Credit: Philip Schwarz

14.10.2022

Sabrina Hagenmüller: Eine Preiserhöhung sollte uns stolz machen

Friseure sollten sich ihrer Stärken bewusster werden und mit Stolz die Preise anpassen, denn Know-how kommt nicht von Nichts, ist Sabrina Hagenmüller, Friseurin und Pivot Point creative Director aus Deutschland überzeugt.

Im Gespräch mit Katja Ottiger

Sabrina, du begegnest scheinbar allem stets positiv - so schätzen dich auch die Teilnehmer*innen deiner Seminare. Aber wie blickt ihr, du und dein Mann Jens, den kommenden Monaten entgegen?
Sabrina Hagenmüller: Wir machen uns natürlich Gedanken, aber wir sind keine Angstmenschen und versuchen einer neuen Art der Gewohnheit positiv entgegenzublicken. Menschen sind anpassungsfähig und gerade wir Friseure haben in der Coronazeit gezeigt, dass wir mit neuen Herausforderungen umgehen können.

 „Für Qualität und Happiness wird Geld gezahlt.“

Für viele (Kund*innen) bedeutet diese neue Gewohnheit vor allem Einsparung ...
SH:
Ja, Kunden werden sparen. Für uns heißt das, noch bessere Qualität und besondere Erlebnisse zu bieten und vor allem Glücksgefühle zu erzeugen! Zum einen mit unserem Handwerk und zum anderen mit unserer Persönlichkeit - das können wir Friseure! Denn für Qualität und Happiness wird Geld bezahlt

Preiserhöhungen bestimmen unseren Alltag. Wie kommuniziert ihr eure?
SH:
Wir rechtfertigen uns nicht für unsere Preise. Der ganzen Branche sollte klar sein, dass wir das auch nicht müssen! Wir arbeiten mit Liebe und bestem Handwerk und können unsere Qualität und Dienstleistung sowie deren Mehrwert erklären.

„Eine Preiserhöhung sollte uns stolz machen.“

Preise erhöhen ist nicht schön, aber es darf nicht sein, dass wir uns immer vom „Preise erhöhen“ einschüchtern lassen, aus Angst, die Kunden könnten dann nicht mehr zu kommen. Angst lässt uns festhalten und nicht wachsen und weiterkommen. Wir sollten mit voller Überzeugung vermitteln, was unsere Energie und unsere Arbeit wert sind und das mit Leistung beweisen. Eine Preiserhöhung sollte uns stolz machen, weil wir in unserem Selbstbewusstsein gewachsen sind und für unser fachliches Know-how durch Weiterbildung vieles getan haben und uns das Arbeiten Spaß macht. 

Ich mache aktuell für 650 Euro Haare und Make-up bei Bräuten und erhöhe diese Preise jährlich. Eine Balayage-Kundin weiß es zu schätzen, wenn sie durch die Qualität der Arbeit seltener in den Salon muss. Und genau das müssen wir in allen Dienstleistungsbereichen gemeinsam hinbekommen. Wenn wir etwas besonders machen, wird dafür auch mehr bezahlt!

Frau schminkt Frau vor Kamera innen
Sabrina Hagenmüller live bei der "Hagenmüller Online Education" | Credit: Philiü Schwarz

Education war für dich und deinen Mann (Anm.: Jens Hagenmüller) schon immer ein wichtiger Aspekt eurer Arbeit, Stichwort Pivot Point. Nach Corona: was hat sich für euch geändert? 
SH:
Wir haben nach der ersten Corona-Schockstarre den Perspektivwechsel gewagt, denn uns war bewusst, dass nach Corona die Seminarbranche nicht mehr so sein wird, wie vorher. Die Leute würden weniger Zeit und weniger Geld für Schulungen aufbringen können.

Wie habt ihr reagiert?
SH:
Wir haben die „Hagenmüller Online Education“ gegründet und mir damit einen lang gehegten Traum erfüllt. Unser Studio ist ausgestattet mit der besten Qualität von 3 Kameras, 2 Bildschirmen, Ton und Mischpult und gleicht einem Highend-Level-Fernsehstudio.

Im Januar´21 Während des zweiten Lockdowns, haben wir mit Ausbildungs- und Basisseminaren gestartet. Das war für Lehrlinge und Quereinsteiger als auch für Friseurunternehmer super und die weitere Nachfrage nach den Seminaren hat unsere Entscheidung bestätigt. Mittlerweile haben wir unsere „Online Education Fan Stammkunden“ und gewinnen regelmäßig neue Menschen, die Interesse haben, sich über diesen Weg weiterzubilden.

„Online Education – wir gewinnen regelmäßig neue Menschen, die sich über diesen Weg weiterbilden.“

Sind die Leute in Sachen Online Education nicht müde geworden?
SH:
Das empfinden wir nicht so. Die meisten unserer Konzepte bieten wir als Seminar-Module an. Wir sehen die Gruppen wöchentlich 2-3 Stunden über mehrere Monate. So entstehen Austausch und Gruppendynamik und die Motivation und die Energie sind sehr hoch! Alle Teilnehmer haben die Chance, das Erlernte zu trainieren und werden wöchentlich mit neuem Input gefüttert. Sie bekommen konstruktives Feedback und individuelle Korrekturen und der Austausch mit den „Chefs“ bietet eine neue Chance der nachhaltigen Education.

Sabrina Hagenmüller beim Seminarshooting | Credit: privat

Wie ist die Bereitschaft in Online Seminare zu investieren?
SH:
Ich erlebe es so: Für Qualität und Glücksgefühle wird Geld bezahlt. Meine Online Seminare leben durch mein persönliches Coaching, direktes Feedback und meine Art, Wissen zu vermitteln. Ich sende all meine Emotionen und Wissen durch die Leitungen, um alle mitzureißen und zu begeistern. Ich sehe jeden Einzelnen auf meinem großen Bildschirm und kann Fehlerquellen erkennen, bevor sie entstehen. Das ist praktisch wie Einzelcoaching.

Hinzu kommt, dass keine Reisekosten entstehen. Die Trainingsköpfe senden wir direkt zu und alle weiteren Infos kommen per Mail mit der Zoom Einladung. Ein Klick und los gehts. Angst vor Technik braucht keiner haben. Meistens telefoniere ich eh mit den Teilnehmern vorab und kläre alle offenen Fragen.

Was macht das mit deiner persönlichen Lebensqualität?
SH:
Ich brenne für meine Seminare und nutze diese Chance, mein Leben als Trainerin mit Kind erfolgreich weiterführen zu können und gerade durch Online Education noch mehr Friseure erreichen und unterstützen zu können. Lebensqualität ist für mich natürlich auch, weniger Zeit auf den Straßen zu verbringen - perfekt für die Co2 Bilanz - und mehr Zeit für effektive Coaching- und Schulungskonzepte zu haben. 

Du hast jüngst ein Stylingevent für Endverbraucher und Friseur*innen gleichermaßen veranstaltet. Weshalb?
SH: Ich wollte damit Kollegen und Kunden motivieren, den eigenen Look einmal anders zu stylen und das an ihre Kunden weiter zu transportieren und sie zu motivieren, vielleicht bei einem eigenen Event im Salon, ihre Kundinnen im Umgang mit ihren Haaren zu coachen. Das war ein schönes Event, zu dem 70 Prozent Friseure und 30% Endverbraucher kamen.

Ich habe die Looks an mir selbst gezeigt, die Teilnehmer saßen an Spiegeltischen mit Stylingtools und Produkten und haben die Looks an sich selbst bei Live Musik vom DJ umgesetzt. Alle waren happy und voller Elan, die Techniken auch für die Zukunft an sich selbst umzusetzen.

"Wenn wir es schaffen, attraktiver zu sein als die Social Media Welt, hinterlassen wir eine intensive Bindung und Vertrauen beim Kunden."

Keine Angst, dass Kund*innen dann anfangen, weniger zum Friseur zu gehen?
SH:
Wir sollten uns unserer "Macht" bewusster werden! Unser Salon ist unser „Kanal“, unser „Blog“ oder auch „Feed“, in dem WIR die Sprecher/Influencer der Stories sind. Und Geschichten erleben wir tagtäglich genügend! Lasst uns zu unseren Kunden bewusster Infos, Tipps, How-to´s und Aktionen von UNS geben! Wenn wir es schaffen, attraktiver zu sein als die Social Media Welt, dann hinterlassen sie nicht nur ein Like, sondern eine intensive Bindung und Vertrauen zu unserer Person und Fachlichkeit. Aber ja, Social Media müssen wir zeitgleich bespielen, um auch hier für unsere Kunden und Kundinnen interessant zu bleiben.
 

Über Sabrina Hagenmüller

  • seit über 13 Jahren Friseurtrainerin 
  • Top Akteurin für Wella Professionals
  • Pivot Point Creative Director und zusammen mit Jens Hagenmüller verantwortlich für den jährlichen globalen Trend für Pivot Point.
  • 1 Salon in Essingen / Baden-Württemberg, Deutschland
  • Buchautorin der Bücher ►"Das Grosse Hairstyling Buch“ und ►„I Love Make up“
  • Seit 2021 Mitgründerin der Hagenmüller Online Education GbR, gemeinsam mit Mann Jens Hagenmüllerwww.hagenmuellerhair.com/