Credit: Karin Hackl Photographie

30.07.2020

Nadine Kern: Es war mir schrecklich unangenehm, an Covid-19 erkrankt zu sein

Als Salonunternehmerin in Vöcklabruck und Covid-19 positiv. Wir haben nachgefragt, wie es Nadine Kern ergangen ist und welche Maßnahmen für ihren Salon ergriffen wurden.

Im Telefoninterview mit Juliane Krammer

Hallo Nadine, du warst an Covid-19 erkrankt, wie war denn dein Krankheitsverlauf?
Nadine Kern: Begonnen hat es mit starken Gelenksschmerzen und Kopfschmerzen. Zuerst dachte ich mir noch, ich sei von der Klimaanlage verkühlt. 4 Tage später habe ich meinen Geruchssinn verloren und da haben die Alarmglocken geläutet.

Wo hast du dich angesteckt?
NK: Ich war die Zeit davor mit fünf Freunden unterwegs. Fünf Tage später sind zwei Freunde und ich positiv auf das Virus getestet worden. Wo oder wer wen angesteckt hat, kann man nicht ganz nachvollziehen.

Wann und wie erfolgte die Testung?
NK:
Nachdem mein Geruchsinn weg war, wählte ich 1450. Die Bezirkshauptmannschaft teilte mir telefonisch mit, dass ich zu einer Testungsstelle fahren soll. Dort wird man direkt im Auto getestet. 9h später hatte ich das Ergebnis – per Telefon wurde mir mitgeteilt, dass ich positiv bin.

Was passierte dann mit deinem Salon? War dieser zu irgendeinem Zeitpunkt geschlossen?
NK:
Das war auch meine erste Frage an die BH: „Muss ich meinen Salon zusperren?“. Das musste ich nicht, weil ich schon die Woche vor Ausbruch nicht da war. Bei mir wurde zum Beispiel ab Zeitpunkt des Ausfalls vom Geruchsinn gerechnet.

Wie war das behördliche Prozedere?
NK:
Ich habe ein Formular per Mail erhalten, mit Infos, woran ich mich halten muss. So musste auch mein Lebensgefährte in Quarantäne, obwohl der getestet wurde und negativ war. Genauso habe ich mich von ihm isoliert. Wir haben in getrennten Zimmern geschlafen und immer 2m Abstand voneinander gehalten.

Gab es Kontrollen in der Quarantäne?
NK:
Nein. Auch im Salon hatte ich keine Kontrollen. Da ich einen relativ großen Salon habe und vor meinem Krankheitsausbruch nur kurz da war und auch Abstand zu allen gehalten habe, gab es keine zusätzlichen Maßnahmen.

Das heißt, dein Team wurde nicht getestet?
NK:
Solange niemand Symptome hat, wird auch nicht getestet – diese Info habe ich erhalten.

Wie haben denn deine KundInnen reagiert?
NK:
Zum Großteil verständnisvoll. Sie haben mir sogar gute Besserung ausrichten lassen. Es gab aber auch diejenigen, die sich weniger verständnisvoll zeigten, weil sie, aufgrund von Corona, länger auf einen Termin bei mir gewartet haben und dann gab es wieder eine Verzögerung. Es gab aber auch besorgte Kunden, die ihre Termine abgesagt haben.

Wie hat dein Team reagiert?
NK:
Sie alle standen, so wie immer, hinter mir. Ich habe sie auch darum gebeten, dass sie alle meine Termine anrufen, um abzusagen und auch gleich die Wahrheit mitzuteilen, warum ich nicht im Salon bin. Wir haben im Salon wirklich strenge Sicherheitsvorkehrungen - auch schon vor meiner Erkrankung -, so konnten auch Bedenken minimiert werden, da alles mit der BH abgeklärt wurde.

Hast du einen weiteren Test gemacht?
NK:
Nein, man wird nicht mehr getestet. Man muss 48h symptomfrei sein und sich dann anschließend beim Hausarzt melden. Dieser verfasst die Gesundmeldung an die BH. Mir ging es sogar schon länger als 48h gut, habe aber trotzdem noch abgewartet, damit ich sicher nichts riskiere.

Es war mir schrecklich unangenehm. Man fühlt sich so schlecht dabei, das ging auch wirklich auf die Psyche. 

Muss es einem unangenehm sein, an Covid-19 erkrankt zu sein? Besonders als Unternehmerin?
NK:
Es war mir schrecklich unangenehm. Man fühlt sich so schlecht dabei, das ging auch wirklich auf die Psyche. Denn man bekommt auch unangenehme Nachrichten. Obwohl ich weiß, dass ich alles richtig gemacht habe, wurde ich die Schuldgefühle nicht los.

Ruhe bewahren und keine Panik verbreiten. Genauso: Respekt vor dem Virus haben, aber auch offen damit umgehen.

Was rätst du als Unternehmerin KollegInnen, wenn sie in eine solche Situation kommen?
NK:
Ruhe bewahren und keine Panik verbreiten. Genauso: Respekt vor dem Virus haben, aber auch offen damit umgehen. Ich habe mich zu Beginn dafür geschämt. Aber es ist auch wichtig, sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was andere Leute denken, geschweige denn, erzählen.

Hast du dich deswegen für ein offizielles Statement auf deiner Facebook-Seite entschieden?
NK: Ja, genau. Mir war es wichtig, dass die Kunden wissen, dass ich Verantwortung übernehme und sofort reagiert habe. Wir haben uns von Anfang an, an alle Vorschriften gehalten. Damals waren vereinzelt Kunden der Meinung, wir seien zu streng und übervorsichtig. Aber jetzt fühle ich mich bestärkt, in meinem Vorgehen.  

Vielen Dank für deine Offenheit und dieses Gespräch! Ich wünsche dir alles Liebe und Gesundheit für die Zukunft!