26.09.2024
Nicht ausbildende Betriebe zur Kasse bitten und weitere Reformen
Der Geschäftsführer der SPÖ-Bundesbildungsorganisation Wolfgang Markytan fordert eindringlich Reformen bei der Lehrlingsausbildung. Dafür sollen nicht ausbildende Unternehmer zur Kasse gebeten werden und Ausbildungsbetrieben mehr auf die Finger geschaut werden.
„Österreich benötigt dringend mehr Fachkräfte. Nur eine deutliche Verbesserung der Lehrlingsausbildung führt zu mehr Fachkräften“, betont Markytan. Die SPÖ-Bildung bezieht sich dabei auf das „Whitepaper Fachkräftebedarf 2024“ von der Arbeiterkammer.
Gefordert ist u.a. ein Fonds, in den diejenigen Unternehmen einzahlen, die keine Lehrlinge ausbilden, weiters eine Angleichung der betrieblichen Ausbildung auf hoher Qualität, ein Ende der Diskrepanz zwischen Schulwissen und Prüfungsanforderungen, eine Lehrplanreform und konkrete Maßnahmen für diejenigen, die die Lehrabschlussprüfung nicht bestanden haben. „Das Ziel ist es, junge Menschen zu qualifizierten Facharbeiterinnen und Facharbeitern auszubilden und Ausbildungsbetriebe, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen, zur Rechenschaft zu ziehen. Innerhalb der nächsten sechs Monate müssen deutliche Verbesserungen umgesetzt werden, damit die Lehrabschlussprüfungen im kommenden Jahr gerechter und zielführender ablaufen“, so Markytan.
Ein Lösungsansatz dafür, dass mehr Lehrlinge ausgebildet werden, besteht darin, Unternehmen, die keine Lehrlinge ausbilden, zu verpflichten, in einen gemeinsamen Fonds einzuzahlen. Dieser Fonds soll an Ausbildungsbetriebe verteilt werden. Bestehende Förderprogramme müssen finanziell aufgestockt werden. „Zudem sollten Lehrlings-Ausbildungsgemeinschaften leichter gegründet werden können und die öffentliche Hand muss als Ansprechpartner bereitstehen“, erklärt Markytan. Betriebe, deren Lehrlinge wiederholt die Lehrabschlussprüfung nicht bestehen, sollten überprüft und nachgeschult werden. Zudem sollten diese Unternehmen anteilig die Kosten für Nachschulungen übernehmen, um die Qualität ihrer Ausbildung zu verbessern.
Ein weiteres Problem ist, dass das in der Berufsschule vermittelte Wissen stärker auf die Lehrabschlussprüfung ausgerichtet werden muss. „Es ist nicht akzeptabel, dass Lehrlinge die Berufsschule erfolgreich abschließen, aber bei der Prüfung in großem Maße scheitern“, betont Markytan. Auch müssen die Lehrpläne und Prüfungsfragen regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. „Vertreter*innen der Lehrlinge, etwa Gewerkschaften, sollten in die Festlegung der Prüfungsanforderungen einbezogen werden“, fordert Markytan.
Der SPÖ-Bildung ist auch besonders wichtig, dass eine verpatzte Prüfung nicht zu lebenslangen negativen Folgen führt. „Lehrlinge sollten die Möglichkeit haben, gescheiterte Prüfungsinhalte zeitnah nachzuholen, um ihren Abschluss dennoch zu erlangen und im Beruf weiterarbeiten zu dürfen“, sagt Markytan und fordert die Einrichtung einer sofortigen „Rettungskette“: Wenn ein Lehrling die Prüfung nicht besteht, muss die Kommission innerhalb von 24 Stunden eine schriftliche Begründung liefern. Zudem sollte ein Gespräch mit Lehrlingsvertreter*innen, eventuell auch mit den Eltern, stattfinden. Danach muss der Lehrling die Chance auf einen sechs- bis achtwöchigen Nachschulungskurs erhalten. Die Gehaltskosten werden vom Ausbildungsbetrieb getragen und am Ende des Kurses findet eine erneute Lehrabschlussprüfung statt. „Gefordert ist eine klare Zusammenarbeit zwischen Betrieben, Berufsschulen und Prüfungsorganen. Wenn das großgeschrieben wird, gehört der Fachkräftemangel bald der Vergangenheit an“, betont Markytan.
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