01.02.2017

Hannes Steinmetz hat Zeit – Teil 1

Von Hannes Steinmetz

Eine völlig neue Situation hat sich in meinem Leben eingestellt.
Vier Monate keiner geregelten Aufgabe nach zu gehen, ist eine Challenge. Wenn man es von Herzen liebt zu arbeiten und auch in der Freizeit immer aktiv ist, stellt der „Ruhestand“ eine Prüfung dar – der ich mich stelle.

Womit verbringt man seine Zeit, von der man auf einmal unglaublich viel zur Verfügung hat?
Eine Ressource, die ich noch gar nie kennengelernt habe.
Denn seit der Schulzeit arbeite ich ...
Mir waren ja die langen Sommerferien in meiner Schulzeit schon zu langweilig und durch mein Ferialpraktikum habe ich mich dann so richtig in den Friseuralltag verliebt.

Die ersten Tage meines neuen Lebens verbringe ich mit notwendigen Räumen sämtlicher Dinge, die bis vorige Woche in meinem Büro waren, das ich geräumt habe.
Da kommt einiges zusammen, ...
Das kennt sicher jeder von uns.

Beim Durchsehen der ewig aufgehobenen Dinge bin ich auf ein Fachkundebuch aus 1959 gestoßen.
Der Widmung auf Seite 1 entnehme ich, dass es mein Vater 1962 für besondere Leistungen in der Berufsschule bekommen haben muss.

Erschienen im österreichischen Gewerbeverlag lese ich im Kapitel VI Damenfrisieren folgende aufschlussreiche Zeilen:
... seit der Erfindung der Ondulation 1870 waren Damenfriseure nur eine kleine Gruppe im Friseurgewerbe.
Die Popularisierung des Haarefärbens nach dem ersten Weltkrieg, die Erfindung der Dauerwelle und der damit verbundenen Wasserwelle benötigten viele neue Arbeitskräfte.
Durch die Anfangserfolge beim Haarschneiden der Frauen ermutigt und angeeifert, wurde aus vielen Herrenfriseuren Damenfriseure.

"Selbstverständlich ist die Erlernung des Damenfrisierens für den Mann schwieriger als für die Frau..."

UND JETZT KOMMTS: 
Selbstverständlich ist die Erlernung des Damenfrisierens für den Mann schwieriger als für die Frau.
Der Mann muss sich erst mit der Mentalität der Frau vertraut machen.
Er muss viel mehr lernen, um wirklich vorteilhafte und passende Frisuren zu schaffen, als die Friseurin, die als „Frau“ weiß, was notwendig ist, um „gut“ auszusehen. Aus diesem Grund werden viel mehr Frauen Damenfriseure als Männer.

Quelle: Fachkunde für Friseure ÖSTERREICHISCHER GEWERBEVERLAG 

Interessante Warnung für alle Männer.
Vor allem für die, die sich mit der Mentalität der Frau noch nicht ausreichend vertraut gemacht haben ...
Ich nehme jedenfalls die Handlungsempfehlung ernst und werde weiterhin „viel mehr lernen“ ...

Ein asiatisches Sprichwort sagt: „Wenn Du in einer Sache Meister geworden bist, suche Dir etwas Neues in dem Du Schüler wirst.“
Der Übungskopf steht schon bereit. Da lerne ich zwar jetzt Nichts über die Mentalität – aber ich mache mich jetzt wieder zum übenden Schüler.
Mal schauen was dabei herauskommen mag ...