Karin Wagner ist seit Januar 2023 Landesinnungsmeisterin der Friseure in Kärnten | Credit: Caroline Knauder Fotografie

14.02.2023

Karin Wagner: Es liegt an uns, auch Ausbildung neben dem dualen System zu kreieren

Karin Wagner ist neue Kärntner Innungsmeisterin - mit positiver Sicht auf die Friseurbranche und Ideen zu modularer Ausbildung ab 18 Jahren.

►Georg Wilhelmer geht in Pension und tritt von seiner Funktion als Kärnter Landesinnungsmeister zurück. Als seine Nachfolgerin hat er Karin Wagner ernannt. Damit verstärkt sie neben Erika Rainer (OÖ), Doris Schneider (Stmk) und Silvia Rupp (NÖ) die Riege weiblicher Landesinnungsmeisterinnen in Österreich.

Wir gratulieren herzlich und bitten Karin Wagner, die in St. Veit nach Jahren als Salonbetreiberin nun bereits seit 8 Jahren als EPU arbeitet, zum Gespräch über persönliches Downsizing und zukünftige Ausbildungsmodule zwischen Positionierung und Prestigegestaltung.

Im Gespräch mit Katja Ottiger
 

imSalon: Karin, wusstest du im Vorfeld von deiner Ernennung zur neuen Landesinnungsmeisterin in Kärnten?
Karin Wagner: Nein. Mit Georg Wilhelmers Frage, ob ich diese Funktion als seine Nachfolgerin übernehmen möchte, habe ich überhaupt nicht gerechnet und sehe darin eine extreme Wertschätzung. Die Herausforderung ist eine besondere und ich bin mir bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete.

Die nächste offizielle Wahl findet in zwei Jahren statt - du könntest also auch abgewählt werden?
KW:
Darüber mache ich mir im Moment keine Gedanken, vielmehr stecke ich schon stark in den ersten Terminen und meinen Überlegungen, wie ich alle Friseur*innen und Unternehmer*innen in Kärnten bestmöglich unterstützen kann.
Georg hatte mich immer in seine Arbeit mit eingebunden und ich fühle mich gut vorbereitet.

Welche Eigenschaften zeichnen dich als Innungsmeisterin aus?
KW:
Ich bin ein lösungsorientierter Mensch, auch wenn das manchmal ein Fluch ist (lacht). Ich bin organisatorisch gut und treffe gern schnelle Entscheidungen. Und ich bin jemand, die Sachen gern wegarbeitet und Dinge nicht gern aufschiebt.

„Ein großer Bereich, auf den ich fokussieren möchte, ist die Ausbildung.“

Worin siehst du die Hauptpunkte auf deiner Agenda?
KW:
Die Frage ist, was die Branche braucht und in welche Richtungen die Entwicklungen gehen. Ein großer Bereich, auf den ich fokussieren möchte, ist die Ausbildung. Es ist ja nicht nur so, dass viele Betriebe nicht mehr ausbilden, es gibt auch keinen Pool an Auszubildenden.

Was schwebt dir vor?
KW:
Wir benötigen neue Ausbildungsmodelle! Damit greife ich nicht die klassische duale Ausbildung an, denn die funktioniert in vielen Betrieben gut. Mein Gedanke ist, Menschen ab 18 Jahren, nach einer Ausbildung bzw. nach der Matura, für Teilbereiche auszubilden. So können sie im Salon unterstützend tätig sein. Diese Leute sollten, beispielsweise über ein Modulsystem, so gut ausgebildet werden, dass sich ihnen die Möglichkeit bietet, auch eine komplette Friseurausbildung absolvieren zu können. 

Ausbildung in Modulen - über private Friseurschulen oder das WiFi, in welchem du selbst als Trainerin tätig bist?
KW:
Das sind gerade die ersten Gespräche, die ich derzeit z. B. mit der Lehrlingsstelle führe, um rechtliche Unterstützungen auszuloten, aber auch Ideen, die im Ausschuss diskutiert werden können, wie solch eine Ausbildung in der Praxis aussehen und finanziert werden kann. Ob das am Wifi stattfinden kann, in privaten Schulen oder in einem Unternehmen, das gilt es abzuklären. Fakt ist, dass wir keine Zeit zu verlieren haben und es liegt an uns, eine Ausbildung zu kreieren, die auch abseits des Betriebes stattfinden kann.

2017 wurden die Berufsschulen in Spittal und Villach geschlossen. Alle Friseurlehrlinge müssen seitdem nach Klagenfurt. Fünf Jahre später, wie sind die Erfahrungen?
KW: Prinzipiell hätte ich es gut gefunden, eine der beiden Schulen, Spittal oder Villach, im Kärntner Hinterland zu erhalten. Letztlich war es eine politische Entscheidung und es war irgendwann klar, dass es, trotz vieler Gespräche und Schreiben vonseiten der Landesinnung, kein Zurück geben wird.
Heute denke ich, dass von dieser Zusammenlegung und Bündelung der Ansprechpartner sowohl die Berufsschullehrer*innen als auch Berufsschüler*innen profitiert haben. Als lösungsorientierter Mensch denke ich immer, dass man mit Veränderungen leben kann und sich neuen Entwicklungen stellen muss. 

Nur noch geschätzt 20 % der Betriebe in Österreich bilden aus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen aber viele. Wie könnten zukünftig die wenigen ausbildenden Betriebe unterstützt werden, z.B. durch Transferzahlen ähnlich dem Sport?
KW:
Ich halte nichts davon, dass Betriebe, die nicht ausbilden - aus welchen Gründen auch immer - Pönale zahlen sollten. Alle Betriebsformen haben ihre Berechtigung. Deshalb wäre auch eine hochwertige Ausbildung außerhalb eines Betriebes notwendig, um Fachkräfte zu sichern.

Das Geld, das alle Unternehmen in die Wirtschaftskammer einzahlen, wird von uns in der Innung verantwortungsvoll genutzt, in dem wir beispielsweise Lehrlinge mit zusätzlichen Trainings unterstützen, die Chance von Wettbewerben bieten und Shows veranstalten, bei denen wir immer darauf schauen, dass Lehrlinge davon profitieren können. Zudem gibt es zahlreiche Förderungen bei Lehrlingsseminaren.

Downsizing ist ein großes Thema im Handwerk. Du hast selbst knappe 20 Jahre ausgebildet, hattest bis zu 10 Mitarbeiterinnen. Jetzt arbeitest du als EPU? Wie gehst du mit Kritik diesbezüglich um?
KW:
Ich bin seit 27 Jahren selbstständig und weiß, dass es für mich persönlich derzeit das Beste ist und sehe darin keine Kritik. Aber genau weil diese Kritik gern entsteht, brauchen wir dringend ein zusätzliches Ausbildungsmodul, weil es eben immer mehr EPUs gibt.

„Den Fachkräftemangel können wir nicht wegreden, aber vielleicht wird dieser Engpass den Wert unseres Handwerkes (…) anpassen.“

Welche Herausforderungen siehst du für 2023 auf die Betriebe zukommen?
KW:
Ich möchte 2023 positiv beleuchten: Wir haben es geschafft, die Löhne besser zu gestalten, das ist wichtig und richtig, um die Mitarbeiter*innen, die wir haben, gut zu positionieren. Den Fachkräftemangel können wir nicht wegreden, aber vielleicht wird dieser Engpass den Wert unseres Handwerkes dem Wert anderer Handwerker gegenüber anpassen. Denn wenn du rar bist, bekommst du Mehrwert, wodurch die längst fällige Preiskalkulation stattfinden kann.

Ich beleuchte gern, was positiv gestaltet werden kann. 2023 ist Anstoß zu Positionierung und Preisgestaltung.   

Über Karin Wagner:

  • Seit 13 Jahren Bezirksinnungsmeisterin St. Veit
  • Unterricht am Wifi Vorbereitungskurs Meisterprüfung
  • Organisation LLWB, Trainings und Kommunikation mit Berufsschulen
  • Bundesinnung Arbeitskreis Wettbewerb und Aus-und Weiterbildung
  • Redaktionsleitung und Admin Instagram- und Facebookseite @karrieremitschere
  • Redaktionsmitglied der Kärntner Friseurzeitung Haarstark
  • Vorsitzende der LAP, Prüferin der ZWP und MP
  • Jurymitglied bei Wettbewerben

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