01.03.2021
Bundesinnungsmeister spricht sich gegen politische Alleingänge aus
Ein offener Brief von Gülten Karagöz, stellvertretende Wiener Landesinnungsmeisterin an die Politik, veranlasst Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder zu einem offenen Statement...
Gülten Karagöz, stellvertretende Wiener Landesinnungsmeisterin, wandte sich in der letzten Woche in einem offenen Brief an den Bundeskanzler, sowie den Gesundheits- und Finanzminister. Sie forderte von ihnen als Unternehmerin und in ihrer Funktion als LIM Stellvertreterin u.a. Testklarheit, die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf 5 %, eine Anhebung der Fördersätze und die sofortige Auszahlung des Fixkostenzuschusses.
(s. ► Gülten Karagöz fordert Testklarheit und 5 % MwSt.)
In einem offenen Brief möchte Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder auf imSalon dazu Stellung beziehen und tut dies mit folgendem Statement, das wir in seinem Sinne hier veröffentlichen:
Sehr geehrte Frau Karagöz,
liebe Gülten,
deinem offenen Brief an die Bundesregierung entnehme ich viel Unmut, der bei vielen in der Branche zu spüren ist. Ich denke, du sprichst sehr vielen aus der Seele und tust diesen Unmut mit Recht bei der Bundesregierung und den zuständigen Ministerien kund. Als Wiener Innungsmeister-Stellvertreterin kannst du natürlich im Namen der Wiener UnternehmerInnen die Situation erklären und Appelle aussprechen. Jedoch sind deine Forderungen durchwegs auf Bundesebene angesiedelt und - wie du bei Wahrnehmen deines Mandates bei den Gremien und Ausschusssitzungen der Bundesinnung erfahren hättest können - wurden die meisten davon schon vor Monaten in den offiziellen Kanälen der Bundesinnung (z.B. WKO App der Friseure) kommuniziert und sind schon längst in Verhandlungen mit den Regierungsvertretern.
Einige der von dir geforderten Punkte kann ich von Unternehmer- und Arbeitgeber-Seite her nicht verstehen. Als InnungsvertreterInnen handeln wir primär im Interesse der UnternehmerInnen, natürlich mit gleichzeitigem Blick auch auf unsere MitarbeiterInnen. Die Einbindung der Gewerkschaft bei der Gestaltung von Verordnungen mag eine sinnvolle Forderung sein, das sehe ich jedoch nicht als Aufgabe einer UnternehmerInnen-Vertretung, so wie du es als Innungsmeister-Stellvertreterin bist.
Zu einigen deiner Forderungen möchte ich hier Stellung beziehen:
- Die Öffnung der Friseurbranche mit 8. Februar wurde erreicht. Hier sind wir für andere Branchen wie Gastronomie und Hotellerie aber auch für Interessenvertreter anderer europäischer Länder ein beneidetes Vorbild. (So haben zum Beispiel Friseurgeschäfte in Deutschland seit Mitte Dezember durchgehend geschlossen.)
- Die Selbsttests wurden als Bedingung zum Aufsperren von der Bundesregierung nicht akzeptiert, jedoch ist die momentane Lösung besser als weiterhin geschlossen zu halten. Derzeit prüft die Bundesinnung, wie die Eintrittstests einfacher gelöst werden können. (s. ► Bundesweites Pilotprojekt: Friseure testen Kunden)
- Die Schutzauflagen wurden so verhandelt, dass sie finanziell verkraftbar sind und den Arbeitsablauf nicht sonderlich stören. So habe ich erreicht, dass bei den Friseuren keine 20-Quadratmeter-Regelung gilt und die Abstandsregeln bei besonderer Sorgfalt unterschritten werden dürfen. Ebenso wurde erzielt, dass diverse Schwachstellen bei der Verordnung, wie zum Beispiel bei mobilen Friseuren, behoben wurden.
- Weiters kommen die Kurzarbeitsmodelle unserer personalintensiven Branche sehr entgegen. Ebenso schaffen die finanziellen Unterstützungsmaßnahmen, wie Umsatzersatz, Verlustersatz etc., Erleichterung.
- Die Reduzierung der Mehrwertsteuer wird schon seit 2017 anlässlich der Einführung des Mindestlohnes 1.500,-- gefordert. Hier versuchen wir eine dauerhafte Senkung zu erreichen, die nicht nur als kurzfristige Corona-Maßnahme Erleichterung schafft.
Gerne lade ich dich ein, dein Mandat, das du über die Wiener Landesinnung hast, wahrzunehmen und aktiv in der Bundesinnung mitzuarbeiten. Denn gemeinsam können wir mehr erreichen, als in einem offenen Brief eines einzelnen Unternehmers!
Mit freundlichen Grüßen
KommR. Wolfgang Eder
Bundesinnungsmeister der Friseure Österreich
► Den Brief im Original herunterladen