Lauren Bowker ist Material-Alchemistin und Gründerin von T H E U N S E E N Beauty | Credit: Schwarzkopf Professional / The Unseen Beauty

13.07.2022

Lauren Bowker: Bio-Engineering wird frischen Wind in den Haarsektor bringen

Was habt ihr noch nie zuvor gesehen? Diese simple Frage stellte die Materialalchemistin und Visionärin Lauren Bowker Schwarzkopf Professional. Entstanden ist eine holographische Farbe, die es tatsächlich noch nie gab, ...

Wir treffen T H E U N S E E N Gründerin Lauren Bowker, dem Mastermind hinter der holographischen, prismatischen Haarfarbe ►Colour Alchemy in London und erhalten spannende Einblicke in die gemeinsame Farbinnovation mit Schwarzkopf Professional.

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

„Ich fragte ihn, was er noch nie in seinem Handwerk gesehen hatte,..“

Lauren, wie entstand die Idee, eine holographische Haarfarbe zu kreieren?
Lauren Bowker:
Die Idee entstand während eines Gesprächs mit Simon Ellis, dem Creative Director von Schwarzkopf Professional. Ich fragte ihn, was er noch nie in seinem Handwerk gesehen hatte, jedoch gerne sehen würde. Er antwortete ein Schillern im Haar, wie das eines wunderschön leuchtenden Käfers am Amazonas, der einen mit seinen strahlenden Farben hypnotisiert. Es stimmt, Menschen, die an uns auf der Straße vorbeilaufen, sehen wir nie schillern. So fing unsere Unterhaltung über sein „Unseen thing“ an und ob wir so eine lebendige, holographische und dreidimensionale Haarfarbe überhaupt kreieren könnten.

Wann war das?
LB:
Vor genau 3 Jahren. Die Entwicklung dauerte rund 18 Monate, danach folgten weitere Monate, in denen wir uns auf die Produktion vorbereiteten. Es musste Rechtliches geklärt werden und es wurde sehr viel getestet.

Drei Jahre sind eine recht kurze Zeitspanne für die Entwicklung eines neuen Produkts. Was hat diesen verkürzten Zeitraum ermöglicht?
LB:
Es gab bereits von mir auf anderen Materialien eingesetzten Formulierungen, die nun speziell für Haare weiterentwickelt wurden.

Wie kam es dann zur Umsetzung mit Schwarzkopf Professional?
LB:
Das Team von Schwarzkopf Professional war dazu bereit, mit uns Grenzen zu überschreiten und an einer innovativen Formulierung zu arbeiten. Das war der Ausgangspunkt für meine Reise in den Hair&Beauty Sektor. Schwarzkopf Professional glaubt an die Marke „T H E U N S E E N“ und neben unserer wissenschaftlichen Qualifikation auch an unser kreatives Potenzial. Dieses wollten wir in einer Kollaboration zusammenbringen

Credit: Schwarzkopf Professional / T H E U N S E E N Beauty

Was war die größte Herausforderung im Entwicklungsprozess?
LB:
Das Herausforderndste war für uns nicht das Arbeiten an der Rezeptur, sondern den Glauben an das Produkt zu bewahren. Wir wussten, so etwas gab es noch nie, aber wir befanden uns inmitten einer globalen Pandemie und da stellte sich die Frage „Braucht es wirklich eine neue Haarfarbe auf dem Markt?“ Es handelt sich ja um ein recht kostspieliges Projekt und so ging es auch darum, ob sich das kommerzialisieren lassen würde

Du hast einen sehr philosophischen Zugang mit sehr unterschiedlichem Blickwinkel zu Projekten, wie gestaltet sich da die Zusammenarbeit mit der Industrie?
LB:
Das erfolgte in verschiedenen Abschnitten, zunächst mussten wir ja erstmal einander mit unseren verschiedensten Arbeitsweisen kennenlernen. So hatten wir immer wieder Workshops, um dann wieder in unsere Welten abzutauchen, aus der wir mit einem Prototyp zurückkamen. Wir waren die Expertinnen der Magie und Schwarzkopf Professional der Experte für Haarrezepturen. Es war super kollaborativ, wir mussten aufeinander vertrauen und das lief super.

Das ist Ihr erster Produktlaunch in der Haarindustrie. Gibt es Ideen für weitere Projekte?
LB:
Es ist tatsächlich nicht unsere erste Berührung mit Haar. Wir haben bereits „Spectre Hair“ eingeführt. Es ist aber die erste kommerzielle Kooperation mit der Industrie und es wird auch nicht die letzte sein. Wir haben viel darüber gelernt, wie Friseure arbeiten und das hat viele Gedanken inspiriert, was wir noch machen könnten. Wir sind auch von der Idee beseelt uns intensiver der Haut zu widmen, um eine Brücke zwischen Kosmetik und Haar kreieren zu können. Es geht um unterschiedliche Materialien: das Haar, im materiellen Sinn, ist nur eine Erweiterung des Menschen. Wieso muss Schönheit auf der Haut aufhören?

Sie kreieren Produkte, die visualisieren, was wir nicht sehen können. Welche Rolle spielt das Haar dabei?
LB:
Wie wir unsere Kleidung tragen, uns schminken und unsere Haare stylen, ist ein Ausdruck unseres Selbst. Wir haben eine innere Welt und eine äußere Schale und diese beiden Schalen passen nicht immer zusammen. Identifiziere ich mich mit dem, was ich von mir zeige? Wenn wir intelligente Produkte haben, die sich an Veränderungen anpassen, ermöglicht das noch mehr Ausdrucksmöglichkeiten und Wege, die innere Person nach außen zu tragen und unsere Außen- und Innenwelt miteinander zu verbinden. Das würde die Welt verbessern, zu gegenseitigem Verständnis und Kindness beitragen.

Sie sind Materialalchemistin, was hat Sie zum Haar gebracht?
LB:
Haar ist für mich eine Grenze zwischen Innen- und Außenwelt, ein weiteres Material, mit dem ich spielen kann.

„Ich denke die Wissenschaft, insbesondere Bio-Engineering, wird frischen Wind in den Haarsektor bringen aber das braucht denke ich auch noch Zeit.“

Was denken Sie über die Innovationskraft der Haarindustrie?
LB: 
Ich bin keine Haarexpertin, das ist nicht mein Gebiet. Aber ich habe tolle Innovationen im Biosektor beobachtet, wie synthetisierte oder genetisch gewachsene Inhaltsstoffe, die die Haarpflege revolutioniert haben. Im Bereich der Haarfarben ist hingegen weniger passiert. Ich denke die Wissenschaft, insbesondere Bio-Engineering, wird frischen Wind in den Haarsektor bringen aber das braucht denke ich noch Zeit. Es passiert aktuell wohl mehr kreative Innovation durch die Friseure, die ihre Tools wie Künstler benutzen und innovative Dinge damit machen.

Die Colour Alchemy Rezeptur greift das Haar nicht an?
LB:
Ich habe schwarzes Haar und wenn ich eine andere Farbe wollen würde, müsste ich es blondieren. Colour Alchemy sitzt hingegen auf dem Haar und verleiht dunklem Haar, wie meinem ein buntes, strahlendes Schimmern. Es funktioniert ähnlich wie Feuchtigkeitscremes und legt sich als Farbfilm aufs Haar, ohne ihm zu schaden. Dadurch, dass es sich nach einem Mal auswäscht, ist es auch kein großes Commitment – wenn man es nicht mag, kann man es wieder auswaschen.

Vielen Dank Lauren, für diese spannende Gespräch. Colour Alchemy ist auch für mich very Unseen, und ich sehe viel. Ich freue mich schon auf euer nächstes Projekt.