großen Boom. Woran liegt es, dass zwar in Drogeriemärkten Männerkosmetik gewaltige Zuwächse verzeichnet, beim Friseur aber immer noch gespart wird?

In den meisten Salons liegt der Männeranteil im Farbgeschäft bei weniger als 1%! Selbst Färbe-Ikone Patrizia Grecht aus Wien meint: „Bei mir gibt es nicht einen Mann, der gefärbt wird!“. Martin Straßmayer aus St.Pölten pflichtet auch bei: „Also, Männer im Farbgeschäft kommen selten vor – ab und zu ein paar Strähnchen, vor allem bei den Jüngeren“. Was ist also die Lösung? Einer Frau die perfekte Farb-Typberatung zu verpassen ist für Profis kein Kunststück. Wenn es aber um das Färben von Männerhaaren geht, fehlt vielen noch die nötige Routine.

Aus bei STRASSL Intercoiffure sieht man das Gefälle: Während im klassischen STRASSL Salon der Färbeanteil von Männern recht gering ist, liegt er beim Jung-Konzept HAIR FAIR gleich besser. Junge Männer sind wesentlich experimentierfreudiger und wagen sich eher an ein kostengünstiges Farbspiel heran. Von Strähnen für den berühmten Justin-Bieber-Beach-Look oder auch eine komplette Farbverwandlung, kommt hier alles vor. Bei STRASSL EXKLUSIV jedoch ist Männerfarbe längst ein wichtiger Geschäftsanteil, weiß Robert Hubatschek. Im Gespräch wurde deutlich: Selbst wenn Männer nicht eben viel über Haarfarbe reden, so heißt dies nicht, dass sie sich nicht dafür interessieren!

Woran kann das liegen?!

Männer haben in der Regel kürzeres Haar, wodurch ein Ansatz gleich auffällt. Damit fällt die klassische Grauabdeckung, wie sie im Frauen-Farbgeschäft sehr üblich ist, weg. Berlusconi und Schröder sind hier die prominenten Beispiele, wie kaum ein Mann seine Haare tragen möchte. Und: Welcher Mann will schon mit Ansatz rumlaufen und alle zwei Wochen zum Friseur?

Robert Hubatschek von Strassl Exklusiv betont vor allem auch fehlende Zeit und Geduld. „Männer bleiben nicht lange sitzen! Der Service darf kaum länger als 10 Minuten dauern.“ Eine Herausforderung, denn Farben aus dem Drogeriemarkt wirken magisch anziehend auf Männer, die es schnell, kostengünstig und einfach mögen.

Der Farbton spielt hier ebenfalls eine besonders wichtige Rolle. Die meisten Farben sind eher warm abgestimmt, was beim auswaschen schnell sehr unnatürlich aussieht. Wer also Männer als Farbkunden anlocken möchte, oder bereits einige als Kunden schätzen darf, der sollte auf eine speziell mit Männerfarben ausgestattete Colorbar achten. Vor allem Goldwell und Redken haben hier ein perfekt abgestimmtes Sortiment an Farben.


Welche Farben bleiben übrig?

Modefarben: Surfersträhnen sind das Hauptgeschäft: „Meschen und ein sommerlicher Beach-Look sind bei männlichen Kunden immer schon wichtig gewesen“. Bei jungen, poppigen Männern ist aber auch mal Schwarz oder ein anderer, sehr intensiver Farbton gewünscht. Hier sucht niemand polierte Looks, sondern der do-it-yourself-Look ist durchaus auch gewollt. Es ist ihnen nicht wichtig, ob es für jeden sichtbar ist, dass die Haare gefärbt wurden. Bei den Hair Fair-Salons wird eines deutlich: Junge Männer sind viel experimentierfreudiger als Ältere. Doch: Ein finanzielles Risiko wird auch von diesen nicht eingegangen!

Grau-C,changierungen sind die zweite Basis des Männer-Farbenbusiness. Hier soll mit Farbe einer allzu raschen Ergrauung entgegengewirkt werden. Robert Hubatschek spricht hier sogar von einem Trend, wonach dies bei Männern zwischen 40 und 60 immer beliebter wird. Eine Warnung hat aber auch er parat: „Was nicht passieren darf, ist, dass man die Farbe auf 10m Entfernung sofort sehen kann. Die Farbe darf nicht wie bei Frauen aussehen“. Wenn man dies richtig gut hinbekommt, kommt es mitunter vor, dass vereinzelte Kunden tatsächlich alle zwei Wochen zum Nach-Changieren kommen.

„Männer wollen nicht älter aussehen“, weiß Herr Hubatschek „Ansätze färben ist also tabu!“. Männer wollen jedoch auch nicht aussehen wie Schulbuben- eine gekonnte Verjüngung von maximal zehn Jahren gilt als Richtlinie. Es werden fast nur Tönungen verwendet und nur in Farben, die nicht von der Naturhaarfarbe abweichen. Gravierende Farbveränderungen kommen im alltäglichen Männergeschäft kaum vor – die Übergänge müssen absolut natürlich aussehen und auf Techniken kann verzichtet werden. Robert Hubatschek verwendet im Männerbusiness hauptsächlich spezielle Männertönungen von Redken und Goldwell.

Das Männer-Farbgeschäft ist ein knallharter Bereich, in dem es nicht leicht ist zu gewinnen. Um überhaupt punkten zu können, wenn Sie gerade in diesem Bereich weiterkommen möchten, empfehlen wir, den Fokus auf ein bis zwei Mitarbeiterinnen zu legen, die sich damit richtig auseinandersetzen sollen und üben, üben, üben!! Training und Erfahrung machen hier den Vorteil.

Ein weiterer Punkt sollte auf Aufklärung gesetzt werden. Dass sich zum Beispiel gut eingesetzte Farbe optisch auf die Haarfülle auswirkt, weiß nämlich kaum ein Mann. Spielen Sie doch mal gekonnt mit der männlichen Eitelkeit rund um Haarverlust und bieten Sie ihm auch gleich eine Lösung.

Eine Problematik, die immer wieder im Männergeschäft auffällt, ist auch die fehlende Vorstellungskraft. Was beim Männerservice bereits auffällig ist, ist im Farbgeschäft nicht weniger problematisch – ist die Farbe nicht so, wie der Kunde es sich vorgestellt hatte, gibt es häufig Enttäuschungen, die man sich im, ohnehin schwierigen, Männerbusiness nicht leisten darf. Bleiben Sie daher immer auf der sicheren Seite des Farbspektrums – lieber immer eine Spur zu dezent, als eine zu wild.