10.02.2021
Gottfried Kraft: Klipp steht sicher da
Klipp ist eines der größten Friseurunternehmen in Österreich, mit 182 Filialen wollten wir wissen, wie es ist, durch die Krise zu manövrieren.
Raphaela Kirschnick im Interview mit Gottfried Kraft
Herr Kraft in der aktuellen Situation fragen sich viele, wie geht es Klipp als Großfilialist?
Gottfried Kraft: Die neuen Bestimmungen haben dem Fass den Boden ausgeschlagen, aber wir schauen, dass wir auch nach dem dritten Lockdown unsere KundInnen bestmöglich bedienen. Klipp geht es den Umständen entsprechend gut, obwohl wir, wie alle anderen, massiv an den Umständen seit März 2020 leiden. Wir machen das Beste aus der Situation!
Keine Terminvergabe? "Das machen wir nach wie vor so, das ist unser USP..."
Klipp hat in der Vergangenheit ohne Termine gearbeitet. Wie geht das in der aktuellen Lage?
GK: Das machen wir nach wie vor so, das ist unser USP, das können wir, und zwar gut. Warum soll ich gerade in der Krise ein gutes System wechseln? Dadurch, dass der Ansturm aktuell nicht so groß ist, ist das überhaupt kein Thema – unsere KundInnen müssen daher auch keine umständlichen Abstimmungen mit den Testterminen machen! Das ist jetzt das Feedback in der ersten Woche, im Moment funktioniert das sehr gut.
Das kurzfristige Testen funktioniert?
GK: Das Problem ist, dass die Kapazitäten der Apotheken schon begrenzt sind. Von Filialen in Nieder- und Oberösterreich hatten wir gestern Rückmeldungen, dass die Terminvergabe schon bis zu 3 Wochen dauert. Trotzdem haben die Apotheken insgesamt sehr viel geholfen, besonders in den ländlichen Regionen.
Wie steht Klipp aktuell da?
GK: Wir hatten das Glück, vor der Krise nachhaltig gewirtschaftet zu haben und bauen auf einer sehr stabilen Eigenkapitalstruktur auf - das hat uns sehr geholfen. Hier hat uns die Kurzarbeit massiv unterstützt – so ehrlich muss man schon sein. Klipp steht aktuell solide und sicher da.
"...ständiger Begleiter war das Krisen-1x1 eines Unternehmers..."
Was ist für Sie die größte Herausforderung als Geschäftsführer?
GK: Mein ständiger Begleiter war das Krisen-1x1 eines Unternehmers, soll heißen: Liquidität sichern, Jobs sichern und Kostenstruktur optimieren. In Kombination mit den Hilfsprogrammen hat uns das geholfen durch ein sehr schwieriges 2020 zu kommen. Jetzt müssen wir schauen, wie es 2021 weiter geht.
Wie koordinieren Sie ihre aktuell 1.400 MitarbeiterInnen?
GK: Darin haben wir mittlerweile Übung bekommen. Wir haben zum Glück ein gutes Netz aus sehr erfahrenen Regionalmanagern und guten Salonleitungen, die das sehr gut organisieren. Mühsam ist vor allem die Administrierbarkeit von Kurzarbeit, Quarantäneabwicklung und Sonderfreistellungen. Das ist ein unglaublicher Mehraufwand. Jeder Mitarbeiter muss einzeln abgerechnet werden. Das ist ein enormer Kraftaufwand intern, wie auch draußen am Kunden. Da möchte ich ein großes Lob an alle Bediensteten aussprechen, die mit viel Tapferkeit und vor allem Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und einen sehr guten Job machen.
Wie läuft das mit Ihren Lehrlingen ausbildungstechnisch?
GK: Durch die Krise mussten wir auch das gesamte Akademieprogramm vor allem aufgrund der Ansteckungsgefahr massiv reduzieren. Das Risiko durch eine Veranstaltung gleich mehrere Salons zu verlieren war und ist zu groß! Einzig bei den Lehrlingen läuft das Programm ungekürzt 1:1 original weiter! Das ist uns wichtig! Wir haben gemeinsam mit Industriepartnern Online Module geschaffen und sind zuversichtlich, die Lehrlinge gut vorbereitet durch die Krise zu bringen.
Was ist ein Lichtblick?
GK: Mein Lichtblick ist der Mut unserer MitarbeiterInnen und die Hoffnung aufs Impfen. Darauf setze ich sehr stark.
Wie planen Sie das Jahr 2021?
GK: Wir haben uns betriebswirtschaftlich gut aufgestellt. Unsere Kostenstruktur haben wir entsprechend angepasst und sparen, wo es Sinn macht und uns nicht in unmittelbarer Zukunft beeinträchtig. Und wir investieren noch gezielter dort, wo wir die Chancen für die Zeit nach der Krise sehen.
Lieber Herr Kraft, vielen Dank und viel Kraft für die nächsten Wochen