11.05.2020

Wer ist Finanzinvestor KKR, der die Mehrheit von Wella erhält?

Wozu nur 60% und was sind die Aussichten für Wellaner? Was hat KKR vor, der aktuell auch bei der Bild-Zeitung, Tele München und GFK wirkt ...

Wella geht an KKR - Wer ist das eigentlich?

Von Raphaela Kirschnick

Irgendwie war es bisher einfach. Ein Unternehmen kauft ein anderes, wächst dadurch und baut Marktanteile aus. Henkel kaufte Schwarzkopf, Nestlé hält Anteile von L’Oréal, KAO besitzt Goldwell! Wella ging erst an P&G, später an Coty. Irgendwie war das immer verständlich: ein größerer Konsumgüterhersteller erweitert seinen Geschäftsbereich.

Seit Neuestem spielen Finanzinvestoren in der Haarkosmetikbranche mit. Erst im November 2019 erwarb Finanzinvestor Advent Olaplex.  „Wozu?“ fragten sich da viele, außer natürlich Geld zu vermehren. Gleichzeitig wurde vermutet, dass sich Advent in Bälde Wella dazu holt, nix da.
Wella fällt zu 60% an KKR,  einen Finanzinvestor mit Geschichte.

Was macht eigentlich ein Finanzinvestor?

Freilich füllt die Definition Bücher und ist voller Facetten. Stark vereinfacht geht es um Geldvermehrung, viel Geld und das immer. Die Motive bei Übernahmen sind in der Regel überschaubar, entweder man will neue Märkte erschließen, Marktanteile ausbauen oder einfach nur Profit daraus schlagen, mal kurzfristig, mal langfristig.

Finanzinvestoren beteiligen sich in der Regel an Unternehmen und stellen diesem über einen in der Regel befristeten Zeitraum Geld (Kapital) und häufig Know-how zur strategischen Ausrichtung zur Verfügung.

Was macht nun KKR?

KKR ist ein solcher strategischer Finanzinvestor mit einer langen Geschichte und klaren Unternehmenszielen. Beteiligungen an Industriefirmen hält KKR nach eigener Aussage gewöhnlich für einen Zeitraum von etwa sieben Jahren. In dieser Zeit wird die Firma profitabel gemacht und mit den Erträgen, das für den Kauf aufgenommene Fremdkapital, bedient. Nach abgeschlossener Restrukturierung erfolgt der Ausstieg aus der Beteiligung.
So zuletzt geschehen bei namhaften deutschen Unternehmen wie WMF, Hertha BSC, A.T.U Autoteile Unger, um nur ein paar ausgewählte Marken zu nennen.

KKR ist auch keine Gesellschaft, die mit Heuschrecken Mentalität vorgeht, also Unternehmen schnell und möglichst profitabel aussaugt – Good News!

Aktuell ist KKR seit 2019 am Axel Springer Verlag (Bild Zeitung, Welt, stepstone, etc.) beteiligt. Auch mit Springer hat KKR eine strategische Kooperation, die auf langfristiges Wachstum ausgelegt ist. Am Heidelberger Zahlungsdienstleister Heidelpay erwarb KKR 2019 60% Mehrheitsanteil.
Günther Jauchs i&u TV, Universum Film sowie die Tele München Gruppe bilden die Grundlage für einen Medienkonzern, den die KKR seit 2017 ausbaut. Weitere Beteiligungen hält KKR an Pro Sieben, Sat1, GfK Marktforschungsinstitut, Deutsche Glasfaser und einigen mehr. Das Interesse an deutschen Traditionsmarken scheint groß.

Für Wella bedeutet das…?

Diese Nachricht könnte eine Gute sein für das deutsche Wella Herz, so bestätigte KKR Co-Präsident Scott Nuttall am 17. Februar 2020 dem ‚Handelsblatt‘, dass der US-Finanzinvestor KKR auf dem deutschen Markt in den kommenden Monaten in die Offensive gehen wolle: "Wir wollen zukünftig in all unseren Geschäftsbereichen in Deutschland noch stärker wachsen".

Klingt also erstmal nicht so schlecht. KKR hätte bei Wella nicht zugeschlagen, hätte es keinen substanziellen Wert, man erkennt das Potential der Marken.
Allerdings wird KKR diese Anteile nicht auf ewig halten. Erfahrungsgemäß können wir davon ausgehen, dass in den nächsten 7 Jahren, plus-minus, KKR die Anteile wieder verkauft.

Und jetzt singen wir wieder das alte Lied der Spekulation.

Wird KKR dann gestärkte Anteile wieder an Coty zurückverkaufen, die ja dann immer noch Minderheitsaktionär mit 40% sind? Oder ist der Arbeitsauftrag, das Unternehmen so zu stärken, dass es dann mit den 100% doch noch an Henkel gehen kann. Oder wird es in Einzelmarken zerlegt und veräußert, OPI, ghd, Sebastian sind ebenso starke Marken im Portfolio?

Oder…?  Wir wissen es nicht!

Was wir wissen ist, es geht weiter bei Wella und ganz sicher mit Fokus auf die Stärkung der Marken.

Allen Wellanerinnen und Wellanern wünsche ich einen sanften Übergang und eine Unternehmensspitze, die allfälliges Gegrummel im System abfedert und neben Finanzinvestition eine Emotionsinvestition einbringt.

KKR & Co. Inc. ist eine große börsennotierte Beteiligungsgesellschaft mit Firmensitz in New York City. Gegründet wurde KKR 1976 von Jerome Kohlberg, Jr., Henry Kravis und George R. Roberts.