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18.08.2015

Ermittlung des Unternehmenswertes: Einflussfaktoren

In Teil 4 unserer Themenreihe zur Unternehmens-Nachfolge, widmen wir uns ganz den verschiedenen Einflüssen, denen der Unternehmenswert unterliegt.

Ungeachtet der Rechtsverhältnisse (Inhabereigenschaft, Beteiligung,..) ist es wichtig, zeitig einmal nach links und rechts zu schauen, welche weiteren Einflussfaktoren bei der Unternehmensbewertung eine (mitunter entscheidende) Rolle spielen können.

Im Kernpunkt der Betrachtung steht meistens der Blick in die Familie, aus der sich ein potenzieller Nachfolger herausgebildet hat. Ist dies der Fall, stehen neben den üblich anzuwendenden Übergabeformalien noch die intern zu regelnden erbrechtlichen Themenstellungen mit an. Dies meist schon altersbedingt, da oftmals auch zu diesem Zeitpunkt die abgebenden Unternehmer mit diesen Fragestellungen konfrontiert werden.

Kristallisiert sich aus der Familie kein Nachfolger heraus, so ist frühzeitig Ausschau nach einem externen Erwerber zu halten, z.B.:

  • geeignete, qualifizierte und willige Mitarbeiter
  • bereits im Unternehmen befindliche, fachlich und sozial kompetente Führungskräfte
  • möglicher Investor (z.B. Filialist)
  • aus Mitbewerberkreisen geeignete Adressaten

Entscheidend in diesen Klärungsfragen zur geeigneten Persönlichkeit, geht es nach wie vor stets um ein frühzeitiges Handeln, da sämtliche Beteiligten sich erst mit den Sachfragen auseinander setzen müssen, um sich um den Auf- und Ausbau der fachlichen und sozialen Kompetenzen zu kümmern.

Nicht die beste Friseurin oder der beste Friseur sind auch die geeignetsten Nachfolger, sondern diejenigen, die die beste Ausgewogenheit zwischen den fachlichen und sozialen Führungseigenschaften in sich vereinen. Weitere, wesentliche Einflussfaktoren stellen darüber hinaus die Attraktivitätsmerkmale von Unternehmen dar.

Was macht denn ein Unternehmen attraktiv und was nicht?

Weitere wichtige positive Einflussfaktoren:

  • neue Führungsstrukturen, neues Führungsverhalten
  • neue Ideen und Handlungsweisen
  • Einsparungsverhalten in Einkauf und Beschaffung
  • Synergieeffekte

Zum Abschluss dieser Rubrik sollten wir noch kurz einen Blick auf qualitative Analysepunkte und Bewertungsfaktoren richten, die sich für einen potenziellen Erwerber zweifellos ebenfalls stellen. Es ist unerlässlich, sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen, bevor eine endgültige Entscheidung über ein Investment erfolgen kann, z.B.:

  • die historische Entwicklung des abzugebenden Unternehmens
  • die Standortfrage
  • die Personal- und Organisationsstruktur
  • die Dienstleistungen und das Verkaufssortiment (A-B-C-Produkte)
  • der Außenauftritt, wie ist das Marketing, die Werbestrategie aufgebaut (A-B-C-Kunden)?
  • wie ist der Gesamtmarkt im Umfeld strukturiert, wie sind die Mitbewerber positioniert?
  • wie ist die Lieferantenstruktur? Welche Produkte werden verwendet?
  • passen die Philosophien des Übergebers/ Übernehmers/ Mitarbeiter/ Kunden zueinander?

Auch wenn man auf den ersten Blick denken mag, dass gerade die „weichen“ Einflussfaktoren eine eher untergeordnete Rolle spielen könnten, so sind gerade diese Stellschrauben häufig die Seele eines Betriebes darstellen. Potenzielle Übernehmer haben nicht zuletzt aufgrund Beurteilungshilfen von qualifizierten Beratern, aber auch von Finanzierungsgebern ein stärkeres Augenmerk auf diese Faktoren, die dann mitunter den erwarteten Unternehmenswert nach unten drücken.

Vielfältigste Themenstellungen gilt es im Vorfeld zu klären, aber bis ein Übergabeprozess finalisiert werden kann, stellen sich weitere Aufgaben, denen wir uns dann im nächsten Artikel dieser Serie zuwenden, unter dem Themenkomplex „richtiges Vorgehen, mögliche Anlässe einer Bewertung sowie der Wahl des geeigneten Verfahrens“. Freuen Sie sich auf die Fortsetzung dieses aktuellen Themas.