Credit: Schwarzkopf Professional

16.05.2019

Sonja Knautz: Warum es bei Henkel keinen Stillstand gibt

Schwarzkopf, beziehungsweise Henkel gibt in diesem Jahr ordentlich Gas: neue Akademie, Hairdressing Awards, neue friseurexklusive Marken unterm Henkeldach. Henkel auf Eroberungszug? Wir haben nachgefragt

Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick

Schwarzkopf Professional/ Henkel geben in diesem Jahr ordentlich Gas: neue Akademie, Hairdressing Awards, neue Marken unterm Henkeldach – hast Du eigentlich noch Freizeit?
Sonja Knautz (General Managerin Henkel Beauty Care Professional): Die letzten Monate waren schon recht arbeitsintensiv, haben aber natürlich auch ganz viel Spaß gemacht. Mit einem so großartigen Team kann man einfach viel bewegen und einiges schaffen. Zugleich ist es mir schon auch wichtig, dass die Familie, vor allem meine Tochter, nicht zu kurz kommt, daher sind die meisten Abende und Wochenenden für sie reserviert.

Welche Strategie verfolgt Henkel aktuell in Österreich?
SK:
Im Beauty Care Professional Bereich haben wir uns bereits 2017 breiter aufgestellt: zu unserer jahrelang etablierten und stärksten Marke ‚Schwarzkopf Professional‘ hat sich ‚INDOLA‘ hinzugesellt. Und zu Beginn 2019 haben wir unser Markenportfolio um ‚Authentic Beauty Concept‘ erweitert.

Wozu? Reicht eine starke Marke wie Schwarzkopf Professional nicht aus?
SK:
Unser übergeordnetes Ziel besteht darin unsere Kunden individuell zu unterstützen und die Bedürfnisse unserer Partner können unterschiedlicher nicht sein. Gerade in den letzten Jahren hat sich unsere Branche immer mehr verändert. Diese Veränderungen sind eine Herausforderung und zugleich Chance und wir beantworten sie mit einer vielfältigen Markenauswahl.

"...es ist uns auch wichtig, das Image unserer Branche hoch zu halten und den Nachwuchs neugierig auf die Möglichkeiten als Friseur zu machen..."

Welche Herausforderungen gibt es?
Es gibt Mega-Trends, die wir identifizieren, um dafür Lösungen anzubieten – sei es mit innovativen Produkten für relevante Dienstleistungen, mit neuen Marken, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, oder mit neuen Trainingsinhalten. Andererseits ist es uns auch wichtig, das Image unserer Branche hoch zu halten und den Nachwuchs neugierig auf die Möglichkeiten als Friseur zu machen und das alles natürlich unter Berücksichtigung der „neuen“ Technologien und Medien.

Das neue Studio ist eines der größten weltweit, liegt ein neuer Fokus auf Wien?
SK:
Unternehmensweit gesehen haben wir in Österreich tatsächlich die größte, sowie modernste Academy weltweit. Wir freuen uns auch über viele Anfragen aus den verschiedensten Ländern für Kundenreisen nach Wien. Im Juli werden wir erstmals die internationale Masterausbildung für Essential Looks Herbst/Winter 2019 bei uns beherbergen, das ist eine große Ehre.

Alle jammern über eine schlechte Auslastung von Seminaren, ist das denn anders bei euch?
SK:
Scheint so! Wir haben eine fast doppelt so große Fläche wie zuvor und sind bereits bis in den Herbst hinein ausgebucht!

"Wir sind bereits bis in den Herbst hinein ausgebucht!"

Was macht ihr anders?
SK:
Da wir die Aus- und Weiterbildung als wichtigstes Gut sehen, war es uns immer schon ein Anliegen hier ein breitgefächertes Angebot zu ermöglichen. Aber nicht nur die Fläche ist einzigartig, sondern eben auch die moderne Ausstattung. Neben neuesten Technologien beherbergen wir auch ein kleines Studio, in dem wir maßgeschneiderte Inhalte, sogenannten Content, für die Sozialen Medien erstellen können.

Sonja Knautz - AHDA Gewinnerin Tetyana Aleksandrovich - Silvia Schneider | Credit: Martin Steiger

Bist Du zufrieden mit der diesjährigen Beteiligung an den AHDAs?
SK:
Ja, wir haben wieder eine rege und bunte Teilnahme zu verzeichnen – als Juryvorsitzende konntest du dich ja selbst gut von der Vielfalt überzeugen. Wo wir nicht ganz glücklich sind, ist die Region Nord-Ost (Wien), in welcher es leider zu wenige Einreichungen gab und auch bei den Newcomern hätte es gerne mehr sein dürfen. Dafür war die Teilnahme in den Männer- und Avantgarde-Kategorien sensationell.

Was glaubst Du, weshalb es in Wien in diesem Jahr nur so wenige Einreichungen gab?
SK:
Schwer zu sagen…

Die AHDAs 2019 waren wieder mal großartig! Was nun jeder wissen will ist, wann finden die nächsten AHDAs statt? Viele „verlangen“ wieder eine jährliche Veranstaltung!
SK:
Wir hatten dieses Jahr die 10. AHDAs und ich finde auch, dass es ein großartiger Abend war. Gerade die vielen neuen Teilnehmer zeigen mir, dass dies ein wichtiger Branchenevent ist, der hoch angesehen ist, und von vielen jungen aufstrebenden Friseuren als Chance für ihre berufliche Weiterentwicklung gesehen wird. Auch die Berichterstattung im ORF mit insgesamt vier Beiträgen zeigt, wie hoch die Anerkennung der Gewinner der AHDAs mittlerweile ist.

"...ist es uns ein sehr großes Anliegen den so engagierten und kreativen Friseuren unseres Landes auch weiterhin die beste Plattform zu bieten, um ihr Talent zur Schau zu stellen."

Daher ist es uns ein sehr großes Anliegen den so engagierten und kreativen Friseuren unseres Landes auch weiterhin die beste Plattform zu bieten, um ihr Talent zur Schau zu stellen und sich messen zu können. Wir sind der Meinung, dass der zweijährige Rhythmus der Teilnahme durchaus förderlich war, da es ja auch ein hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand für die Teilnehmer ist.

Vor allem die Kategorie Newcomer ist sehr schwierig. In Deutschland hat man hierfür einen neuen jungen Wettbewerb „Cutting Edge“ eingeführt? Ist das auch für Österreich angedacht?
SK:
In Österreich haben wir dieses Jahr mit Khaled Hamid einen hoch talentierten Friseur als Gewinner dieser Kategorie küren dürfen. Ich habe ihn selbst erst bei der Gala kennengelernt und er hat mich sehr beeindruckt – ich bin davon überzeugt, dass wir noch vieles von ihm hören werden. Was wir jedenfalls sehen ist, dass die Zielgruppe für die Kategorie Newcomer sich generell anderer Medien bedienen. Daher gab es nun den Bewerb „Cutting Edge“ erstmals in Deutschland und dieser hat bereits enormen Zuspruch erfahren, kommt also in der Branche sehr gut an.
Wir werden nun intern besprechen, wie die nächsten diesbezüglichen Schritte in Österreich sein werden.

Gibt es denn schon für 2021 einen Termin, den sich alle Interessierten vormerken können?
SK: 
Noch nicht, aber wir lassen euch diesen wissen, sobald er feststeht.

Liebe Sonja, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg und Energie für eure vielen Projekte.

Die neue Marke „Authentic Beauty Concept“ ist nicht Schwarzkopf, sondern Henkel Marke. Weshalb wurde die Marke nicht unter Schwarzkopf eingeführt?
SK: ‚
Authentic Beauty Concept‘ wurde mit einer Startup-Mentalität als eigenständige Marke kreiert, um neue Wege zu gehen. Wir nutzen natürlich unsere vorhandenen Henkel-Strukturen, vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung.

Welche neuen Wege?
SK:
Im Endkonsumentenbereich möchten wir mit ‚Authentic Beauty Concept‘ eine neue Zielgruppe ansprechen – der Fokus liegt hier auf den sogenannten Millenials, die anders angesprochen werden möchten.

Vertrieben wird die Marke durch…?
SK:
… unsere Professional Salesforce. Unsere Außendienstmitarbeiter agieren als Sales Consultants und stehen unseren Kunden in Punkto Merchandising, Kundenansprache, Zielgruppen und vielem mehr beratend zur Seite.

Wieviele Kunden strebt ihr mit der neuen Marke an?
SK: ‚Authentic Beauty Concept‘ wird sehr selektiv vertrieben. um sicherzustellen, dass die Marke auch in einem Umfeld vertrieben wird, das ihrem Image entspricht. Salons müssen hier objektive Auswahlkriterien erfüllen. 2019 wird das Kundennetzwerk maximal 100 Kunden umfassen.

"Wir richten uns an Friseure, die bewusst großen Wert auf Entschleunigung und Achtsamkeit im Salonalltag legen"

Was für Auswahlkriterien?
SK:
Einerseits sind das objektive Kriterien, die erforderlich sind, um die Marke auch selektiv distribuieren zu können, andererseits richten wir uns an Friseure, die bewusst großen Wert auf Entschleunigung und Achtsamkeit im Salonalltag legen, was unsere Marke nochmal maßgeblich vom Wettbewerb abhebt.

Wer ist denn der Wettbewerb?
SK:
Authentic Beauty Concept steht eigentlich mit keiner Marke im direkten Wettbewerb, da wir mit unserem Markenkonzept sehr viele unterschiedliche Aspekte abdecken. Wir konkurrieren natürlich mit allen Premium-Haarpflegemarken, die hocheffiziente Leistung versprechen.

Sind Erweiterungen um ABC herum geplant, Stichwort Vollsortiment?
SK:
Aktuell sind keine Erweiterungen in Richtung Vollsortiment geplant, dennoch wird es bestimmt Erweiterungen der Pflege- und Styling-Range geben.

Wie hat sich eigentlich Indola als Marke für ‚Kleinstunternehmer‘ gemacht? Wurde das Ziel fahrende Friseure zu gewinnen erreicht?
SK:
Ja, die Marke entwickelt sich hervorragend und wir haben auch weiterhin große Pläne, die wir gemeinsam mit unserem starken Partner ROMA realisieren werden!

Das erste Halbjahr ist pump voll, wird es dann im zweiten Halbjahr ruhiger?
SK:
Ja, da hast Du recht! Mein Team hat in den letzten Monaten Hervorragendes geleistet. Wir waren ja auch bei den Schwarzkopf Professional Neuheiten sehr fleißig: die Intensivtönung IGORA Vibrance wurde komplett überarbeitet und vor wenigen Wochen haben wir unsere neue Farbmarke „true-beautiful-honest“ auf den Markt gebracht. Ein für uns besonders wichtiges Highlight waren aber auch die Austrian Hairdressing Awards, die Ende April erfolgreich über die Bühne gegangen sind. Wir lehnen uns aber alle nicht zurück – auch im restlichen Jahr haben wir einige aufregende Projekte geplant.

Das Vertrauen in die Großindustrie ist im Markt derzeit angeschlagen. Spürt ihr das auch?
SK:
Im Allgemeinen beobachten wir das schon, können zum Glück aber sagen, dass wir hier nicht direkt betroffen sind. Wir haben mit unseren Kunden ein sehr intensives Verhältnis, hören zu und reagieren angemessen. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel unternommen, um unseren Kunden ein verlässlicher Partner zu sein. Wir können nicht alle Probleme, wie zum Beispiel den akuten Mitarbeitermangel lösen, bieten aber Sicherheit, in Bezug auf Innovationen, Produktqualität, Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung in jeglicher Form.

Ein Trend in der Industrie sind Einsparungsmaßnahmen beim Außendienst. Was sind hier Eure Pläne?
SK:
Da für uns die intensive Kundenbindung enorm wichtig ist, gibt es ein klares Bekenntnis zum Außendienst. Ein verlässlicher Ansprechpartner für unsere Friseure zu sein, steht an oberster Stelle.