Barbara Krankl ist studierte Juristin und Sozialpädagogin und führt gemeinsam mit Mario Krankl das gleichnamige Friseurunternehmen in Salzburg | Credit: Florian Stürzenbaum

25.10.2024

„Der Gap zwischen Unternehmen und Arbeitssuchenden ist groß“

Der Salon "Mario Krankl" Salon auf der AMS Jobmesse in Salzburg – ein leidenschaftliches und ernüchterndes Projekt für die Friseurbranche, wie uns Barbara Krankl verrät.

Premiere für die hausinterne AMS Salzburg Jobmesse „Meine Zukunft – Mein Beruf“ am 23. und 24. Oktober. Mit viel Leidenschaft und persönlichem Engagement der AMS-Mitarbeitenden, wurden Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sowie Ausbildungsvereine zusammengeholt, um Jugendlichen und jobsuchenden Erwachsenen Perspektiven für ihre berufliche Zukunft aufzuzeigen.

Vor Ort dabei waren auch Barbara Krankl und Friseurin Emily Nagl aus dem Mario Krankl Team. Weniger, um neuen Mitarbeiter zu rekrutieren, sondern mehr, um Aufmerksamkeit für den Friseurberuf zu schaffen. Das Ergebnis ist ernüchternd, wie uns Barbara Krankl erzählte.   

Im Gespräch mit Katja Ottiger

Barbara, zwei Tage lang habt ihr einen Stand auf der Jobmesse betreut, über den Friseurberuf berichtet und Gespräche mit Jugendlichen und jobsuchenden Erwachsenen geführt. Ein großer Zeitaufwand. Weshalb wart ihr dabei?
Barbara Krankl:
Weil wir der Meinung sind, dass wir überall, wo es möglich ist, Bewusstsein für das Potenzial des Friseurberufes schaffen müssen. Nicht so sehr für uns - wir sind ja ein kleiner Betrieb - sondern für die Friseurbranche. Imagearbeit zu leisten ist wichtig, die Leute müssen sehen, dass mehr im Friseurberuf steckt, als sie denken.

Barbara Krankl und Emily Nagl auf der AMS Jobmesse in Salzburg | Credit: privat

Wie ist dein Feedback?
BK:
Grundsätzlich war der erste Tag mit den Schulklassen ganz erfolgreich. Es kamen ungefähr 600 Schüler und Schülerinnen und es war der ein oder andere Interessierte dabei. Der zweite Tag, an dem vor allem arbeitssuchende Erwachsene kamen, war sehr ernüchternd. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, Mitarbeitende zu finden und es gäbe Leute, die diesen Job gern machen würden, nur bin ich ehrlich: Der Gap zwischen dem, was ein Unternehmen braucht und dem, was manche arbeitssuchenden Menschen anbieten können, ist sehr groß.

An was denkst du da beispielsweise?
BK
: An Flexibilität bei Müttern. Das das wird zunehmend ein Thema, bei dem wir uns als Frauenbranche dringend etwas einfallen lassen müssen. Gute Angebote mögen hier vielleicht großen Unternehmen wie Klipp gelingen, für die anderen ist es schwierig. Aber auch die Integration, bei der wir als Branche vieles leisten können, ist eine große Herausforderung.

Sehen Arbeitssuchende den Friseurberuf als Möglichkeit?
BK:
Ich habe das Gefühl, sie können das nicht einschätzen. Wir hatten Technikköpfe zum Ausprobieren aufgestellt und viel über den Friseurberuf geredet. Die Leute damit zu begeistern, ist nicht leicht. Was mir bei Frauen, vor allem mit Migrationshintergrund, aufgefallen ist, ist das große Interesse am Schminken und weniger am Frisieren, und dass wichtige Grundvoraussetzungen nicht gegeben sind, um den Beruf auszuüben.

Zum Beispiel?
BK:
Eine Friseurin aus Syrien möchte zwar arbeiten, aber Männern nicht die Haare waschen. Das ist schwierig. Ich bin wirklich ganz idealistisch und möchte meinen Beitrag zur Integration leisten, aber in der Praxis weiß ich manchmal nicht, wie es gehen kann.

Wie ist eure die Zusammenarbeit mit dem AMS?  
BK:
Das AMS ist in meinen Augen eine Institution, zumindest hier in Salzburg, auf die ich mich voll und ganz verlassen kann und ein positives Beispiel dafür, was eine öffentliche Behörde als serviceorientierter Dienstleister und Partner zu leisten vermag. Wo sie helfen können, tun sie das. Auch die Jobmesse war top organisiert!

Habt ihr in der Vergangenheit Mitarbeiter über das AMS gefunden?
BK: Über das AMS direkt noch nie, aber Lehrlinge über die Kursmaßnahmen, zu denen ich teilweise einfach hingefahren bin. Ich habe früher selbst schwervermittelbare Jugendliche trainiert und weiß, dass in solche Kursen Leute sind, die einfach nur nicht wissen, was sie wollen. Aus diesen Kursen haben wir mehrere Lehrlinge übernommen und zur Lehrabschlussprüfung gebracht. Auch wenn nicht alle in der Branche geblieben sind, haben sie zumindest einen Berufsabschluss.

Seid ihr bei der nächsten Jobmesse wieder mit dabei?
BK:
Ja, auch wenn man sich fragen mag, warum man die Energie aufwenden soll. Aber sich dahinzustellen und Bewusstsein für unseren Beruf zu schaffen, ist wichtig. Und wenn ich dabei nur einen Menschen erreiche, ist das einer und das ist gut!