Peter Schaider Junior | Credit: RK imSalon

11.09.2020

Peter Schaider Jun.: Zwischen sozial und deppert liegt viel Spielraum

Viel gelernt hat der werdende Vater Peter Schaider Jun. als Unternehmer in der Corona-Zeit und ärgert sich vor allem darüber, dass Friseure eine so schwache Lobby haben…

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Wir treffen uns im neueröffneten Hair Fair Salon im Simmeringer Zentrum. Euer wievielter Salon ist das?
Peter Schaider Junior:
Insgesamt der 43te Salon und der 14. Hair Fair Salon.

Ist es einfach in Zeiten von Corona einen Salon zu eröffnen?
PSj.:
Sagen wir es so, von der Arbeit her ist es gleich, in jede Saloneröffnung fließt viel Vorbereitung. Was ich mir aber gedacht hätte, ist, dass sich viel mehr Friseure bewerben, weil sie arbeitslos oder in Kurzarbeit sind. Aber vom Markt kommt sehr wenig.

Laut AMS Statistik gibt es im August 50% mehr Arbeitslose Friseure als im Vorjahr (► 2.432 arbeitslose FriseurInnen im August)!
PSj.:
Ja, es gibt viele Arbeitslose, aber man merkt nichts davon.

Sprecht ihr mit dem AMS?
PSj.:
Ja, regelmäßig! Wie kann es sein, dass man heute den Leuten zeigt, dass sie mehr verdienen, wenn sie arbeitslos sind und damit viel bezahlte Freizeit haben. Den Arbeitslosen Sommerbonus finde ich persönlich eine große Frechheit.

Und das AMS sendet keine Interessenten vorbei?
PSj.:
Nein, hinter vorgehaltener Hand sagen die uns: Es lohnt sich für einige schlichtweg nicht zu arbeiten.  Versteh mich nicht falsch, unser Sozialsystem finde ich gut und wichtig. Es ist sicher sehr schwierig arbeitslos zu sein, aber es gibt solche und solche. Jedoch liegt zwischen sozial und deppert bekanntlich viel Spielraum.In der Friseurbranche jedenfalls muss jemand der arbeiten will, nicht arbeitslos sein. Es kann jeder einen Job finden, zum Beispiel bei uns. Wir zahlen sicher deutlich mehr als in der Branche üblich ist, mit Provisionen, Bonifikation, etc. Aber du muss dafür auch arbeiten wollen!

Wie habt ihr die Sommermonate erlebt?
PSj.:
Der August war schwach, wir liegen unter 2019. Es sagen mir viele Kollegen das Gleiche. Dennoch haben wir niemanden in Kurzarbeit geschickt. Ich finde man darf die Kurzarbeit auch nicht ausnutzen, um sich Geld vom Staat zu holen. Natürlich tut ein Minus weh, aber das ist ja auch unternehmerisches Risiko.  

Hattet ihr bereits Covid19-Fälle?
PSj.:
Bisher gab es bei uns insgesamt 4 Verdachtsfälle. Davon waren 3 negativ, eine Mitarbeiterin wurde positiv getestet. Sie wurde gleich bei den ersten Anzeichen der Symptome, die übers Wochenende aufgetreten sind, in Quarantäne geschickt.

War das einfach?
PSj.:
Nein, die Administration war eine Katastrophe, letztendlich war sie 20 Tage in Quarantäne, weil sich Tests verzögerten, dann Ergebnisse nicht auffindbar waren und die Kommunikation furchtbar schleppend lief. Die Mitarbeiterin hing die ganze Zeit in der Luft, hat jeden Tag in Warteschleifen gehangen, bis ihr nach 4 Wochen endlich gesagt wurde, dass sie eh wieder arbeiten gehen kann.
Also das ist schon mühsam, ein absolutes Chaos, es fehlen klare Richtlinien für den Ablauf.

Regeln?
PSj.:
 Das gehört auf Bundesebene. Es sollte ganz klare Abläufe ohne Wenn und Aber geben.

„Das glaube ich aber erst, wenn ich das Geld auf dem Konto sehe.“

Wer hat die 20 Tage gezahlt?
PSj.:
Bisher ich! Natürlich kann ich mir das zurückholen, das glaube ich aber erst, wenn ich das Geld auf dem Konto sehe. Ganz ehrlich, bei der Kurzarbeit war ich enttäuscht, von dem was ich zurückbekommen habe. Also die großen Worte der Regierung, haben sich noch nicht erfüllt.

Wie stemmt ihr das finanziell?
PSj.:
Unsere Firma ist immer auf sehr gesunden Beinen gestanden, das tut sie auch heute noch. Aber wir haben sicher 10 kg abgenommen. Das Wichtigste für uns ist, dass Mitarbeiter pünktlich ihre Gehälter bekommen und sich sicher wissen.
Der Branche geht es derzeit nicht gut und wenn einige am Ende des Jahres mit 10 – 20 % minus im Umsatz aussteigen werden und das ist Realität, wird dies für viele den Untergang bedeuten.

Wie sind Salonleitungen vorbereitet, gibt es ein Protokoll zum Umgang mit Mitarbeitern, zum Beispiel bei Corona-ähnlichen Symptomen?
PSj.:
Unsere Salonleitungen müssen jetzt sehr großes Fingerspitzengefühl haben, um Symptome richtig einzuordnen (Leider gibt es auch die „Hab schlecht geschlafen, hab vielleicht Corona“) und dann muss entschieden werden welche Schritte einzuleiten sind. Im Einzelfall gibt es Gespräche zwischen der Salonleitung und mir oder meinem Vater.

Machst Du Dir Sorgen?
PSj.:
Nein! Schau, von 400 Mitarbeitern hatten wir 3 unbegründete Verdachtsfälle und einen Coronafall, den wir sofort erkannt haben. Das ist eine Quote von 0,25 %, also überschaubar.

Wie kommuniziert ihr mit den jeweiligen Teams?
PSj.:
Wir haben sofort mit allen Mitarbeitern der betroffenen Teams offen gesprochen. Wir möchten das so normal wie möglich handhaben ohne Hysterie. Das Wichtigste: Wir achten sehr auf Hygienemaßnahmen!

Was ärgert dich in der aktuellen Corona-Zeit politisch?
PSj.:
Es ärgert mich, dass wir Friseure eine so schwache Lobby haben. Die Gastronomie erhält Gutscheine, denen werden wöchentliche Tests gezahlt, aber für die Friseurbranche kommt nichts.
Da höre ich doch glatt aus Innungskreisen, dass es unserer Branche ja so gut ginge. Also das Geld und die Umsätze, die wir verloren haben, bringt mir keiner mehr zurück. Es muss klar sein, dass wir die ganze Zeit für alle Verpflichtungen und Kosten, die wir hatten, voll weitergezahlt haben. Dieses Geld ist weg. Da kann ich tun, was ich will.

Wie setzt ihr euch als Unternehmer dafür ein?
PSj.:
Da müssen alle laut schreien, wir müssen gebündelt auftreten. Die Friseurinnung ist da viel zu wenig präsent.
Weißt Du, in der Corona-Zeit wird dir gesagt das Veranstaltungen nicht stattfinden, aber dann demonstrieren tausende, wie ich glaube 50.000 Menschen am Ring entlang, zum Großteil ohne Schutz, und keiner sagt was. Da fühle ich mich verarscht. Da spielt es auch keine Rolle, was das Demothema ist und so wichtig wie ich dieses Thema selbst auch finde, aber Hotels, Restaurants, Bars, Kulturbetriebe leiden und stehen vor den Trümmern ihrer Existenzen.

Rückblickend, was war für dich die wichtigste Entscheidung in Corona-Zeiten?
PSj.:
Als die Corona Lockdown Verkündung kam, war unser erster Beschluss, dass es keine Option ist auch nur einen Mitarbeiter zu kündigen. Wir würden uns sehr wahrscheinlich wieder so entscheiden, obwohl das aus heutiger Sicht die finanziell und wirtschaftlich schlechtere Entscheidung war.

Dein Vater und Du: Wie teilt ihr euch die Geschäfte auf?
PSj.:
Der Papa und ich machen die Geschäftsleitung gemeinsam. Ich habe begonnen mit ‚the Hairstyle by Schaider‘, welches ich ja von der Pieke aufgebaut habe und wodurch ich sehr viel gelernt habe. Mittlerweile bin ich in der Geschäftsleitung aller Betriebe (the Hairstyle by Schaider, Hair Fair, Strassl-Schaider Salons). Wir haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander, aber jeder hat so seine Bereiche.

„Mein Vater ist der Finanzminister der Firma, das ist sein Ding.“

Welches sind deine Bereiche?
PSj.:
Meine Bereiche sind die Entwicklung der Salons und der Mitarbeiter. Ich führe die Salongespräche. Natürlich gibt es Überschneidungspunkte, mein Vater ist halt der Finanzminister der Firma, das ist sein Ding.

Gibt es Bereiche wo ihr Meinungsdifferenzen habt und du manchmal denkst, ach lass mich doch?
PSj.:
Also so heftig würde ich das nicht sagen, aber natürlich haben wir unsere Generationenthemen. Doch in 99% der Fälle treffen wir uns bei 50%. So funktioniert das wirklich gut.
 
Schaider Senior ruft genau jetzt an

PSj.: Ich rede gerade über dich mit der lieben Raphaela…… Nur Gutes, nur Gutes ….  Liebe Grüße

Beim nächsten Mal ist wieder Peter Schaider Senior dran, aber im März hatten wir bereits den Vater.
PSj.:
Mein Vater lässt mir extrem viel Freiraum, dafür bin ich sehr dankbar, aber den habe ich mir erkämpfen müssen. Jeder, der meinen Vater kennt, weiß, dass du durch Leistung bewertet wirst und das habe ich über den harten Weg gelernt.

Was war der harte Weg?
PSj.:
Ein Beispiel: Mein Vater sagte immer zu mir dies ist dein erstes Geschäft ‚the Hairstyle by Schaider‘ im 3. Bezirk. Plötzlich sagte er: „Ich habe eine großartige Nachricht für dich, ich habe eine fantastische Salonmanagerin für dich und diesen Salon.“ Mein erster Gedanke war „WAS“ das hätte doch mein Salon werden sollen. Irgendwann nahm ich allen Mut zusammen und fragte meinen Vater, was ich da denn nun sei, in der Annahme er sagt mir jetzt: „Na der Chef!“ Daraufhin meinte er nur, es käme ganz allein auf mich an, denn je nachdem wie gut ich sei, würde ich als Lehrling oder als Stylist angesehen werden. Im Nachhinein war das, das Beste was mir passieren konnte, denn so habe ich mir alles von ganz unten erarbeiten müssen. Ich kann heute sagen ich habe in unserem wunderschönen Beruf vom Zusammenkehren bis zum Friseur-Weltmeister alles erreicht und das macht mich, nach eigenem Empfinden, gegenüber unseren Mitarbeiten authentisch.

Und falls die Frage kommt, ob es heute noch die gleiche Salonleitung ist: Ja es ist noch immer die gleiche und ich bin sehr stolz, dass wir uns nach ca. 13 Jahren immer noch so gut verstehen.

Wie blickst du nach vorne?
PSj.:
  Wir stehen alles als Familie durch, in guten wie in schlechten Zeiten und stehen voll und ganz hinter unseren Mitarbeitern. Jetzt wo ich Vater werde, messe ich dem Ganzen sogar noch mehr Bedeutung bei.

Du wirst Papa, oh wie wunderschön, ich gratuliere von Herzen und wünsche Dir eine weiterhin gute, erfolgreiche Zeit!

Jobs in einem Salon der Schaider Gruppe findet ihr auf jokira.at