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19.04.2016

Kalkulation - 1976 wie heute aktuell - Kolumne Dieter Schneider

Dieter Schneider schrieb im Jahre 1976 diesen Beitrag zur Kalkulation im Friseursalon und er ist auch heute aktuell wie nie zuvor!

Die Kalkulation ist ein Teil des betrieblichen Rechnungswesens und dient der Ermittlung des kostengerechten Preises. Sie kann in der Vor- und Nachkalkulation durchgeführt werden.
Eine Vorkalkulation mit Planwerten, ist im Friseurhandwerk eigentlich nur bei einer Neueröffnung notwendig. Alles andere ist praktisch Nachkalkulation, natürlich mit Konsequenzen für die zukünftige Preispolitik.

Hohe Preise oder hoher Leerlauf?

Wenn die "Nachkalkulation" ergibt, dass ein nicht ausreichender Gewinn erzielt wurde, dann ist der Friseur - teilweise animiert durch Steuerberater und andere "Experten"- schnell dabei, die Preise neu zu kalkulieren, also zu erhöhen. Vielleicht waren aber die Preise gar nicht zu niedrig, sondern die Kosten und/oder der Leerlauf zu hoch. Der Leerlauf war aber vielleicht deshalb so hoch, weil die Leistung im Vergleich zu den eigenen Preisen und der Leistung der Mitbewerber zu niedrig war. Durch erneute Preisanhebung wird der Leerlauf dann wahrscheinlich noch größer, und die "Kalkulation" wird vielleicht nicht besser, sondern schlechter.

Kalkulation (Preispolitik) kann deshalb nicht isoliert von den anderen absatzpolitischen Instrumenten, wie z, B. Qualitäts- und Servicepolitik, Werbung und Organisation, gesehen werden. Leider wird dieser Zusammenhang dem Friseur nicht ausreichend deutlich gemacht.

Im Gegenteil: Ihm wird weisgemacht, daß er mit einem "richtigen Kalkulationsschema" fast automatisch Erfolg hätte. Alle diese Kalkulationsschemata verwirren meistens mehr als sie helfen. Sie erinnern oft an folgende Methode:

Eine Schafherde zählt man, indem man die Beine zählt und durch vier teilt

Folgende Denkfehler und Ungenauigkeiten stecken fast in jedem Kalkulationsschema:

Der Leerlauf als Kalkulationsbestandteil ist vorher nicht festlegbar. Ihn -wie geschehen- bei 35, 37 Prozent festzuschreiben, ist Unsinn.

Die sogenannte Zuschlagskalkulation geht davon aus, daß alle Kosten auf Kostenstellen (Damensalon, Herrensalon, Verkauf) und Kostenträger (Wasserwelle, Dauerwelle usw.) zurechenbar sind. Das ist aber oft nicht der Fall.

Teamarbeit mit den verschiedensten Varianten ist in keinem Kalkulationsschema mit vertretbarem Aufwand sauber zu erfassen.

Ein einheitlicher Gewinnaufschlag von z. B. 25 % ist auch falsch. Der Inhaber eines Kleinbetriebes verdient damit weniger als ein Hilfsarbeiter, Der Inhaber eines Großbetriebes wird diesen Wert kaum erreichen können, usw

Das beste „Kalkulationsschema" ist immer noch: Seien Sie 20 % besser als Ihre Kollegen, dann haben Sie 10 % weniger Leerlauf und können sich 10 % höhere Preise als diese leisten. Wenn dann der Gewinn immer noch nicht reicht, müssen Sie halt 30 % besser sein.

Schlussbemerkung

Dieser scheinbar aktuelle Beitrag von Dieter Schneider ist genau 40 Jahre alt. So stand er wörtlich schon in der MARKTLÜCKE-Ausgabe vom April 1976. Bis heute sind die meisten Kalkulationsschemata für Friseurdienstleistungspreise, die gelehrt werden, aus den von Dieter Schneider aufgezeigten Gründen genauso problematisch wie damals.

Mit den MARKTLÜCKE-Themenheften 8 „Kalkulation“ und 9 „Löhne und Preise“ hat Dieter Schneider aktuell und zusammenfassend diesen wichtigen Themenkomplex abgehandelt. Ein Muss! für jeden unternehmerisch interessierten Friseur. Zu bestellen direkt beim Marktlücke-Verlag: http://marktluecke-verlag.de/themenhefte