12.05.2011
Peter F. Pfister - IC Präsident im Branchentalk
Peter F. Pfister - ein Name, der für Qualität, Menschsein und Engagement in der Branche steht. Er ist Friseurmeister und Visagit, Salonunternehmer und Einzelhandelskaufmann, Seminarleiter, Trendexperte und im 5.Jahr Präsident der Intercoiffure Österreichs und Western Europe!
Fakten
- Familienunternehmen in Ramsau im Zillertal seit 1961 | Übernahme 1984
- Anzahl Mitarbeiter: 20 | Lehrlinge: 8 | Filialen: 2 Salons im eigenen Unternehmen – 3 Partnersalons
- staatl. ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb
- Landesauszeichnung als Lehrbetrieb seit 2001
- 3x Top 10 Intercoiffure Salon Österreichs
imSalon: Jüngst wurde Ihnen der „Commander Orden“, die zweithöchste Auszeichnung der Intercoiffure, verliehen. Was bedeutet Ihnen der Preis?
Peter F. Pfister: Ich bin seit meiner Selbständigkeit Mitglied und habe die Weltorganisation mit allen Vorteilen kennen gelernt. Bereits vor meiner eigenen Unternehmertätigkeit habe ich die Möglichkeit des Arbeitens im Ausland über Intercoiffure genutzt und dadurch auch sehr viele und sehr namhafte Kollegen als Freunde gewinnen können. Die Ehrung sehe ich als Anerkennung und Dank für die Intensität und für die Qualität meines Arbeitens. – Da ich selbst wusste, dass es normalerweise keine solchen Ehrungen außerhalb von Paris gibt, war es ein sehr emotionaler Moment!
Sie sind gelernter Friseur, Visagist und Einzelhandelskaufmann, arbeiteten für „Haute Couture“ Modenschauen, veranstalten immer wieder Frisuren-Shows im In-und Ausland. Welche Eigenschaften sollte ein Mitarbeiter mitbringen?
Freude und Leidenschaft für Haare und Schönheit! – wie Alexandre de Paris einmal sagte: „Wir arbeiten der Schönheit zu Liebe“…Wenn diese Freude gegeben ist, spielt Zeit nur eine untergeordnete Rolle und die Qualität wird automatisch gegeben sein!
Was sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Der Zusammenhalt, die Gemeinschaft und die gegenseitige Wertschätzung. Unsere Mitarbeiter dürfen unsere Unternehmensplanung mitgestalten.
Nach welchem Schema entlohnen Sie Ihre Mitarbeiter?
Umsatz- oder Leistungsorientierter Fixlohn mit Prämienmodell.
Welche Rolle spielen Mitarbeiter beim Salonerfolg?
Ich bin vielleicht das Alfatier, aber der Erfolg sind unsere Mitarbeiter, diese haben zu 90% in unserem Unternehmen gelernt oder sind schon lange im Team.
Welche anderen Aufgaben übernehmen Mitarbeiter in Ihrem Team, welche Aufstiegsmöglichkeiten bieten Sie ihnen?
Wenn wir lokale Events begleiten wird das immer gemeinsam mit den Mitarbeitern besprochen und durchgeführt. Im Prinzip ist die Salonleitung die oberste Stufe. Wir begleiten aber auch Mitarbeiter in die Selbständigkeit wenn das gewünscht ist. Zukünftig plane ich auch im Schulungsbereich ein breiteres Angebot gegenüber Außenstehenden und hier kann es auch zu Trainertätigkeiten für Mitarbeiter kommen
Sie selbst sind als Seminarleiter u.a. für Schwarzkopf tätig und leiten die Aus- und Weiterbildung in Ihrem Unternehmen. Wie handhaben Sie die Schulungen in Ihren Filialen?
Ähnlich wie z. Bsp. bei McDonalds der BigMäc überall gleich schmeckt oder schmecken soll ist auch mir wichtig, dass die grundsätzlichen Arbeitsabläufe nach einem klaren und wieder erkennbaren Schema ablaufen. Deshalb wird die Grundausbildung aller Mitarbeiter zentral und von mir persönlich durchgeführt. – Der Massageablauf bei der Haarwäsche z. Bsp. ist komplett identisch, egal ob die vom Lehrling im 1. Lehrjahr oder von mir durchgeführt wird. Und das gilt für alle handwerklichen Abläufe außerhalb der Kreativität!
Sie sind seit 2005 Präsident der Intercoiffure Österreich und Western Europe und seit mehr als 15 Jahren Mitglied im Kreativteam der ICD. Warum sollte sich ein Salonunternehmer für eine Mitgliedschaft entscheiden?
Weil es keine vergleichbare Vereinigung gleich gesinnter, erfolgreicher Friseure gibt, die einerseits weltumspannend ist und andererseits lokale Spezialitäten berücksichtigt und unterstreicht. In der Gemeinschaft haben wir Kraft und Anerkennung und können so auch die Zukunft der gesamten Branche mitgestalten. Gerade in wirtschaftlich härteren Zeiten ist es von Vorteil als Individualist die Themen gemeinsam zu diskutieren und zu gestalten. Marketingvorteile sowie jährliche Kollektionen sind zudem als Gemeinschaft besser leistbar denn als Einzelner! (Es gibt nur wenige wirklich große Unternehmer in unserer Branche)
Welchen Vorteil hat es für Mitarbeiter, wenn der Chef InterCoiffeur-Mondial-Mitglied ist?
Wir veranstalten Mitarbeitertage, es gibt die Möglichkeit im Austausch auf der ganzen Welt bei Intercoiffure-Mitgliedersalons zu arbeiten und so die Welt kennen zu lernen. Es gibt den Fondation-Guillaume – Jugendwettbewerb bei dem man die Teilnahme bei einem Seminar und einer Show in Paris gewinnen kann usw.
Als Seminarleiter und als Dozent u.a. an der Pädagogischen Hochschule in Tirol sind Sie aktiv an der Aus- und Weiterbildung in der Branche tätig. In den letzten Jahren ist die Zahl der ausbildenden Lehrbetriebe in Österreich stark rückläufig. Woran könnte das liegen und sehen sie in der Ausbildung Handlungsbedarf?
In den letzten Jahren hat sich unser Beruf sicher gewandelt und die Prioritäten sind noch mehr zum Kommunikator gerückt. In Zeiten von Facebook, Email und mehr ist unser Beruf einer der ganz wenigen, wo Menschen noch direkt mit Menschen ohne Elektronik kommunizieren. Das muss in der Ausbildung noch mehr berücksichtigt werden.
Die fachliche Kompetenz sollte noch mehr hervorgehoben werden, die Ausbildung in diesen Bereichen vielleicht noch hochwertiger bzw. spezifischer gestalten! Den Auszubildenden ist dabei auch mehr Eigenverantwortung zu übertragen. Der Globalisierung ist ein großes Augenmerk zu schenken.
Die EU-Zertifizierungen sollten endlich umgesetzt werden. – bereits 1998 haben Dieter Kaiser und ich (zwei von drei Österreichischen, geprüften EU-teachern aus der Unternehmerseite) ein gesamtes Konzept bis hin zur EU-Meisterprüfung in Brüssel vorgelegt. Das sind jetzt 12 Jahre! Angebliche Gespräche sind seither ohne uns gelaufen und Resultat ist immer noch keines in der Umsetzung!
Letztlich schaffen wir es nicht einmal in Österreich in allen Bundesländern die einheitliche und klare Prüfungsordnung auch einheitlich durchzuführen. – Sie ist gemeinsam von den Innungen entwickelt bzw. niedergeschrieben und doch gibt es in den unterschiedlichen Bundesländern auch unterschiedliche Nebenrichtlinien oder Auslegungen!?!?!?
Fremdsprachen sollten in einem Tourismusland wie Österreich eine größere Rolle spielen.
Die Zulassung von freien Friseurschulen (a la „Meininghaus“ oder „Amann&Bohn“ in Deutschland) die Menschen bis zur Prüfung begleiten, sollte ermöglicht werden.
Sie sehen, hier gibt es viele Ansätze. Es sollten dabei aber auch die Ausbildungsbetriebe mitreden dürfen. – Teilweise waren es in der Vergangenheit auch Innungsmeister, die selbst kaum Lehrlinge ausgebildet haben, die dann über diverse Schritte entschieden haben. – Hier hoffe ich stark auf die neue Generation in unserer Standesvertretung!
Sie sind u.a. auch Gewinner des Diamand Ideas Award 2009 (Wettbewerb um Marketingideen für Friseure). Was ist das Geheimnis eines Erfolg versprechenden Salonkonzepts?Die Umsetzbarkeit und der sichtbare Nutzen für Endverbraucher!
Welche übergreifenden Wünsche für die Branche haben Sie an Innungen und Industrie?
Mehr Miteinander aller Organisationen und Partnerfirmen.