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27.04.2011

Ein trauriger Auftakt in Wien: Landeslehrlingswettbewerb und keiner geht hin

"Stell Dir vor es ist Preisfrisieren und keiner geht hin", so könnte man übertrieben formuliert den Wiener Landeslehrlingswettbewerb am 20.2.2011 beschreiben. Ein Kommentar von Raphaela Kirschnick

Traurig, dass im Friseur-stärksten Bundesland nur eine Handvoll Friseure am Lehrlingswettbewerb teilnimmt. Eine Tendenz, die sich bereits seit Jahren zeigt!

Im Bewerb Damen des dritten Lehrjahres trat gerade mal ein Lehrling an, Hochachtung vor Cansu Simsek zum Mut alleine vor allen Augen ihre Arbeit durchzuziehen. Zwangsläufig belegte Sie den ersten Platz, ob das allerdings gerecht ist, sei dahingestellt. Ihr Können wird Sie dann im Bundeslehrlingswettbewerb unter Beweis stellen.

Insgesamt waren 63 Teilnehmer gemeldet, aber davon waren viele nicht da. Gemunkelt wurde von maximal 25 Teilnehmern, die zum Teil in mehreren Bewerben antraten.

Woran liegt dieses mangelnde Interesse?

An der Kommunikation kann es nicht liegen. Die Termine der Lehrlingswettbewerbe stehen seit Langem fest. Wir promoten die Termine seit Dezember auf unseren Portalen und in unserer Anzeige im Overhead-Magazin. Die Fachmagazine kommunizierten die Termine und enthielten im Jänner Anzeigen zum Event. Die Innung verschickt die Information an alle ihre Wiener Unternehmer. Da sollte man meinen, dass es auch der letzte Friseur weiß.

Nun, als ich im Vorfeld einigen Friseuren, und ich rede hier von renommierten Betrieben, darüber berichtete, schaute man mich verständnislos an: "Was passiert? Ach so, gibt´s das noch!" oder man erwiderte ein süffisantes Lächeln.

Und nun zum Tag X. Von ursprünglich 63 Anmeldungen sah man vor Ort nichts, der Raum war wenigstens etwas angefüllt mit den wartenden Eltern, Freunden und Familienmitgliedern der TeilnehmerInnen. Ob mit dem "Haus der Begegnung" die richtige Location gewählt wurde sei dahin gestellt. Will man jedoch dem Friseurberuf endlich zu einem nachhaltig positiven, modischen und zeitgeistigen Image verhelfen, so ist das in dem dunklen, kargen Saal sicher nicht möglich, da hilft auch die Faschingsdekoration nicht.

Ansonsten waren alle bekannten Gesichter der Wiener Innung anwesend, wie man sie, mit Verlaub, seit Jahren/Jahrzehnten in der immer wieder gleichen Besetzung vorfindet.

Schimpfen ist natürlich leicht, aber ein bisschen frischer Wind wäre schon toll.

Ein Highlight waren die Preise, die wir wirklich toll fanden und die sicher zu einem weitsichtigen Imagewandel beitragen sollten. Die Gewinner dürfen zum "Tanz der Vampire" und vor Veranstaltungsbeginn in der Maske dabei sein. Für jeden aufstrebenden Friseur eine wirklich einmalige Chance in die Welt hinter den Kulissen zu blicken, etwas wozu man nur selten die Möglichkeit hat.

Vielleicht hätte man dies im Vorfeld groß als Motivationsanreiz kommunizieren sollen.

Auch die Pokale waren moderner, weg von den angestaubten Bechern, hin zu feschen Glasscheiben.

Über die Frisurvorgaben mag man streiten, dass diese mit Zeitgeist und Mode nichts mehr zu tun haben, liegt an den starren vorgegebenen Regeln aus dem letzten Jahrtausend, die meines Erachtens längst adaptiert gehören. Aber dies liegt nicht in lokaler Hand.

In den letzten Jahren haben wir bundesweit viele Wettbewerbe besucht und keiner war so schlecht besucht wie der wienerische, der in der Relation eigentlich die meisten Teilnehmer vor Ort haben sollte. Warum? Darauf konnte oder wollte mir keiner eine wirkliche Antwort geben. Leichter ist es allemal den "Schwarzen Peter" hin und her zu schieben.

Wir wünschen uns einen neuen Spirit in den Wiener Bewerben und einen Aufschwung für die nächsten Jahre, sonst werden am Bundeslehrlingswettbewerb irgendwann die Wiener fehlen. Und ja, wir stehen gerne als Medium bereit hier konstruktiv zur Seite zu stehen.

Zum Abschluss möchten wir den Gewinnern und allen Teilnehmern von 2011 gratulieren, zum einen für ihre erbrachte Leistung, aber auch für Ihren Mut und ihren Einsatz eine wichtige Institution am Leben zu erhalten.