13.04.2018
Peter F. Pfister bildet in 18 Monaten Friseure aus - ohne Berufsschule
Für Quereinsteiger. Keine Berufsschule. Gute Bezahlung. Sichere Lehrabschlussprüfung. Wie das? Wir haben nachgefragt!
Handwerk adé, alle wollen studieren oder zumindest mehr als "nur" eine Berufsausbildung. Peter F. Pfister, Salonbesitzer und Chef der heimischen Intercoiffure hat selbst zwei Kinder mit Matura bzw. abgeschlossenem Studium. Sebastian Pfister und Mona haben beide ihre Ausbildung zum Friseur als Quereinsteiger im väterlichen Betrieb gemacht. Im Kollektivvertrag ist verankert, dass das in 18 Monaten geht, Lehrabschlussprüfung inklusive und ohne Berufsschulbesuch. Wissen tun´s viele, machen wenige. Peter Pfister ist bereit.
Du startest jetzt mit verkürzter Ausbildung für Quereinsteiger. Erfahrung hast du bei deinen eigenen Kindern. Mona macht gerade die Meisterprüfung und Sebastian ist bekannter Barber. Warum jetzt?
Peter F. Pfister: Wir brauchen Quereinsteiger. Es gibt immer weniger mögliche Lehrlinge, die sich zudem auf unterschiedliche Branchen aufteilen. Die Situation ist einfach passend.
Wie das?
P.P.: Ich habe Dr. Hannes Huber, Bildungsabteilung der WK-Tirol, von meinen prinzipiellen Gedanken erzählt und er meinte nur: Mach! Wir brauchen andere Zielgruppen!
Verkürzte Ausbildung ist ja nix neues.
P.P.: Überhaupt nicht! Im neuen Kollektivvertrag ist die 18-monatige Ausbildung ohne Berufsschule ausdrücklich erwünscht und grundsätzlich für jeden machbar, der sich dahinter klemmt.
Du sprichst von 799,- € im ersten Jahr. Klingt super - Wie finanziert sich das?
P.P.: Das ist eine einfache Kalkulation. Ein Quereinsteiger/in weiß, dass er/sie den Beruf erlernen will! 18 Monate Ausbildung OHNE 30 Wochen Berufsschulzeit bedeutet letztlich volle Anwesenheit im Salon. Wenn die Lehrvoraussetzungen der Ausbildungsbetriebe qualitativ hochwertig sind, sollte hier in kurzer Zeit ein wirklicher Nutzen für alle Beteiligten entstehen.
Du machst das ohne Berufsschule. Wie geht das? Welche Voraussetzungen braucht´s?
P.P.: Ich bin kein Gegner der Berufsschule. Im Gegenteil, wir arbeiten gut zusammen. Es ist aber nicht nachvollziehbar, warum ein Erwachsener mit Matura und evtl. mit einem Studienabschluss, einer Handelsschule oder einer anderen Berufsausbildung die ganze „Allgemeinbildung“ nochmals durchmachen soll. Die Voraussetzungen ergeben sich aus dieser Logik.
Praxis im Salon, aber wie macht ihr das mit Theorie und kaufmännischem Bereich?
P.P.: Ich habe an der PHT (pädagogische Hochschule Tirol) Berufsschullehrer unterrichtet und deren Diplomprüfungen abgenommen. Unsere Tochter Mona hat ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium. Somit können wir im Kleinen den kaufmännischen Bereich abdecken.
Im Kreise der Intercoiffure-Mitglieder denken wir aber über ein gemeinsames Projekt mit theoretischem Kurs nach. Denn wenn nach den ersten 12 Monaten die ersten Quereinsteiger Richtung LAP gehen, kann ich mir vorstellen mit der Berufsschule in Form von „Intensivkursen“ zu kooperieren. Fakt ist: Die Fachgrundlagen lernt jeder zu 90 Prozent in der Praxis. Alles andere kann man sich anlesen, in dem man sich die entsprechenden Unterlagen besorgt.
Wie schaut das mit der LAP aus?
P.P.: Jeder über 18 Jahre, der eine 18-monatige, einschlägige Ausbildung nachweisen kann, hat das Recht um Zulassung zur LAP anzusuchen. Nachdem wir sowohl die staatliche als auch die Landesauszeichnung als Lehr- bzw. Ausbildungsbetrieb führen dürfen, sollte diese Zulassung gewährt sein.
Welche unterstützenden Lehrbehelfe setzt du ein?
P.P.: Im März wurde in Deutschland das Trainingsbuch und Lehr-Kartensystem „Co.team“ (www.copunktteam.de) vorgestellt und von der TOP HAIR-Jury zu den besten drei Branchenideen gezählt. Dieses hilft sowohl dem Lehrbetrieb als auch dem Auszubildenden in der gegenseitigen „Selbstkontrolle“, dass sämtliche Lehrinhalte unseres Berufes erarbeitet werden. Mit video2hair.com gibt es eine weitere Unterstützung, die wir selbstverständlich nutzen!