Credit: Schwarzkopf Professional

18.03.2023

Viola Landsky ist freischaffende Coloristin auf Tagesgage

Seit 30 Jahren ist sie auf Farbe spezialisiert, Freigeist mit treuen Kundinnen. Wenn Viola nicht für Schwarzkopf Pro gebucht wird, arbeitet sie freischaffend, ohne Salon in Berlin.

Im Interview mit Katja Ottiger
 

Du arbeitest seit 20 Jahren als freischaffende Coloristin. Du hast keinen Salon, sondern lässt dich von Kundinnen für Farbe buchen. Wie funktioniert das?
Viola Landsky:
Es gibt Salons in Berlin, die mit mir zusammenarbeiten und die mich buchen. Und dann die Mundpropaganda. Berlin ist eine große Stadt und es gibt immer Kunden, die mich weiterempfehlen. Ich bin seit 20 Jahren hier und habe mir meine Bekanntheit aufgebaut.

„Ich arbeite auf Tagesgage.“

Wie funktioniert das mit der Bezahlung?
VL:
Ich arbeite auf Tagesgage. Ich komme nicht wegen einer Kundin in den Salon, sondern nur, wenn der Tag für mich voll ausgebucht ist. Alles andere rechnet sich nicht und wäre nicht fair.

Du hast mit den Terminbuchungen in den Salons nichts zu tun? 
VL:
Tatsächlich ist es so, dass Kundinnen in der Regel gleich wieder den Folgetermin buchen, ansonsten macht der Salon die Buchungen. Wenn ein Tag dann voll getackert ist, komm ich vorbei.  

Hast du immer alles dabei oder verwendest du die Produkte aus dem Salon?
VL:
Ich bringe immer alles mit. Das ist am einfachsten. 

Wie bist du zur Spezialisierung gekommen?
VL:
In meiner Lehre hatte ich das Glück, in einem Laden zu lernen, in dem Schneiden und Färben immer schon getrennt war. Wir hatten dort einen Färberaum, in dem im Akkord gearbeitet wurde. Ab meinem 2. Lehrjahr habe ich nur noch Farbe gemacht sowie Tönungen, Dauerwellen und Wimpern färben. Bei Farbe kenne ich keine Berührungsängste, das fällt mir leicht. Dafür habe ich fürs Schneiden kein Talent, was mein Chef damals auch so sah. Ich wurde nie in etwas gedrängt und ich bin auch deshalb im Beruf geblieben, obwohl ich eigentlich nie Friseurin werden wollte.

„Nur wenn du dich spezialisierst, kannst du die Sache perfekt machen.“

Als Coloristin wirst du auch international für Schwarzkopf Pro gebucht. Sollten sich Friseurinnen und Friseure generell spezialisieren? 
Viola Landsky:
Ja, weil ich denke, dass man nur eine Sache perfekt machen kann. Klar, als Friseurin kannst du schneiden,färben, föhnen … aber so richtig auf die Sache eingehen kannst du nur, wenn du dich spezialisierst.

Erlebt die Spezialisierung „Colorist*in“ gerade einen Hype? Wird dieser bleiben?
VL:
Die Entwicklung der Spezialisierung betrifft natürlich alle Seiten. Es gibt auch viele, die begnadet Hochstecken oder Stylen. Ich trainiere in meiner Arbeit viele Auszubildende und ich sehe, wohin die Reise bei Ihnen gehen kann. Und wenn jemand kein Händchen für Strähnen hat, bestärke ich darin, das Haareschneiden zu forcieren.

„Ich sehe Azubis, denen die Lehre keinen Spaß macht, weil sie nicht herausfinden, was ihnen liegt.“

Ich sehe Azubis, denen die Lehre keinen Spaß macht, weil sie nicht herausfinden (können), was ihnen liegt und dann gefällt ihnen irgendwann der ganze Job nicht. Nach der Lehre steht jedem offen, sich zu spezialisieren, darauf sollten sich Azubis konzentrieren.

„Spezialisierung in der Ausbildung sollte man unbedingt andenken!“

Ist Spezialisierung ein Thema für die Ausbildung?
VL:
Spezialisierung in der Ausbildung sollte man unbedingt andenken! Im Schnitt hat man für die Ausbildung zweieinhalb, drei Jahre Zeit. Man könnte zwei Monate lang einen Einstieg ins Handwerk machen, in alles hineinschnuppern lassen, erstmal alles laufen lassen. Dann ein Jahr lang das Schneiden an Modellen trainieren und im letzten Jahr fängt man mit der Farbe an. Schneiden ist natürlich der wichtigste Part, denn wenn ich einen Haarschnitt nicht verstehe, kann ich den nicht gut färben. Das letzte halbe Jahr könnte man komplett nur noch färben und föhnen.

„Wenn ich einen Haarschnitt nicht verstehe, kann ich den nicht gut färben."

Ich treffe dich hier beim Schwarzkopf Inspire Shooting in Hamburg. Du stehst den Akteuer*innen beratend zur Seite. Wie waren die zwei Tage für dich?
VL:
Was mich an diesen beiden Tagen besonders fasziniert hat, ist, wie offen und neugierig die Girls und Boys sind. Und dass sie bereit sind, sich auf einen fremden Menschen, der ich für sie bin, einzulassen und in die Diskussion zu gehen, wie man die Farbe ansetzt. Da kamen ganz viele, tolle Ideen zusammen.

Gibt es für dich einen Farbtrend?
VL:
Nein, gibt es für mich nicht. Ich denke, jeder sollte tragen, was er gut findet. Wenn jemand rot mag, mag er eben rot.

„Das Argument, ‚Ich möchte meine Naturhaarfarbe‘, lasse ich nicht gelten.“

Was ist mit Grau und dem Trend, die Haare nicht mehr zu färben, um auf die Naturhaarfarbe zu setzen?
VL:
Das Argument, ‚Ich möchte meine Naturhaarfarbe‘, lasse ich nicht gelten. Weißes oder graues Haar braucht genauso viel Aufmerksamkeit, wenn nicht sogar noch mehr, denn es tendiert dazu, schnell grisselig oder gelb auszusehen. Und es hat Facetten, die man anfangs nicht so wahrnimmt.   Genauso wenig akzeptiere ich es zu sagen, ‘Ich möchte fürs Färben kein Geld mehr ausgeben oder ich habe keine Lust mehr zu färben.‘ Das sollte nicht passieren.

Aber öffnet nicht genau das neue Dienstleitungsmöglichkeiten innerhalb des Farbcircles?
VL:
Auf jeden Fall. Aber ich denke, die Kundin, die sagt, ich möchte nicht mehr färben, will oft dafür kein Geld mehr ausgeben und sich nicht mehr damit beschäftigen. Wir sollten schauen, dass das nicht passiert. Natürlich kann ich Weiß auch veredeln, aber ich persönlich punkte lieber mit meinem Farbwissen.

Was ist mit Augenbrauen und Farbe?
VL:
Volle Augenbrauen sind Trend, aber was ich besonders faszinierend finde, ist, dass Augenbrauen wieder gebleacht werden. Wenn du der richtige Typ dafür bist, strahlt das Coolness aus und das Gesicht wirkt wesentlich größer und deutlicher. Vivienne Westwood ist das beste Beispiel dafür: Wenn du einen bestimmten Look hast, ist das mega, egal in welchem Alter.

Du bist viel unterwegs, auch international, und selbstständig, welche Eigenschaften helfen dir, diesen Lebensalltag zu meistern?
VL:
Ich schaffe alles ab, was mir nicht guttut. Ich versuche immer, mit mir im Reinen zu sein. Selbst in Phasen, in denen es mir nicht so gut geht, komme ich immer wieder schnell in die Spur. Ich bin ein ganz schlimmer Freigeist. Was ich nicht möchte, mache ich nicht.
Wenn ich etwas nicht möchte, mach ich es nicht. Punkt! 

Als Freigeist: Traust du dich da mehr?
VL:
Für mich ist Risiko nichts Schlimmes, Ich habe keine Angst, Dinge umzusetzen, ich mache es einfach.