Dass Friseure zukünftig Kunden im Salon testen können, soll keine Idee bleiben - die Bundesinnung der Friseure setzt hier auf die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium | C: adobestock evgeny timofeyev bearbeitet

26.02.2021

Bundesweites Pilotprojekt: Friseure testen Kunden

Projektbeauftragter Bernhard Krenn bestätigt: In zwei Pilotbetrieben in Wien erprobt die Bundesinnung derzeit die Covid-19 Schnelltests durch Friseure an Kunden.

Dass das Mitbringen eines negativenCovid-19-Testergebnisses, das nicht älter als 48 Stunden sein darf, sich schwierig gestalten kann, war bereits in dem Moment klar, als die Auflage bekannt wurde. Es klingt also durchaus plausibel, die Idee „Friseure testen Kunden im Salon“ durchzudenken.

Neben ausgebildetem Testpersonal braucht es hier die passende Infrastruktur, z.B. einen eigenen Raum und die Vernetzung zu einem medizinischen Dienstleister z.B. Arzt/Ärztin. Somit könnten diese Tests durchaus Potenzial für ein neues, entgeltliches Kundenservice haben.
 

Geschultes Testpersonal und Timetable Management

Die Praxis hinter der Idee: Im Salon werden jeweils eine Viertelstunde vor dem vereinbarten Friseurtermin sogenannte Sputum-Antigentests (Spuck- bzw. Speicheltests) von medizinisch geschulten Testhelfern durchgeführt. Diese Tests dürfen bei allen durchgeführt werden, die bereit sind, ihre Identität vom Friseur prüfen und das Ergebnis ärztlich dokumentieren zu lassen. Dies geschieht über E-Card und die fotografische Einsendung des Testträgers an einen Arzt, an den das Projekt angebunden ist. Negativ getestete Kunden dürfen den Salon betreten. Bei positiv Getesteten veranlasst der Arzt umgehend einen PCR Test, für diese besteht ein Betretungsverbot.

Testhelfer in den Salons könnten beispielsweise eigens geschulte Mitarbeiter sein, teilte uns Bernhard Krenn, Wiener Landesinnungsmeister Stellvertreter und Pilotprojektbeauftragter der Bundesinnung, auf unsere Anfrage hin mit.
 

Das offizielle Go

Wann diese Idee der erweiterten Teststrategie flächendeckend durchgeführt werden kann, ist noch unklar, man wartet auf das Go des Gesundheitsministeriums. Außerdem steckt auch die Finanzierung noch in der Findungsphase.
 

Testprojekt Barbershop

Bernhard Krenn ist Salon- & Barbershop-Betreiber in Wien und einer der Pilotbetriebe. Die Testpflicht für Kunden sieht er vor allem als männliches Problem, „denn Männer weichen eher in den Heimbereich aus und fallen als Kunden weg.“, ist er überzeugt. Von ihm wollten wir wissen, wie das Testprojekt läuft und wie es in der Praxis ausschauen soll.

Nachgefragt von Katja Ottiger

Herr Krenn, was steckt hinter der Idee?
Bernhard Krenn: Unter normalen Bedingungen verzeichnen Friseure monatlich 1 Millionen Kundenbesuche. Das allein strapaziert die Kapazitäten der Teststraßen, Ärzte und Apotheken. Wenn in Folge die Gastronomie, Hotellerie und die Eventbranche dazu kommen, sehen wir eine Überbelastung des Testsystems und können unter Umständen zukünftig Spontanbesuche wie die klassischen Laufkunden nicht mehr bedienen.

Bei Ihnen im Salon läuft gerade das Testprojekt?
BK: Ja, wir testen im Miniprojekt, ob das grundsätzlich funktionieren kann. Meine Tochter ist durch ihre Ausbildung und eine Zusatzqualifikation als testende Person geeignet – da haben wir Glück.

Die Idee umfasst auch, dass zukünftig Mitarbeiter zu Testhelfern ausgebildet werden? In Deutschland besteht z.B. diese Möglichkeit schon über das Deutsche Rote Kreuz: ► Mitarbeiter für Corona-Testungen schulen lassen.
BK: Das ist Bestandteil des Projekts, bedarf aber noch der Genehmigung. Die Hilfsträgerorganisationen haben derzeit leider noch nicht die Möglichkeiten, externe Testhelfer auszubilden.

Wie lang soll der Test seine Gültigkeit behalten?
BK:
Wir möchten, dass die Tests ähnlich der Apotheken und Teststraßen eine Gültigkeit von 48 Stunden haben.

Das ideale neue Kundenservice - dann könnten Kunden anschließend noch zur Kosmetik oder Maniküre!Wie würden die Kosten der Test gedeckt werden?
BK:
Da wir als Vorreiter auch in die Richtung Gastronomie, Hotellerie und Eventbranche denken, sollten die Testkapazitäten vonseiten des Gesundheitsministeriums zur Verfügung gestellt werden.

Wie würden Salons zu den Tests kommen?
BK:
Wir würden eine Liste an die Salons aussenden. Wer diese Tests durchführen kann und möchte, meldet seine Kapazität X für die jeweilige Woche an die Landesinnung. Wir leiten das weiter an die Bundesbeschaffungsagentur, die das Kontingent in unserer Vorstellung zur Verfügung stellen sollte. Über externe Lieferfirmen würden die Salons dann direkt beliefert werden.

Wie schaut der Zeitplan aus?
BK:
Der ist leider noch unklar, wir sind intensiv um einen Konsens mit dem Gesundheitsministerium bemüht.
 

Dass das Testen im Salon funktionieren kann, beweist das Unternehmen Sturmayr, dass mit dem Re-Opening eine Teststraße für Kunden mit geschultem Personal eingerichtet hat ► Sturmayr schafft Corona-Teststraße und nimmt KundInnen Stolpersteine.