Credit: Haare von Assel

25.08.2022

Markus Assel: Bei meinen Balayage-Preisen wird manchmal geschluckt

Er ist das Gesicht der österreichischen Barber Angels und Farbspezialist durch und durch. Seine „Blond-Zaubermischung“ bastelt er im Baukastensystem selbst und Männer im Beach Look zahlen schon mal 350 Euro.

Im Gespräch mit Katja Ottiger
 

Markus, du bist Barber-Angel. Warum?
Markus Assel:
Weil jeder ein Gefühl der Gleichwertigkeit braucht. Ich möchte mittellosen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und sie als König oder Königin fühlen lassen.

„Jeder Mensch braucht ein Gefühl der Gleichwertigkeit.“

Du bist eines der Gesichter der österreichischen der Barber Angels - wie bist du dazu gekommen?
MA:
Ich habe die Barber Angels einfach über Facebook angeschrieben. Das kann jeder tun. Kerstin Distler hat die Barber Angels von Deutschland übernommen und in Österreich aufgebaut. Wir sind stark in den Medien vertreten und viele Menschen finden toll, was wir machen. Das ist natürlich auch Image, aber niemals der Grund, weshalb ich es tue.

Baut man über die Jahre Kontakt zu diesen Menschen auf?
MA: Wenn ich durch Klagenfurt marschiere, treffe ich immer wieder jemanden, der ruft: „Hey, Barber Angel!“. Da kommt man natürlich ins Gespräch. Ich bin ja zwischen 10 bis 12 Mal im Jahr im Einsatz. Und auch meine Frau als Nichtfriseurin ist in der Organisation tätig und meine Kinder desinfizieren bei den Einsätzen Arbeitsmittel oder verteilen Goodie Bags.

Auch wenn du so ausschaut, als wärest du eher ein Barber – du bist Farbspezialist!
MA:
Ja! Meine Steckenpferde sind Balayage und Blond.

Was ist Trend in Sachen Balayage?
MA:
Balayage ist nach wie vor absolut Trend. In allen Farbkombinationen von total bunt bis zum kühlen Blond. Generell wird es sandiger, goldiger und weicher.

Ist Balayage auch Männerthema?
MA:
Ja, aber seltener. Ich hatte schon Herren im Beach-Look, denen ich nach dem Haare schneiden, blonde Strähnen ins lange Haar empfohlen habe. Und das für 350 Euro!

Das ist höherpreisig?
MA:
Ja - zumal ich an der Grenze zu Slowenien bin und das Preisniveau dort ein Drittel unter unserem liegt.

Wie hebst du dich ab?
MA:
Bei mir gibt es immer ein intensives Beratungsgespräch und einen Kostenvoranschlag. Da wird öfters mal geschluckt. Aber wenn sich die Kundinnen dann meine Instagram-Seite anschauen oder über diese Seite zu uns kommen, ist der Preis meist kein Thema mehr.

Du arbeitest im Farbbereich mit #mydendity, die vom amerikanischen Hair Artist Guy Tang entwickelt wurde. Ist dir Friseur-DNA bei der Markenwahl wichtig?
MA:
Ich bin über Instagram auf #mydendity aufmerksam geworden und vom Farbkonzept total begeistert. Das bietet 70 Nuancen im Farb- und Tönungsbereich und ich kann mir im Baukastensystem jede Farbe selbst zusammenbauen.

Hast du eine Lieblingsrezeptur?
MA:
Absolut! Meine Zaubermischung, die funktioniert immer! … Aber die verrate ich nicht. (lacht)

Dein Tipp bei zu vielen Rotpigmenten?
MA:
Die Aufhellung macht das Ergebnis. Und die Zaubermischung. (lacht).
Rot-Orange-Pigmente sind in Europa Standard. Die richtige Aufhellung funktioniert mit niedrigem Wasserstoff, ich arbeite mit maximal 6 Prozent, die kann ich 60-90 Minuten einwirken lassen und habe dann die richtige Basis, um ein schönes, kühles Blond zu glossen.

Was bekommen Balayage-Kund*innen von dir mit nach Hause?
MA:
Wenn sie das Ergebnis auf lange Sicht haben möchten, empfehle ich immer die „MyHero“-Serie von Guy Tang. Das Collagen Repair Spray macht schönen Glanz ins Haar, auch wenn sich das Glossing herauswäscht. Und nach maximal 6 Wochen empfehle ich immer einen Nachfolgetermin zum Auffrischen.

Ist der Nachfolgetermin preislich inkludiert?
MA:
Nein. Bei mir haben alle Kundinnen ein, zwei Wochen Reklamationsfrist. Sollte sich z.B. durch ein „Billigshampoo“ etwas verändert haben, bieten wir ein weiteres Glossing an.

Du beziehst deine Produkte über die Schweizer Firma BLUEBOX, die seit 2018 in Österreich aktiv ist. Warum diese?
MA:
Weil ich absolut zufrieden bin. Ich beziehe alles, was ich brauche: von der Farbe übers Glätteisen bis hin zu Einweghandtüchern. Sie sind entgegenkommend und in der Kommunikation auf Augenhöhe. Ich bestellte nur, wenn ich etwas brauche und nicht, weil ich einen gewissen Umsatz machen muss, um zwei Prozent Bonus zu bekommen.

Du warst lange Jahre TIGI-Kunde. Wie war das Aus für dich?
MA:
Ich bin mit Tony&Guy groß geworden, war 25 Jahre lang TIGI Kunde. Die Marke, die Trainer - das war für mich Familie und plötzlich macht es puff und alles ist vorbei. Das hatte sich nicht wirklich abgezeichnet, auch wenn es ein paar Gerüchte gab - bis dann im Herbst die Nachricht kam, dass mit 31.12.2021 Schluss ist.

Ausbildung? „Private Friseurschule – das macht für mich mehr Sinn.“

Im Moment hast du gerade keinen Lehrling. Passt das Ausbildungssystem für dich?
MA:
Absolut nicht. Die Berufsschule bei uns ist so ein Thema, aber um es auf den Punkt zu bringen: altbacken. Wir haben den letzten Lehrling in Villach auf eine private Friseurschule geschickt - zweimal zwei Wochen zur Ausbildung für die Basics, um ihn gleich imSalon einsetzen zu können. Nach einem dreiviertel Jahr dann noch einmal zum Basic Cut. Darauf kann ich aufbauen und macht für mich mehr Sinn als Berufsschule. Das kostet Geld, aber Ausbildung kostet nun mal Geld.

Ein Wunsch an deine Kolleg*innen?
MA
: Friseure sind prinzipiell geile Menschen und wir sind eine eigene Spezies! Was ich mir allerdings mehr wünschen würde, wäre eine bessere Community. Gerade im engeren Umkreis und dass der Neidfaktor nicht so hochgeschrieben wird.

Wie meinst du das?
MA:
Ich habe lange allein gearbeitet und manchmal auch Kundinnen an Kollegen weiterempfohlen, bei denen ich weiß, dass sie beispielsweise Dauerwelle viel besser können als ich. Das ist nun mal nicht mein Metier. Wenn ich etwas nicht kann, dann sage ich das den Kundinnen ganz offen. Ich hatte dann aber schon den Fall, dass ich von Kolleg*innen angerufen wurde, was mir denn einfiele, einfach Kundinnen weiterzuschicken.

Unabhängig von den Barber Angels, habe ich viel Kontakt zu deutschen Kolleg*innen und empfinde den Zusammenhalt in der Branche dort besser als bei uns in Österreich.

Interessierst du dich eigentlich für Innungsarbeit?
MA:
Überhaupt nicht. Da bin ich ganz offen: Unsere Innung ist so altbacken wie unsere Ausbildung. Ich möchte niemandem zu nahetreten, aber es sind immer die gleichen Leute, mit denen sich nichts ändert. Und Kritik ist leider auch nicht angebracht.

Über Markus Assel

  • 1 Salon in Eberndorf, Kärnten: "Haare von Assel"
  • 1 Friseurin | 1 Assistentin | derzeit keinen Lehrling
  • Barber Angel seit 2018
  • Haare von Assel Facebook