Doris Schneider war selbst an Corona erkrankt und appelliert an Zusammenhalt und Vorsicht © Cornelia Pail für imSalon

15.02.2021

Doris Schneider: In Graz gab es bereits strenge Kontrollen

Ihre eigene Corona Erkrankung bestätigt ihr: Ansteckungen finden zumeist im privaten Umfeld statt. Die steirische Innungsmeisterin appelliert ans Testen und betont, Corona ernst zu nehmen!

Im Telefoninterview mit Katja Ottiger
 

Doris, wie war die erste Woche nach dem Re-start?
Doris Schneider:
Wir sind sehr gut gebucht und ich bin überrascht, dass die Kunden die Situation akzeptieren und alle testen gehen, auch die Wochenkundschaften! Allerdings haben wir den Vorteil, in unmittelbarer Nähe zum Geschäft eine Teststraße zu haben. Unsere Kunden haben den Friseur besonders vermisst und tragen alles mit.

Wie geht es dir gesundheitlich? Anfang November warst du selbst an Corona erkrankt.
DS:
Ich kann nur betonen, Corona ernst zu nehmen. Es geht mir gut, aber ich habe nach wie vor Gliederschmerzen und bin sehr müde. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich normalerweise viel Energie habe, aber davon bin ich weit entfernt.

Weißt du, woher du deine Infektion hattest?
DS:
Nicht aus dem Salon! Meinen posivtiven Test bekam ich an einem Montag und samstags stand ich noch im Geschäft. Ich habe sofort alle Kunden, die ich in den Tagen zuvor bedient hatte, durchtelefoniert, aber keiner war erkrankt, auch keiner meiner Mitarbeiter. Das bestätigt mir: Ansteckungen finden vor allem im privaten Umfeld statt und hier sollten wir aufmerksam sein.

Stand heute bieten in der Steiermark ca. 150 Apotheken Gratis-Antigen Tests an und 23 Teststraßen. Christian Sturmayr startet in dieser Woche ►mit einer eigenen Teststraße, durchgeführt von medizinischem Personal, gratis für Kunden. Kannst du solche Ideen unterstützen?
DS: Ja sicher. Ich bin überzeugt, dass Kunden das annehmen, denn gerade in der ländlichen Gegend weiß ich von Kollegen, dass sie teilweise 15 km oder mehr bis zur nächsten Teststraße oder Apotheke haben. Diese Salons trifft es schwer. Aus dem Burgenland habe ich gehört, dass es mobile Tester gibt, die ins Haus kommen - auch eine Idee, die man nachverfolgen könnte.
(Anm. d. Redaktion: Im Burgenland gibt es z.B. Kurse zur Ausbildung von firmeneigenem Testpersonal:
https://www.wko.at/service/b/Teststrategie-der-Wirtschaftskammer-Burgenland.html?shorturl=wkoat_bgld_virusende)

Friseure müssen die Negativ-Tests ihrer Kunden prüfen- werden die Salons diesbezüglich überprüft?
DS:
Ja! In Graz gab es bereits strenge Kontrollen vonseiten der Polizei und dem Gesundheitsamt!
Wir wissen, es gibt „Corona Gegner“ - ich akzeptiere jedermanns Meinung - aber zum Schutz meiner Kunden und Kollegen würde ich niemals einen ungetesteten Kunden bedienen.

„Wenn Kunden FFP2 tragen, dann tun wir das auch.“

Trotz deiner zurückliegenden Corona-Erkrankung: gehst du testen?
DS:
Natürlich, regelmäßig, auch meine Mitarbeiter! Und obwohl wir alle getestet sind, arbeiten wir mit FFP2 – Masken. Wenn Kunden FFP2 tragen, dann tun wir das auch und empfehle das auch allen Kollegen.

Nach dem Re-Start: Was hörst du von den Kollegen?
DS:
Das große Ärgernis vieler – und das empfinde ich auch als Katastrophe – ist die Ungleichbehandlung innerhalb der Friseurbranche: Dass fahrende Friseure keine Tests verlangen müssen. Für mich unverständlich, eben weil ich schon Corona hatte. Ich appelliere hier an alle Kollegen: Lasst uns an einem Strang ziehen! Fahrt nur zu Kunden nachhause, wenn diese getestet sind! Klärt das im Vorfeld ab!

Wie haben die steirischen Unternehmen die Corona-Krise bis jetzt überstanden?
DS:
Ich habe keine Zahlen dazu, aber die aktuelle Zeit und die wirtschaftliche Situation sind eine harte Prüfung, es geht bei vielen ums Überleben. Es wird eine große Herausforderung sein, alles in den Griff zu bekommen, aber wenn die Kunden mitspielen und das Testen annehmen, haben wir eine Chance.

Wie lief es mit den finanziellen Unterstützungen in der Steiermark?
DS:
Das kann ich nicht pauschal beantworten, da habe ich Verschiedenes gehört. Bei mir funktionierte der Umsatzersatz im 2. Lockdowm super, die finanzielle Unterstützung bei der Kurzarbeit weniger. Da habe ich lange warten müssen und Gelder erst bekommen, nachdem ich mich an das Arbeitsamt gewandt hatte.

„Teilweise hatten wir 200 Anrufe täglich.“

Auch als Innungsmeisterin liegt ein anstrengendes Jahr hinter dir. Was war besonders herausfordernd?
DS: Als es beim 2. Lockdown hieß, dass sie die Salons zusperren, aber Friseure mobil weiter machen dürfen. Da fand eine glatte Trennung von uns Friseuren statt, die zu großem Ärgernis führte. Teilweise hatten wir über 200 Anrufe täglich, hauptsächlich von Salonbesitzern, aber auch von verunsicherten mobilen Friseuren. Wir wollten, dass alle zusammenhalten und der Pfusch, der in unserer Branche sehr groß ist, nicht noch verstärkt wird.

Wie schaut es heuer mit dem Lehrlingswettbewerb aus?
DS:
Ich denke, dass es im Moment für Unternehmer, angesichts mancher Probleme und Herausforderungen, nicht so einfach ist, Lehrlinge überhaupt entsprechend zu trainieren. Ich denke nicht, dass er stattfinden wird.
 

Liebe Doris, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für dich!