Credit: Fotostudio Graf

05.03.2018

Silvia Maier: Mit der Ebenbild-DNA zum Naturfriseur

Aufgrund einer Allergie wechselte sie zur Natur. Sie erzählt uns warum das Bewusstsein zur Natur mehr gefördert werden muss, was 100 Bürstenstriche als Beratung können & von Wohlfühlgeschichten im Salon...

Im Interview mit Tanja Beck


Liebe Silvia, warum Naturfriseur?
Silvia Maier:
Alles hat damit angefangen, dass ich schwer allergisch wurde und mir etwas Anderes überlegen musste. Mein Vorteil war, bereits selbstständig zu sein, denn ich wollte das Handwerk auf keinen Fall aufgeben und so bin ich eben umgestiegen.

Wie bist du das angegangen?
SM:
Ich habe mich auf die Suche nach hochwertigen Pflanzenhaarfarben gemacht und viele Weiterbildungen in die Richtung besucht. Dabei habe ich alles über den ganzheitlichen Gesundheitszustand, den Unterschied zwischen Pflanzen- und Chemiestoffen und damit die Auswirkungen auf Kopfhaut- und Haargesundheit gelernt. Parallel zeigten Kunden immer mehr Interesse an natürlichen Produkten und wollten auf Chemie verzichten.

"Der Geruch, der Glanz der Haare, die Fülle und Qualität der Haare…. Es ist einfach ein anderes Arbeiten mit Naturprodukten.“

Was ist ein spürbarer Unterschied zwischen einem herkömmlichen und einem Naturfriseur?
SM:
Der Geruch, der Glanz der Haare, die Fülle und Qualität der Haare…. Es ist einfach ein anderes Arbeiten mit Naturprodukten.

Du arbeitest mit heimischen Produkten? (z.B. Oliebe, akari, DeaDia, Sanoll, Make Up-Serie undGretel) Wie bist du zu diesen doch eher unbekannten Produkten gekommen?
SM:
Nachhaltigkeit, geringe Transportwege und tierversuchsfreie Produkte waren mir enorm wichtig und ich freue mich Unternehmen aus Österreich und Deutschland fördern zu können. Gefunden habe ich sie durch intensive Recherchearbeiten nach Pflanzenprodukten, durch Seminare und durch Empfehlungen.

Worauf achtest du am meisten bei den Produkten?
SM:
Auf die Natürlichkeit der Inhaltstoffe. Mittlerweile biete ich unter anderem auch ganz viele vegane Produkte an, weil einfach die Nachfrage da ist. ÄrztInnen, VerkäuferInnen, Mamis, … Es gibt viele, die sich bewusst entschieden haben, in ihrer Lebensweise auf die natürliche Schiene umzusteigen, und das geht auch im Kosmetik- und Schönheitsbereich!

Tägliche Bürsten mit 100 Bürstenstrichen, wie setzt ihr das im Salon um?
SM:
Bei uns im Salon wird das richtig zelebriert! Wir bürsten alle Kunden und sie lieben es!

„Durch das Bürsten erfährt man viel über den Gesundheitszustand von Kopfhaut und Haar.“

Ist das nicht Usus?
SM:
Was ich zumindest aus Erzählungen meiner KundInnen gehört habe, erklären einige meiner natürlichen BerufskollegInnen das Bürsten genauso wie wir. Doch oft wird dann genau dieses im Salon etwas vernachlässigt. Deshalb ist das Bürsten inzwischen fester Bestandteil unseres Ablaufs und unsere Philosophie.

Warum?
SM:
Bürsten ist doch auch eine super Beratung! Durch das Bürsten erfährt man viel über den Gesundheitszustand der Kopfhaut und des Haares, z.B. wie viele Haare in der Bürste sind, Schuppenvorkommnis etc.
Dadurch kann man den Kunden je nach Bedürfnis mit Rat und Tat zur Seite stehen und spezielle Pflegebehandlungen oder Produkte anbieten. Nachdem wir bei unseren Stammkunden jedes Mal Bürsten, können wir dadurch die positive Entwicklung der Haargesundheit nachverfolgen.

Ist die Qualität der Bürsten wichtig?
SM:
Wir verwenden nur Birnenholzbürsten mit Wildschweinborsten- bzw. die vegane Variante aus Sisal. Die hohe Qualität der natürlichen Rohstoffe der Bürsten ist hier für den Pflegeeffekt auf die Kopfhaut und Haare ausschlaggebend.

Farböl & Farblicht. Wie kann man sich diese Services vorstellen?
SM:
In jeder Zelle unseres Körpers wohnen Farben und unser Körper braucht Licht. Das lässt sich am besten durch Vitamin-D Mangel erklären, das kennt bestimmt jeder: An klassischen Regentagen leidet unser Gemüt und unsere Psyche. Ich glaube an einen ganzheitlichen Gesundheitsansatz – da leidet unter anderem auch die Haargesundheit mit.
Bei unserer Farblicht-Therapie wird der Körper mit Farbe behandelt, das ist nichts Esoterisches, sondern einfach eine reine Wohlfühlgeschichte, je nachdem was der Einzelne braucht. Rot schenkt z.B. Energie, durch Gelb hält die Pflanzenhaarfarbe besser. Während des Einwirkprozesses der Haarfarbe wird man im Schnitt 15 bis 20 Minuten mit dem Licht bestrahlt.

Ihr bietet Kopfhautentgiftung an? Für wen ist das?
SM:
Wir empfehlen sie KundInnen, die von Chemie auf Pflanze umsteigen wollen. Der Körper und die Kopfhaut müssen zuerst von überschüssigen Stoffen, wie Silikonrückständen befreit werden. Dafür bietet sich die Entgiftung gut an. Die Therapie wirkt auch bei fettiger, trockener Kopfhaut, Haarausfall, oder ist für KundInnen nach einer Chemotherapie geeignet. Es geht, wie der Name schon sagt, um eine tiefe, schonende und angenehme Reinigung.

Und wie funktioniert die Entgiftung?
SM:
Der genaue Ablauf und die Rezeptur fällt wohl unter „Firmengeheimnis“, aber grundsätzlich besteht die Therapie aus mehreren Stufen: Zuerst wird die Kopfhaut gereinigt, gewaschen, mit Tonic einmassiert und zum Schluss kommt die Farb- und Öltherapie, je nachdem wie die Struktur der Haarlängen und Spitzen ist und was das Haar und die Kopfhaut brauchen.

Neue Mitarbeiter sind nicht zwangsläufig Naturfriseure, welche besondere Ausbildungsschritte müssen diese bei dir durchlaufen?
SM:
Grundsätzlich ist für mich die Bereitschaft wichtig, sich auf die Natur einzulassen und auf Chemie gänzlich zu verzichten, frei nach unserer Firmenphilosophie. Daran scheitert es aber oft, wenn z.B. eine Friseurin ihre blondierten Haare nicht aufgeben will. Grundsätzliche bekommen neue Friseure bei uns die „EBENBILD DNA“ vermittelt. Die Ausbildung ist in dem Fall ein Hands on Prozess, klassisch nach learning by doing. Natürlich müssen auch Seminare besucht werden. Es geht dabei sowohl um das „Wie“, aber vor allem auch um das „Warum?“ und „Wieso?“

Gehen denn alle Trends als Naturfriseur?
SM:
Natürlich nicht, z.B. können wir kein Grannyhair machen oder keine Balayage. Aber es gibt jedoch auch andere Möglichkeiten aktuellen Trends gerecht zu werden, aber grundsätzlich muss man doch auch nicht allen Trends nachlaufen – oder?

„Es sollte mehr in Richtung Naturfriseur gelehrt werden.“

Wie unterstützt die Berufsschule die Thematik Ausbildung? Z.B. nicht chemische Haarfarbe, sondern Naturhaarfarbe. Wird es überhaupt thematisiert?
SM:
Ich finde, dass es mehr Thema sein sollte. Es wäre wichtig, Inhaltsstoffe genau zu erklären, was die Chemie mit dem Haar und auch mit dem Körper macht. Natürlich müssen auch unsere Lehrlinge die chemischen Färbeprozesse in der Theorie, sowie in der Praxis erlernen. Aber eben am Modell und nicht an KundInnen. Es besteht also grundsätzlich mehr Aufklärungsbedarf und es sollte mehr in Richtung Naturfriseur gelehrt werden.

Welche Unterstützung wünschst du dir in diese Richtung von Innungsseite?
SM:
Ich habe mich mit dem Innungsmeister Eder schon über die Thematik Umschulung bei Allergien gegen chemische Inhaltsstoffe unterhalten und mit ihm festgestellt, dass noch viel Aufklärungsbedarf besteht.
Das Bewusstsein zu fördern, was chemische Stoffe mit einem Körper anrichten können, wäre wichtig und wünschenswert!

Zeitgeist?
SM:
Nein. Immer mehr Leute klagen über Allergien, aber man hinterfragt nicht, warum oder woher das kommt? Wenn die Menschen mehr auf ihren Körper hören würden und wie man Allergien durch natürliche Alternativen lindern oder im Besten Fall vielleicht loswerden kann, DAS wäre für mich persönlich lobenswert!

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg als Naturfriseur!
 

Über Silvia Maier:
1 Salon: Ebenbild (Salzburg)
Salongröße: derzeit 60 qm
Mitarbeiter: insgesamt 4 im Salon, im Moment keinen Lehrling